Chaos in London

Gerade gelandet. Alhamdulillah. Jetzt nur nochmal schnell versuchen jemanden im Hotel zu erreichen und Bescheid geben, dass wir noch kommen und unser Vierbettzimmer mit zusätzlichem Babybett brauchen werden! Oh, Gott… wie sich das anhört. Einfach nur broke! Was treibt mich immer wieder dazu eine neue Kollektion rauszubringen und uns jedes Mal in den finanziellen Ruin zu stürzen?

Normale Menschen können sich normale Hotelzimmer leisten. Wir müssen alle für eine ganze Woche  in einem kleinen Zimmer voller Betten unterkommen. Einfach nur Betten! Wie unterdrückte Handwerker aus den Doku-Filmen, wenn man zeigen will, unter welch schlechten Umständen sie leben müssen. Na gut, sooooo schlimm wird es wohl nicht sein. Ist ja eh nur für eine Woche gedacht.

Mein Bruder übernimmt das Telefonat: „Hello, my friend. My name is…. and we’ve booked a room…. oh, really??? But how…. but… we’ve got a baby with us… ok, I understand… no problem. Thank you…“

Oh, nein!!!! Ich kann es riechen! Wir sind hier, mitten in London, mitten in der Nacht, schon wieder 2:00Uhr. Und wir haben ein FETTES Problem! Unser Hotelzimmer ist weg! Einfach weg!

„Warum legst du einfach auf? Ich hab das Hotelzimmer für eine ganze Woche gebucht! Dann erwarte ich auch dass es eine Woche lang uns gehört! Auch wenn es leer steht!!! ES GEHÖRT EINFACH UNS! Das können die doch nicht machen…“ – „Komm mal wieder runter!“, unterbricht mich mein Bruder. „Wir sind ganze 12 Stunden zu spät! Was hast du denn erwartet?“

Er hat Recht. So wie immer eigentlich. Wie kann er so cool bleiben, während ich in Gedanken die Rezeptionsmenschen einen nach dem anderen… hmm, nein, meine Gedanken wollt ihr nicht wissen!

„Und was jetzt? Sollen wir etwa unter der London Bridge schlafen?“  Er nimmt Baby Linda auf den Arm und geht schon los: „Kommt jetzt. Wir sollen trotzdem erst mal zum Hotel fahren. Der Mann am Telefon war ganz nett und meinte sie würden gerade nach einer Lösung suchen. Entweder werden wir verteilt oder sie finden für uns etwas Vergleichbares in ihren benachbarten Hotels.“

Maaaaaan, wie kann er nur so cool bleiben. Das frag ich mich immer noch!

Wir werden vom selben Hotelmitarbeiter empfangen mit dem wir telefoniert hatten: „Welcome! We hope you had a good flight…“ Der soll mal zum Punkt kommen! Ich will schlafen! „We are so sorry about the misunderstanding!“, fährt er fort. „We think our management found you a good solution and the best thing is: you will pay the same! Please follow me.“

Während er den letzten Satz sagt, nimmt er zwei unserer Trolleys und verlässt das Hotelgebäude.

Wassss??? Nein! Ich will ihm nicht folgen! Niemals! Schnell flüstere ich meinem Bruder zu: „Lass uns verschwinden! Der Typ verlässt das Hotel und wir sollen ihm folgen? Wohin denn bitte? Was ist, wenn er gar nicht ER ist? Was, wenn er zu irgendwelchen Menschen- oder Organhändlern gehört? Was, wenn das alles nur ein großes…“ – „Meriem, bitte! Du bist seit Wochen einfach nur mega überarbeitet, hast seit Tagen nicht geschlafen und fängst jetzt an durchzudrehen. Wenn du dich sicherer fühlst, bleib einfach etwas hinter mir. Dann geh ich halt als Erster drauf und ihr könnt abhauen!“ Okay, bin einverstanden. Dann soll er halt den Superhelden spielen.

Wir folgen dem Mann. Es dauert nicht lange. Wir müssen nur um die Ecke. Er öffnet die Tür eines kleinen Bungalows und bleibt draußen stehen. Wie jetzt? Sollen wir da jetzt alleine rein und unser Zimmer suchen? Die anderen Gäste schlafen doch bestimmt. Wir können doch nicht einfach ein Zimmer nach dem anderen öffnen.

Mein Bruder fragt kurz nach. Die Antwort: „It’s all yours! We hope you like it!“

Oh, mein Gott! Ein ganzer Bungalow? Nur für uns? Kaum sind wir alleine, geht die Erkundungstour los: zwei riesige Schlafzimmer, ein großes Bad mit Whirlpool, eine vollausgestattete Küche im Wohnbereich, Garten und Terrasse! Ein Traum!

Alhamdulillah…

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