Grüner Tipp der Woche: Stoffwindeln

Stoffindeln

[:de]Viele (werdende) Eltern ertappen sich irgendwann bei dem Gedanken „Wann bin ich eigentlich so öko geworden?“. Denn mit dem Elternwerden geht auch oft ein Perspektivwechsel und ein Überdenken von bisherigen Verhaltensweisen einher. Wir wollen Vorbilder in unserem eigenen Handeln sein und unseren Kindern die bestmöglichsten Startbedingungen für ihr Leben bieten. Das fängt bei der Wahl der Kleidung an, geht über die Ernährung und hört noch lange nicht bei dem Kauf von Spielzeug auf. Aber Stoffwindeln? Naja, so öko muss ich dann doch nicht werden, oder?
Warum Du dir aber zumindest mal Gedanken über die Verwendung von Stoffwindeln machen solltest, verrate ich euch hier.

Windeln sind eine der ersten Sachen, die uns beim Thema Erstausstattung für Babys in den Sinn kommen. In der Regel werden Babys und Kleinkinder bei uns bis zum Alter von 2-3 Jahren gewickelt – die einen kürzer, die anderen etwas länger. In den ersten Lebensmonaten benötigen die Babys oft sehr viele Windeln, im Durchschnitt 8-10 am Tag, später wird es dann weniger und pendelt sich bei etwa 6-8 ein. Ein Kind, das 3 Jahre lang gewickelt wird, verbraucht schätzungsweise etwa 5000 Windeln. Wir Menschen produzieren so allein durch unsere Ausscheidungen in unseren ersten Lebensmonaten schon rund 1,2 Tonnen Müll. Verrückt, oder?

Was ist nun die Alternative, Stoffwindeln sind doch viel zu unhandlich und altmodisch.

Nein, sind sie nicht (mehr). Moderne Stoffwindeln bieten viel mehr Optionen, als noch vor 30 Jahren und lassen Eltern einen viel größeren Entscheidungsfreiraum als Wegwerfwindeln. Sie müssen nicht mehr ausgekocht werden, das reinigen erledigt die Waschmaschine. Sie sind weder unhandlich, noch ekelig. Das Problem ist häufig, dass wir bei dem Stichwort Stoffwindeln die Mulltücher mit Überhose im Kopf haben, mit denen unsere Eltern vor einigen Jahrzehnten gewickelt wurden. Mittlerweile hat sich aber einiges getan – was hier in Deutschland in den Geschäften leider total unterrepräsentiert und dadurch den meisten Eltern gar nicht bewusst ist.

Einige Gründe, die für Stoffwindeln sprechen, möchte ich euch nennen:

Stoffwindeln sind besser für die Umwelt

Wie lange es dauert, bis die oben genannten 1,2 Tonnen Müll abgebaut sind – 100, 200 oder gar 500 Jahre – ist noch nicht geklärt, da Wegwerfwindeln noch nicht so lange existierten, aber fest steht: Zu lange für so viel Müll. Oft wird als Gegenargument angeführt, dass das Waschen von Stoffwindeln so ökologisch auch nicht sein kann. Dazu muss gesagt werden, dass viele der modernen Windeln normal in der Waschmaschine bei 60° oder auch 40° gewaschen werden können – und als Eltern weiß man, dass dies nicht die einzige Wäsche ist, die mit Kindern anfällt. Auch ist der Wasserverbrauch eines Waschgangs im Vergleich zudem sonstigen Wasserverbrauch eines 3 Personenhaushalts sehr gering. Und auch die Produktion von Wegwerfwindeln kommt nicht ohne Ressourcen aus und diese können eben nicht wiederverwendet werden, sondern landen nach einmaliger Benutzung im Müll, wohingegen die Stoffwindeln wieder und wieder und wieder verwendet werden können, auch für mehr als ein Kind.

 

Stoffwindeln sind besser für den Geldbeutel

Klar, auch für Stoffwindeln kann man eine ganze Menge Geld ausgeben. Dennoch hat man hier die Wahl, ob man zu günstigen oder teureren Varianten greifen will. Und selbst bei den teureren Varianten liegt man über den gesamten Wickelzeitraum gerechnet noch deutlich unter den Kosten für Wegwerfwindeln (inkl. Kosten für die Entsorgung sind es bei Wegwerfwindeln insgesamt ca. 1500 € auf drei Jahre gerechnet). Noch stärker wird die Differenz, wenn nicht nur ein Kind, sondern auch ein zweites, drittes, … mit den Stoffwindeln gewicklt wird und somit die Anschaffungskosten bei den Geschwisterkindern wegfallen. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem der oft hohe Wiederverkaufswert – mit dem Wegwerfwindeln natürlich nicht mithalten können.

 

Stoffwindeln sind besser für die Gesundheit

Wegwerfwindeln bestehen aus Kunststoffen und Kunststoffe enthalten Chemikalien. Oft kommen Eltern mit dem Stoffwickeln in Berührung, weil sie nach einer Alternative zu Wegwerfwindeln suchen, wenn ihr Kind auf diese mit Hautreizungen reagiert. Einer der großen Vorteile beim Stoffwickeln ist, dass man als Elternteil die Wahl hat, welches Material die Haut des Kindes berühren soll und was nicht – die Vielfalt der Systeme und Stoffe ist da auf unserer Seite.
Und wusstet ihr z.B, dass bei Hygieneprodukten wie Windeln, Tampons oder Windeln gar keine Pflicht besteht, die detaillierten Inhaltsstoffe auf den Verpackungen anzugeben? Dabei kommen gerade diese Produkte mit den empfindlichen Schleimhäuten in Berührung, weshalb wir uns besser zweimal Gedanken machen sollten, was wir verwenden.

Auch gerade für Neugeborene, für deren optimale Hüftreifung von Orthopäden und Kinderärzten oft das breite Wickeln empfohlen wird, sind Stoffwindeln ideal.

Stoffwindeln machen einfach Freude

Durch das Verwenden von Stoffwindeln wird der Wickelvorgang von einer lästigen Pflicht zu einer bewussten Handlung, einer Kommunikation mit dem Kind. Kleinkinder suchen sich häufig gerne selbst ihre Windel aus und erfreuen sich an den bunten Mustern und Farben. Von vielen Stoffwicklern hört man den Satz „Das Waschen macht Spaß“ und tatsächlich, genauso ist es in vielen Fällen, wie ich persönlich aus meiner Tätigkeit als Stoffwindelberaterin weiß.

 

Wie kannst Du dich über Stoffwindeln informieren?

Wenn diese vier Gründe dich neugierig gemacht haben, dann stehst du jetzt bestimmt vor einem Berg an Fragen. Die einfachste und effektivste Informationsquelle habe ich grad schon erwähnt: Stoffwindelberatung. Du kannst hier schauen, ob es jemanden in deiner Nähe gibt oder ansonsten auch mich über BASMA anfragen, sodass ich weitervermitteln kann. Bei einer solchen Beratung kann individuell auf die Familiensituation, die Bedürfnisse und Ansprüche geschaut, sowie Fragen geklärt werden und Du kannst auch mal die verschiedenen Stoffies anfassen und live begutachten. Einige Beraterinnen bieten auch Mietpakete an, so dass du dich erstmal durchtesten und deine Favoriten herausfinden kannst, bevor du in eine größere Menge Windeln investierst.
Im Internet gibt es viele verschiedene Informationsquellen, jedoch kann die Fülle an Systemen, Materialien und Waschempfehlungen manchmal auch verwirren und abschrecken. Aber lass dich davon bitte nicht abhalten, dich mit dem Thema auseinander zu setzen. Denn es geht um unsere Umwelt und unsere Kinder.

Habt ihr euch schonmal mit dem Thema Stoffwindeln beschäftigt? Teilt unsere Erfahrungen gerne mit uns und markiert @basmamagazine oder #basmagoesgreen .

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