Interview mit Helen Latifi

Helen Latifi ist zweifache Mutter, Ärztin und Designerin: Der Newcomerin der Modest Fashion Szene aus dem hohen Norden Norwegens fehlt es nicht an Aufgaben. Genau diese Umstände brachten sie auf die Idee, ready-to-go Kopfbedeckungen zu kreieren. 

Helen wirkt auf Anhieb sympatisch. Das sie ein echtes Multi-Tasking Talent ist, beweist sie unmittelbar. Innerhalb von Sekunden schafft sie es, ihre beiden Kinder für das Interview anderweitig zu beschäftigen und ihren Mann zu bitten, schnell noch ein Foto zu machen. Obwohl sie sehr neu im Business ist, scheint sie genau zu wissen, was sie will, ohne dabei irgendwie kühl oder abgehoben zu wirken.

Basma: Warum hast Du Dein eigenes Label gegründet?

Helen Latifi: Wir haben 2017 angefangen und es war wichtig etwas für Frauen zu machen, die Luxus lieben und zu zeigen, dass die muslimische Frau luxuriös sein und Qualität lieben kann. Ich habe eigentlich mit mir selber angefangen. Ich bin Ärztin und ich wollte etwas Funktionales und nicht Zeitaufwendiges, da plötzlich ein Notruf reinkommen kann, und man keine Zeit hat, sein Kopftuch zu binden. Deswegen benötigte ich etwas Schnelles und ich bemerkte, dass viele, die arbeiten, etwas ähnliches brauchten – schnell und stylisch. Außerdem war ich auch auf der Suche nach mehr Qualität, denn die fehlt bei vielen Designs heutzutage und das wollte ich den Frauen geben. Es sollte schnell, luxuriös und weich sein.

Basma: Welche Inspirationen hattest Du für Deine Kollektion?

Helen Latifi: Ich habe an die späten 20er und 30er Jahre gedacht, ein bisschen Dubai und Mittlerer Osten, die auf Europa treffen.

Orient trifft auf Okzident: Eine Fusion von unterschiedlichen Stilen, Einflüssen und Epochen!

Basma: Was war die größte Herausforderung in der Branche?

Helen Latifi: Als es zum Punkt kam, die Produkte zu promoten und die Frage sich stellte, wie man die Zielgruppe findet. Deswegen bin ich hier [LMFW, Anm.d.R.] und ich habe auch Instragram!
[lacht]

Basma: Was würdest Du in der Modest Fashion Branche ändern? Gibt es irgendetwas, was Dich stört?

Helen Latifi: Ich würde gerne mehr Designer sehen, die den europäischen Bedarf abdecken, weil wir moderne europäische Kleidung brauchen, die es momentan nicht gibt. Anstatt traditionelle Mode zu kaufen, sollten wir unseren eigenen Stil entwickeln. Ich möchte auch gerne Kleidung entwerfen, die sich auf Europa konzentriert und islamische Werte mit einem modernen Stil kombinieren.

Basma: Was war Dein größter Meilenstein?

Helen Latifi: Das war das internationale Feedback direkt nachdem wir begonnen hatten. Leute haben aus Kanada oder Südafrika bestellt. Ich liebe es, mich innerhalb dieser globalisierten Modewelt zu bewegen. Es ist eine Bewegung, an der ich teilnehmen kann.

Basma: Was ist Deine Motivation, weiterzumachen?

Helen Latifi: Meine Motivation ist es , den Frauen dort draußen zu helfen. Gerade mit dem neuen Gesetz [Entscheidung des EuGHs zum Tragen des Kopftuches am Arbeitsplatz], das dem Arbeitgeber erlaubt, einer Frau zu kündigen, weil sie ein Kopftuch trägt. Das hat mir noch mehr Antrieb gegeben. Ich möchte da raus gehen und zeigen, dass eine muslimische Frau den Anforderungen des Arbeitgebers gerecht werden kann, wenn er z.B. verlangt, dass es moderner oder eher wie ein Accessoire sein soll statt etwas traditionelles.

Basma: Warum sollte eine Kundin Dein Label wählen?

Helen Latifi: Meine Teile sind nicht zeitaufwendig…es ist, als ob man ein T-Shirt anzieht. Ohne Pins und es rutscht nicht weg. Ich bin auch sehr wählerisch, was den Stoff betrifft.

Basma: Was würdest Du Deinem jüngeren Ich raten?

Helen Latifi: Das ganze früher anzufangen! Ich hatte Bedenken, weil ich nicht aus der Branche komme, ich arbeite ja als Ärztin, aber alhamduliLlah ich habe diese Leidenschaft und ich bin überzeugt, dass es mein Schicksal war.

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