Digital Media Women – starke Frauen in digitalen Berufen

„Ich sehe mehr Chancen als Herausforderungen.“

Frauen und ihre Expertise sichtbarer machen – das ist das Ziel der Digital Media Women.

Sarah Pust ist Mitgründerin der Digital Media Women und Digitale Beraterin und Profi für Werbetext, Social Media, Content Marketing, Redaktion und PR bei www.pusteblumemedia.de . Sie teilt ihr Wissen als Mentorin und in Vorträgen und moderiert bei Konferenzen wie der Digital Nomads Conference, re:publica, Reeperbahnfestival und Social Media Week. Für euch haben wir Sie zum Thema Frauen in digitalen Berufen befragt.

BASMA: Digital Media Women – das hört sich nach starken Frauen und ganz viel Selbstbewusstsein an. Wie habt ihr als Gründungsteam euch gefunden?

Sarah Pust: Im Jahr 2010 waren wir acht Frauen rund um Initiatorin Carolin Neumann, die sich zufällig über Online-Netzwerke wie T witter und XING kennengelernt haben. Wir hatten alle digitale Expertise und eine gemeinsame Fragestellung: Warum stehen auf den Konferenzbühnen hauptsächlich Männer, wenn wir doch selbst so viele kompetente Frauen kennen, die aber irgendwie unsichtbar bleiben? Der Frage sind wir mit viel ehrenamtlichem Engagement auf den Grund gegangen. Heute, fünf Jahre später, sind die Digital Media Women ein eingetragener Verein mit über 60 ehrenamtlichen Orga-Frauen bundesweit und mehr als 5.000 Mitgliedsfrauen und Männer in der Community. Wir stärken Frauen darin, ihre Expertise zu zeigen und gehen mit gutem Beispiel voran, halten Vorträge und teilen unser Wissen. Unsere Frauen machen tolle Arbeit.

Wohin soll euch eure Reise in den nächsten 5 Jahren führen?

Wir möchten das Netzwerk weiter ausbauen und noch mehr Frauen erreichen, in Führung zu gehen. „Digital Leadership“ bedeutet für uns, unsere Lebenswelt in Übereinstimmung mit unseren inneren Werten zu prägen. Daher werden wir auch verstärkt auf politischer Ebene als Beraterinnen und Impulsgeberinnen agieren.

Foto: Rieka Anscheit
Foto: Rieka Anscheit

 

 

 

 

 

 

 

 

In eurer Community auf Facebook tummeln sich mittlerweile mehr als 5000 Mitglieder, die sich selbst als Digital Media Wmomen bezeichnen. Gibt es eine Erfolgsgeschichte aus diesem Netzwerk, das euch besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es gibt zahlreiche Erfolgsgeschichten. Die DMW sind für mich Kolleginnen, Vorbilder und Gesprächspartnerinnen auf Augenhöhe, mit denen ich tägliche Herausforderungen besprechen kann. Der Support und die Hilfsbereitschaft in unserem Netzwerk sind sehr groß und jede hilft der anderen, wo sie kann. Wir haben viele Frauen, die ihre Familien ernähren oder gleichberechtigt mit ihrem Partner das Familieneinkommen erwirtschaften. Jede Frau, die sich aus Abhängigkeiten befreit und mit ihrer Expertise ihr eigenes Geld verdient, schreibt Erfolgsgeschichte.

Sarah, du selbst hast dich auf die Themen IT, Gesundheit und Karriere spezialisiert und arbeitest als selbstständige digitale Beraterin und Texterin. Wo siehst du in Zeiten der Digitalisierung die besondere Herausforderung, insbesondere für Frauen?

Ich sehe mehr Chancen als Herausforderungen. In der Digitalisierung sind wir ortsunabhängig und arbeiten wann und wo wir wollen. Wir sind frei, ein Online Business zu gründen und überall im Internet gibt es Menschen, die in Kursen, Webinaren, Blogs und Podcasts ihr Wissen teilen und uns in die Lage versetzen, diese Tipps selbst umzusetzen. Manchmal kommt es mir vor, als ob wir mit dem Internet rechts überholen. Gerade die Wege, die Frauen in klassischen Hierarchien versperrt sind, werden durch die Transparenz des Internet sichtbar und können so verändert werden.

Die Herausforderung besteht für mich darin, sich nicht zu verzetteln, weil es so viele Möglichkeiten gibt, und die eigenen Kräfte gut einzuteilen. Denn unser Berufsleben ist manchmal wie Intervalltraining: Volle Leistung und Pause – immer abwechselnd.

Gibt es digitale Berufe für die sich Frauen überdurchschnittlich oft begeistern?

Die Kommunikations- und Organisationsberufe wie Social Media, PR, Medien, Design und IT-Projektmanagement überwiegen.

Welchen Tipp kannst du interessierten Lesern geben, die sich in der digitalen Welt selbstständig machen wollen?

Investiere deine Zeit in Networking Events, bei denen du dein Wissen ausbauen kannst und auch offline persönlich Kontakte zu digitalen Kolleginnen knüpfst. Mach dich nicht von einzelnen Kunden abhängig und suche dir einen Coach, mit dem Verhandlungsführung und Co. trainieren kannst, besuch unsere Themenabende dazu oder Kurse in der Digital Media Women Academy.

Abschießend wollen wir gerne von dir wissen: Stell dir vor du gibst eine Dinner-Party und hast einen Wunschgast – tot oder lebendig. Wen würdest du einladen? Und warum?

Von den Leserinnen von BASMA würde ich gern erfahren, wie sie das Digitalgeschäft erleben und welchen Input es aus ihrer Sicht zum Thema Digital Leadership gibt. Ich arbeite öfters von Istanbul aus und habe dort sehr herzliche moderne Musliminnen kennengelernt, die erfolgreiche Start-ups aufbauen. Je diverser unsere Branche ist, desto besser. Ich würde mir wünschen, dass mehr gläubige Frauen aller Religionen ihre Werte ins Geschäftsleben einbringen. Ich selbst bin evangelisch und versuche die „Goldene Regel“ der Weltreligionen, bei uns Christen die Kernaussage der Bergpredigt, in meinem täglichen Handeln einzubringen: „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“.

Ich respektiere es, wenn eine Frau sich entscheidet, ein Kopftuch zu tragen. Ich würde mir aber wünschen, dass moderne Musliminnen ihre persönlichen Leitmotive transparenter machen. Nicht hinter jedem Kopftuch steckt eine unterdrückte Frau. Leider ist die Wahrnehmung in der westlichen Welt aber sehr stark so geprägt. Ich würde gern mehr über Führungsfrauen in muslimischen Gesellschaften erfahren. Und – ich habe manchmal das Gefühl Musliminnen kennen noch ganz andere Tricks, um sich durchzusetzen. Da würde ich gern mal nachfragen.

 

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