Mental Load: Wenn Frauen seelisch an ihre Grenzen kommen

Als ich den Begriff Mental Load zum ersten Mal gehört habe, habe ich ihn nicht verstanden. Ich konnte den Begriff nicht zuordnen. In kurzer Zeit jedoch verstand ich, was für ein gängiges Problem er beschreibt. Und wie wichtig es ist, Mental Load zu erkennen. Der Begriff beschreibt ein wichtiges Thema, was vor allem Mütter und Frauen betrifft. Er hilft uns, ein alltägliches Phänomen zu erkennen und zu problematisieren.

Wir als BASMA-Team erläutern dir was Mental Load bedeutet. Dieser Artikel führt dich in die wichtige Thematik ein. Was ist mentale Überlastung, welche Ursachen hat sie und gibt erste Lösungsansätze, um solch eine Überarbeitung zu vermeiden? Im Anschluss findest du den passenden Podcast zu diesem Artikel, den wir im Rahmen unsere BASMA unplugged Reihe mit der wunderbaren Autorin Kübra Gümüsay aufgenommen haben.

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Mental Load, was ist damit gemeint?

Der Begriff Mental Load beschreibt ein alltägliches Problem, ist aber zurück zuführen in die Lerntheorie. Die Cognitive Load Theorie besagt, dass das menschliche Gehirn nur begrenzte Kapazitäten aufweist. Deswegen darf es nicht unnötig belastet werden, sonst können wir wichtige Informationen nicht aufnehmen und speichern.

Tatsächlich können wir nicht nur beim Lernen unser Gehirn überlasten. Wir schaffen das auch, wenn wir eine lange Zeit hindurch ohne Pause an sehr viele Erledigungen denken müssen. Zum Beispiel daran, wann der nächste Arzttermin bei dem großen Sohn ansteht. Ob vor dem Termin die Kleine noch etwas essen muss. Ob die Waschmaschine schon an ist und wann der Brief an die Schule abgegeben werden muss.

Genau diese Aufgaben, meist bezogen auf den Haushalt und Kindererziehung, können in ihrer Gesamtheit zu einer Überlastung führen, in Form von Mental Load. Wenn Frauen in ihrem Alltag erschöpft sind hat das einen Namen. Dadurch wird das Thema greifbarer. 

Wir machen so viel, was nicht sichtbar ist!

Hausfrau und Mutter-Sein ist in mancher Hinsicht ein undankbarer Job. Warum? Weil vieles, was wir machen immer noch als selbstverständlich gilt und nicht immer sichtbar ist! Dass ein Haushalt läuft, Termine eingehalten werden, Kinder versorgt und erzogen werden, diese ganzen alltäglichen Abläufe laufen nicht automatisch. Es steckt viel Denkarbeit, Organisation, Planung und Kraft dahinter.

Mental Load ist in erster Linie ein weibliches Problem. Die ganze Verantwortung für das Familienleben trägt in den meisten Fällen, egal ob berufstätig oder nicht, immer noch die Frau. Es ist schwierig abzuschalten, weil Frau sogar während der Freizeit oder kurz vorm Einschlafen daran denkt, was noch erledigt werden muss.

Es geht darum, dass die Denkarbeit geleistet wird. So kommt es auch zum Mental Load bei Frauen, die einen engagierten und hilfsbereiten Partner haben. So lange die Hauptverantwortung und die Denkleistung alleine bei der Frau hängt, können Hilfen in der Ausführung nur temporär helfen.

Das Familienleben muss zusammen geführt und geleitet werden.

Hilfe und Entlastung zu bekommen ist ein guter Ansatz. Solange aber die Hauptverantwortung weiterhin bei einer Person bleibt, kann es zu Problemen kommen. Unzufriedenheit, Überlastung, Erschöpfung und persönlicher Burn-out können Folgen des Mental Loads sein. Es kann sogar so weit gehen, dass Frauen psychisch belastet sind und krank werden.

Aufgaben verteilen; es gibt individuelle Wege

Eine wirkliche Entlastung für Frauen wäre, wenn der Partner wirklich mitdenkt und für bestimmte Aufgaben die volle Verantwortung übernimmt. All die zuvor unsichtbaren Aufgaben aufzulisten und dann so gut es zu verteilen, erscheint als eine Lösung.

Wie genau alles verteilt werden kann, muss jede Familie selbst entscheiden und ausprobieren. Fakt ist jedoch, dass bei einer gerechteren Aufteilung alle Familienmitglieder davon profitieren.

Ich sage immer zu meinen Kindern, eine Familie funktioniert nur, wenn alle mitmachen, dann hat man mehr Spaß und Zeit zusammen. Sie verstehen es. Es ist aber nicht immer einfach, Einsicht und Verständnis in diesem Thema von der Familie, insbesondere von dem Partner, zu bekommen.

Traditionelle Bilder und unsere Erziehung prägen weiterhin unser Verständnis vom Familienleben. Ungeachtet davon, dass sich die Zeit und die Umstände sowie die Schwierigkeiten unserer Zeit geändert haben. Es bleibt demnach ein aktuelles Problem, in dem noch viel Gesprächsstoff steckt.

Mental Load; ein spannendes Thema

Damit wir der Thematik auf den Grund gehen können, haben wir mit der erfolgreichen Autorin und Feministin Kübra Gümüsay gesprochen. Sie ist die erste Frau, die dieses Thema aus der feministischen Szene in die muslimische Community gebracht hat. Schon vor drei Jahren hat sie auf ihrem Instagram gepostet, wie sie Partnerschaft, Elternsein und Aufgabenverteilung mit ihrem Mann Ali Aslan Gümüsay managed.

Sei gespannt auf unsere BASMA unplugged Folge #17 und darauf, von ihr persönlich zu hören, wie sie zum Thema Mental Load steht. Sie hat uns in unserem Gespräch ihre starke Meinung verdeutlicht. Und freu dich darauf, dich von ihren persönlichen Erfahrungen inspirieren zu lassen.

War dir Mental Load schon ein begriff? Schreib uns gerne deine erfahrungen in den Kommentaren oder auf Instagram @basmamagazine.

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Salam und hej! Ich bin Hilal.  Ich jongliere zwischen Mutterdasein und Studium/ Beruf. Switche von einer Sprache in die Andere. Schreite zwischen den verschiedenen Kulturen, von denen ich geprägt bin. Erkunde gerne fremde Länder. Aber das Wichtigste: Ich schreibe leidenschaftlich gerne. Vor allem für das Basma Magazine. Alles über Familie, die Mutterrolle, Erziehung und Schule liegen, als baldige dreifach Mama und gelernte Lehrerin, in meinen Lieblings-Themengebieten.  Wenn ich und meine Kinder mal nicht unterwegs sind in den Spielplätzen sowie Parks, der wunderschönen Stadt Hamburg... Wenn grad kein arabisch- türkisches Familienessen ansteht und der Haushalt gemacht ist...Dann schreibe ich als Hobby für mein persönliches Glückskindsblog.