„Es kann doch nicht sein, dass es so wenige Händler gibt, wo doch so viele Muslime in Deutschland leben.“
Am vergangenen Wochenende fand im Kasino der Frankfurter Jahrhunderthalle zum dritten Mal der Hijabi Fashion Day statt. Mehr als 50 Designer, Händler und Dienstleister aus unterschiedlichen Bereichen ließen Frauenherzen höher schlagen. Ob Modest Fashion, Accessoires, Kosmetik, Bücher oder soziale Projekte: in den Pop-Up Stores kam man ins Gespräch mit den Menschen hinter den Marken und konnte dabei ausgiebig shoppen, genießen und Neues entdecken.
Auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen. Am ersten Tag der Veranstaltung bot eine Modenschau Einblick in aktuelle Hijab Trends. Die Nasheedgruppe Banat al Farah sorgte für Stimmung während der beiden Messetage. Auch für das leibliche Wohl war gut gesorgt. Ob marokkanische Cookies, eine abwechslungsreiche Candybar, türkische Spezialitäten oder bodenständige Currywurst – hier musste niemand hungrig nach Hause gehen.
An diesem Wochenende wurden viele neue Kontakte geknüpft, man traf Freundinnen und alte Bekannte und genoss das schwesterliche Beisammensein. Das Feedback in der entsprechenden Facebookgruppe zum Event ließ dabei nicht lange auf sich warten. Viele waren sich einig: so ein tolles Event muss es öfter geben!
Wir haben mit Teamleiterin Latifa über den Hijabi Fashion Day gesprochen, ihre Vision und wie es ist, wenn man seine Ziele mit Leidenschaft verfolgt.
BASMA: Liebe Latifa, der Hijabi Fashion Day ist nun zwei Tage her und du hattest etwas Zeit die Eindrücke zu verarbeiten. Weißt du schon wie viele Schwestern euch besucht haben?
Latifa: Ja alhamdulillah, wir haben gemeinsam im Team auf die Veranstaltung zurückgeblickt und auch schon einiges an Feedback bekommen. Wir hatten in den zwei Tagen rund 1500 Gäste, die den Hijabi Fashion Day besucht haben. Viele kamen von außerhalb, manche sogar mir zweitstündigem Anfahrtsweg, z.B. aus Thüringen oder Wuppertal. Aber natürlich waren auch viele aus Frankfurt da.
BASMA: Masha’Allah das hört sich gut an. Wie verlief denn eure Vorbereitungszeit? Hast du das alles alleine gestemmt?
Latifa: (lacht) Nein, ich habe alhamdulillah ein tolles Team. In der Vorbereitungsphase waren wir zu fünft. Es war viel zu tun. Ideen sammeln, wie soll was umgesetzt werden. Händler und Dienstleister anschreiben und von unserem Event erzählen. Es gibt viele viele muslimische Händler in Deutschland, die wir zusammenbringen wollen – das ist ganz schön viel Arbeit. Aber sie zahlt sich aus. Vom ersten bis zum dritten Hijabi Fashion Day hat sich einiges verändert. Und wir hoffen es kommen noch mehr Aussteller hinzu.
BASMA: Wie seid ihr darauf gekommen eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen? Was war die Vision dahinter?
Latifa: Ehrlich gesagt entstand die Idee aus dem Eigenbedarf heraus. Wir haben ja den Hijabi Store hier in Frankfurt, als einer der wenigen muslimischen Läden in Deutschland. Und wenn man da mitten drin steckt, dann hört und sieht man, wie verzweifelt manche sind, weil sie einfach keine für sich passende Kleidung finden. Bei den großen Ketten wird man als Muslima ja oft gar nicht beachtet. Daher dachten wir uns: „Es kann doch nicht sein, dass es so wenige Händler gibt, wo doch so viele Muslime in Deutschland leben.“ Wir schauen gerne ins Ausland, nach Frankreich oder Großbritanien und wissen: in Deutschland muss sich noch viel tun, was die muslimische Community angeht. Also haben wir die Sache selbst in die Hand genommen. Wir wollten einen Tag schaffen, an dem sich alle Händler an einem Ort treffen und sich der Community präsentieren.
BASMA: Wie finanziert ihr den Hijabi Fashion Day?
Latfia: Wir haben alhamdulillah einen Sponsor gefunden, der uns finanziell unter die Arme greift, um ein solches Event zu stemmen. Durch das Anmieten der Location entstehen z.B. natürlich auch Kosten, die wir decken müssen.
BASMA: Wisst ihr denn schon wo der nächste Hijabi Fashion Day stattfinden soll?
Latifa: Einen genauen Termin haben wir noch nicht, aber er wird im Frühling insha’Allah in Hamburg stattfinden. Wir möchten auch anderen Schwestern, die weit weg wohnen, die Möglichkeit geben den Hijabi Fashion Day zu erleben. Unsere Website befindet sich derzeit noch im Aufbau. Sie wird uns helfen für Besucher und Aussteller alle wichtigen Informationen zu kommunizieren.
BASMA: Du selbst bist Ehefrau und Mutter und hast dich mit deinem Geschäft selbstständig gemacht. Wie bekommt man da noch den Hijabi Fashion Day mit unter den Hut?
Latifa: Um ehrlich zu sein, fällt mir das alhamdulillah gar nicht schwer. Der Hijabi Fashion Day ist eine Herzensangelegenheit und ein Hobby für mich. Ich mache die Arbeit gerne und dadurch empfinde ich die damit einhergehenden Aufgaben nicht als Last. Ich habe alhamdulillah auch sehr viel Unterstützung von meiner Familie und Freunden. Ich finde trotz Ehe und Kindern sollte man sich dennoch die Zeit nehmen seine Träume und Ziele zu verfolgen. Auch viele Unterstützerinnen und Helferinnen des Hijabi Fashion Day sind verheiratet und haben Kinder. Aber das hält sie nicht davon ab sich der Organisation mit ganzem Herzen zu widmen.
BASMA: Träume und Ziele, das sind gute Stichworte! Welchen Rat kannst du Frauen geben, die sich selbstständig machen möchten?
Latifa: Ich sehe, dass es in Deutschland große Bedarfe in der muslimischen Community gibt und wir in allen möglichen Bereichen mehr Auswahl brauchen. Deshalb sollten wir selbst anpacken und nicht warten, dass jemand uns die Arbeit abnimmt und Ergebnisse vorsetzt. Das Talent ist da, nur fehlt oft der Mut zu starten. Doch ich bin sehr optimistisch und glaube, dass in Deutschland noch viel Potential schlummert. Das wichtigste – und das möchte ich ganz dick unterstreichen – ist, dass wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen! Auch dazu wollen wir mit dem Hijabi Fashion Day inspirieren und motivieren.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Gespräch mit uns genommen hast. Wir freuen uns schon auf die nächste Veranstaltung!
Fotos und weiteres Feedback zu der Veranstaltung findest du in der Facebook-Gruppe des Events!
