Kinder, kommt wir beten zusammen

Was gibt es Schöneres, als im Winter gemütlich zuhause zu sein und sich mit einem Tee unter die Decke zu kuscheln? Die lange Zeit, die man im Winter üblicherweise zu Hause verbringt, kann man gut nutzen. Spielen und entspannen mit den Kindern oder sich auch besinnen. Die Dunkelheit und die Ruhe für Dua und Dhikr nutzen.

Bittgebete spielen für mich, wie für viele andere gläubige Menschen auch, eine große Rolle im Leben. Im Islam zählt das Bittgebet zum Gottesdienst und hat eine zentrale Rolle im täglichen Handeln. Sowohl im fünfmaligen Gebet selbst, als auch im Anschluss an dieses werden kleine „Dua“ ausgesprochen. In jeglichen alltäglichen Situationen können diese Anrufungen an Gott/Allah rezitiert werden.

Als Mutter habe ich die Wichtigkeit des Bittgebetes immer hoch geschätzt und es in meine Erziehung und meinen Alltag eingebaut. Hier möchte ich vier Beispiele dafür geben, wie ich Bittgebete im Alltag einbaue und nutze, um die Entwicklung und die Spiritualität meiner Kinder zu unterstützen.

1. Bittgebete als Rituale 

Die meisten Muttis wissen wie wichtig Rituale und Abläufe für Kinder sind. Also liegt es nahe, Bittgebete in unsere vorhandenen Rituale mit einzubauen oder die Gebete als eigenständige Rituale zu nutzen.

Erinnert ihr euch noch an den schönen Spruch, den wir auf Klassenreise vor dem Essen immer aufgesagt haben? „Piep, Piep, Piep guten Appetit“. Warum erfinden wir nicht einen eigenen Spruch (egal auf welcher Sprache), den wir vor dem Essen stetig aufsagen? Wenn wir mögen, können wir diesen Spruch beibehalten, aber einen Satz hinzufügen, z.B.: „Allah, hat uns eine schöne Mahlzeit geschenkt. Danke, Allah! Bismillah! Wir haben dich lieb. Piep, piep, guten Appetit“. So fügen wir einem pädagogischen Ritual zum Essensbeginn eine Prise Spiritualität hinzu.

Die letzte Aktivität vor dem Schlafengehen ist klassischerweise das Lesen eines Buches. Diese Gelegenheit nutze ich für ein weiteres Gebetsritual. Nachdem ich ein Buch vorlese, lese ich die Schutzsuren aus den Quran laut und rhythmisch vor. Das mache ich seit der Geburt meines ersten Kindes. Ich habe das Gefühl, dass dies sie beruhigt und ihr die Nachtruhe ankündigt. Zudem bin davon überzeugt, dass diese Suren meine Kinder wirklich beschützen und uns von negativen Einflüssen lösen.

Nachdem ich die Schutzsuren aufsage,  rede ich ganz frei aus dem Herzen mit Allah, bedanke mich für den Tag und spreche meine Wünsche kurz aus. Meistens macht meine Tochter mit, auch sie spricht ihre kindlichen Wünsche aus. Einmal sagte sie zum Beispiel: „Hoffentlich zieht mein Bruder nicht mehr an meinen Haaren“. Auf diesem Weg erfahre ich ihre Wünsche und erkenne, welche Themen sie beschäftigen. Ich weiß, was sie bewegt. Es hat zudem eine therapeutische Funktion. Auf diesem Weg verarbeiten wir gemeinsam den Tag.

 2. Bittgebete zur Sprachförderung

Rhythmische Reime und Wiederholungen fördern die Sprachentwicklung. Deswegen gibt es so viele Kinderreime und Lieder, die regelmäßig in Spielgruppen und Kindergärten eingesetzt werden.

Kleine Suren und Gebete aus dem Quran sind sehr melodisch.  Auch wenn man sie aus dem Arabischen übersetzt, werden diese „Dua“ sicherlich den Wortschatz des Kindes erweitern. Sie werden sich als qualitativer sprachlicher Input erweisen, weil sie gefühlsvoll und authentisch sind.

3. Bittgebete zur Charakterbildung und Wertevermittlung

Wenn wir beten können wir auch für andere mit beten. Wir können uns Gesundheit für den kranken Opa, gute Noten für den Cousin oder Frieden für die Welt wünschen. Es geht darum, auch an andere zu denken. Positives bewirken zu wollen. Es geht um Nächstenliebe.

In Gebeten geht es auch um Dankbarkeit. Dankbarkeit ist eine Tugend. Sie macht uns zu glücklicheren und besseren Menschen.

Wir können mit den Inhalten unserer Gebete bewusste Impulse zum indirekten Lernen von Werten geben.

4. Bittgebete zur Mutter-Kind Bindung.

Ich erinnere mich, wie meine kleine Tochter  direkt nach der Geburt zerknautscht in meinen Armen lag. Ich blickte in ihre Augen und sprach unter Tränen alle guten Wünsche laut aus, die eine Mutter ihrem Kind wünschen kann. Auch jetzt gucke ich meine Kinder oft verliebt an und spreche für sie „Dua“ aus. Sie sollen wissen und spüren, dass sie eine Mutter haben, die stets für sie betet.  Ich habe mich durch die Gebete meiner Mutter immer stark und unterstütz gefühlt. Ich wusste sie fiebert mit. Sei es bei der Abiturprüfung oder bei der Führerscheinprüfung.

Selbstverständlich wünschen sich die Eltern das Beste für ihre Kinder. Diese Wünsche sollten laut ausgesprochen werden, um die Kinder wissen zu lassen, wie sehr man sie liebt. So wird die Bindung und das Vertrauen gestärkt.

Die Liebe zum Schöpfer

Abgesehen von den weltlichen, erzieherischen Nutzen von Bittgebeten ist die Quintessenz von Dua und Dhikr die Liebe und das Vertrauen zum Schöpfer.

Materialien, die uns helfen

Ich möchte drei Materialien vorstellen, die eine Sammlungen von kurzen Bittgebeten für Alltagssituationen sind. Ihre Aufmachung ist kindgerecht: Bunt, groß und praktisch. Schaut es euch selbst an:

Lasst uns das Beste aus den kalten, dunklen Wintertagen machen. Habt ihr auch Ideen, wie wir die kurzen Tage kindgerecht gestalten können?

Eure Glückskindsmama

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Salam und hej! Ich bin Hilal.  Ich jongliere zwischen Mutterdasein und Studium/ Beruf. Switche von einer Sprache in die Andere. Schreite zwischen den verschiedenen Kulturen, von denen ich geprägt bin. Erkunde gerne fremde Länder. Aber das Wichtigste: Ich schreibe leidenschaftlich gerne. Vor allem für das Basma Magazine. Alles über Familie, die Mutterrolle, Erziehung und Schule liegen, als baldige dreifach Mama und gelernte Lehrerin, in meinen Lieblings-Themengebieten.  Wenn ich und meine Kinder mal nicht unterwegs sind in den Spielplätzen sowie Parks, der wunderschönen Stadt Hamburg... Wenn grad kein arabisch- türkisches Familienessen ansteht und der Haushalt gemacht ist...Dann schreibe ich als Hobby für mein persönliches Glückskindsblog.