Buchempfehlung: Anleitung zum Widerspruch

Wir leben im fortschrittlichsten Jahrhundert und trotzallem scheinen Vorurteile präsenter denn je zu sein. Während wir uns über technische Errungenschaften und großartigen Weiterentwicklungen freuen, so werden Vorurteile und Verschwörungstheorien gefühlt nur mehr. Menschen, die noch immer Vorurteile als wissenschaftliche Fakten abtun und uns Rest der Bevölkerung in Sprachlosigkeit versinken lassen, scheint als Normalität zu gelten, da jegliche Erklärungsansätze in Nirvana verschwinden.

Die Autorin Franzi von Kempis nahm sich dieser Herausforderung an: Sie recherchierte klare, wissenschaftliche Fakten auf populistische Parolen, Vorurteile und Verschwörungstheorien. Obgleich es thematisch nicht alles abdeckt, so ist die Stärke in diesem Buch die, dass von Kempis sich auf jene Gerüchte konzentriert, die sich über Jahrzehnte standhaft halten.

Das Buch ist in sieben Kapitel unterteilt und beginnt mit der vermeintlich einfachen Frage „Wie diskutiert man (richtig)?“ Besonders im Hinblick darauf, inwiefern man mit Menschen diskutiert, die eine andere Meinung als einem selbst vertritt? Die Frage, die die Autorin damit im Verlauf des Buches impliziert, ist dass wir uns mit der Zeit wenig mit der Meinung oder dem Weltbild unseres Gegenübers auseinandersetzen und vielmehr damit beschäftigt sind, Argumente für unsere vorgefertigte Meinung einzuholen. Das behindert uns Menschen, offen und menschlich in eine Diskussion einzusteigen und führt eher dazu, dass wir uns mit Menschen auseinandersetzen, die entweder ein ähnliches Weltbild haben oder die wir belehren möchten, statt auf Augenhöhe zu diskutieren.

Vom Kempis beschreibt ausführlich und neutral unterschiedliche Rollen einer Diskussion und geht ebenfalls auf Diskussionen und Debatten in Social Media ein und plädiert in erster Linie dazu, mit Empathie und offener Haltung sich einer Diskussion zu widmen, da dies der Anfang eines Gesprächs sein kann, der die Debatte in eine richtige Richtung rühren kann.

und dazu gehört – offline wie online -, dem gegenüber zuzuhören. bei sich selbst empathie für die vielleicht konträren meinungen anderer zu wecken (und aufrechtzuerhalten) ist nicht immer einfach. aber mit einer offenen haltung ins gemeinsame gespräch zu gehen, kann ein anfang sein.

aus: Anleitung zum Widerspruch von Franzis vom Kempen, S. 20

Jedes der weiteren sechs Kapitel beginnt mit den Parolen, Vorurteilen oder Verschwörungstheorien folgender Themen:

  • Klimawandel
  • Antisemitismus
  • Verschwörungstheorien
  • Islam
  • Genderthemen
  • Flüchtlingskrise

Hierbei nimmt die Autorin Diverse Aussagen aus der jeweiligen Kategorie genauer unter Lupe und untersucht, was für ein Ursprung diese Aussagen haben und inwiefern sie tatsächlich der Realität entsprechen. Einer der Parolen, die von Kempis in der Kategorie Islam unter die Lupe unter anderem nimmt, sind das Vermummungsverbot und der Verlust der christlichen Werte durch den Islam. Besonders lobend ist hierbei, dass sie nicht nur sachlich auf diese Äußerungen eingeht, verschiedene Meinungen klarstellt, aber auch alles wissenschaftlich erarbeitet hat. So findet man im Anhang des Buches ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

Fazit

Ist das Buch empfehlenswert? Ja! Von Kempis gelingt es in klarer Sprache auf (unbewusste) Vorurteile hinzuweisen und zur Selbstreflektion anzuregen, wie wir in unserer heutigen Zeit in Debatten treten. Sie leistet mit ihrem Buch einen wichtigen Beitrag zur Minderung von Vorurteilen und Parolen, die unreflektiert, seit Jahrzehnten in Umlauf sind und regt dazu an, seine eigene Meinung zu hinterfragen. Aber viel wichtiger noch, erhält die Leserschaft den Wink viele eigene Meinungsbilder zu hinterfragen und Verständnis für sein Gegenüber aufzubauen, ohne dabei in ein Labyrinth allzu komplexen Fachwissen zu stolpern.

Das Buch „Anleitung zum Widerspruch“ findet ihr beim Buchhändler Eures Vertrauens oder hier

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