[:de]
Wir gucken uns ein Bilderbuch an.
Ich zeige auf den Elefanten und sage meiner Tochter auf türkisch:
„Kizim bak FiL!“
Was soviel heißt wie: Guck mal, ein Elefant. Was sie antwortet?
„ Nein, Anne, ELEFANT!“
Anne heißt Mama und für sie ist das Tier auf dem Bild nun mal das deutsche „Elefant“ und kein türkisches „Fil“.
Ich denke: Da haben wir den Sprachsalat!
Diese Situationen kennen viele Mütter und fragen sich, wie sie mit der Mehrsprachigkeit umgehen sollen.
Meine Kinder wachsen mit drei Sprachen auf: Türkisch, Arabisch und Deutsch. Keine dieser Sprachen ist ihre Muttersprache, denn sie hörten schon im Mutterleib alle drei Sprachen mehr oder weniger gleich oft. Auch nach der Geburt standen sie täglich in Kontakt mit jeder dieser drei Sprachen. Wieso sollte also Türkisch ihre „Muttersprache“ sein? Nur, weil ihre Mutter türkisch-stämmig ist? Türkisch und Arabisch das sind ihre Familiensprachen. Die Erstsprache oder auch Familiensprache ist die, mit der ein Kind von Geburt an mit seinen wichtigsten Bezugspersonen, wie Eltern, Geschwistern und Großeltern regelmäßig in Kontakt steht. In diesen Sprachen lernt es die Welt kennen, spielt und handelt.
Und was ist mit der deutschen Sprache? Deutsch ist die Umgebungssprache. Es ist nicht „nur“ die Umgebungssprache, sondern auch die Sprache, in der wir als Eltern alphabetisiert wurden. Die Sprache, die wir als Eltern schriftlich und mündlich am besten beherrschen. Die Umgebungssprache wird in der Literatur auch Zweitsprache gennant. Demnach hätten meine Kinder zwei Erstsprachen und Deutsch als Zweitsprache. Man merkt schon: Es ist nicht so einfach mit der Zuordnung und der Definition der Begriffe Muttersprache, Erstsprache und Zweitsprache. Das ist für den Alltag meines Erachtens auch nicht wichtig.
Wichtig ist, dass man als Eltern selbstbewusst mit der eigenen Mehrsprachigkeit und der des Kindes umgeht. Dass man sich vergewissert, dass der Mehrteil der Menschen weltweit mehrsprachig aufwächst. Da dies der Normalfall ist, sollte man sich als Eltern nicht verunsichern lassen. Und stattdessen die Mehrsprachigkeit als eine Bereicherung ansehen. Sie eröffnet viele Wege für Kommunikation, ein Gefühl für verschiedene Kulturen und zudem bildet jede Sprache auch einen Teil des Charakters.
Dieser positive Blick wird einen guten Einfluss auf die Sprachentwicklung, sowie auf das Selbstbewusstsein des Kindes haben.
Zudem gibt es Strategien, die eine positive mehrsprachige Sprachentwicklung fördern. Diese Strategien können helfen, ein bisschen Orientierung in den „Sprachsalat“ zu geben.
Eine Person, eine Sprache
Beim Spracherwerb des Kindes ist seine Kommunikation mit den wichtigsten Bezugspersonen zentral. Verschiedene Bezugspersonen können verschiedene Sprachen mit dem Kind sprechen.
„Kinder sind von Geburt an fähig, von zwei verschiedenen Bezugspersonen zwei verschiedene Sprachen zu übernehmen, vorausgesetzt dass die Bezugspersonen mit dem Kleinkind immer die gleiche Sprache sprechen.“ ( Auszug aus Mehrsprachige Kinder. Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen. Notari, De Rosa)
Dauer und Qualität der gesprochenen Sprachen
Dieser Punkt steht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem obigen Punkt. Eine wichtige Lernstrategie von Kleinkindern ist das Lernen am Modell. Also das Lernen durch Nachahmung. Das gilt auch für den Spracherwerb. Kinder ahmen die sprachliche Verhaltensweise ihrer Bezugspersonen nach. Jede Bezugsperson sollte die Sprache mit dem Kind sprechen, die sie am Besten beherrscht. Je öfter dies geschieht, desto besser wird das Kind diese Sprache lernen.
Auch die Kommunikationssituation ist wichtig. Mit Kindern eine Babysprache zu sprechen, macht wenig Sinn. Dabei ist es ganz einfach: Sprechen und Handeln gleichzeitig. Beim Spielen oder beim Spazieren können wir zum Beispiel Gegenstände und Farben benennen. Singen und Geschichten erzählen. Dies alles ist nämlich in den Alltag integrierte, natürliche Kommunikation, die wiederum die Sprachfähigkeit des Kindes fördert. Und zwar bei einsprachig und mehrsprachig aufwachsenden Kindern.
Deswegen ist der gut gemeinte, aber veraltete Ratschlag „Sprechen sie mehr auf deutsch mit ihrem Kind“ nicht immer richtig! Bei Eltern, deren Starkesprache eine andere ist als Deutsch, ist das ein fataler Tipp. Denn so würden die Kinder eine falsche Sprache nachahmen.
Was ich Eltern empfehle, deren Starkesprache nicht Deutsch ist: Finden Sie eine Bezugsperson, wie Freunde oder Nachbarn, die regelmäßig mit dem Kind deutsch spricht.
„Auch wenige Stunden pro Woche können genügen, um eine Sprache von einer Bezugsperson zu lernen – vorausgesetzt, es handelt sich um angenehme und ungezwungene Kontakte.“
( Auszug aus Mehrsprachige Kinder. Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen. Notari, De Rosa)
Ein Ort, eine Sprache
Zuhause, bei Oma, im Bus, in der Schule, im Kindergarten… auch nach Orten kann man den Spracheinsatz trennen. Bei dieser Strategie spricht man an einem bestimmtem Ort nur eine bestimmte Sprache.
Die Sache mit der Konsequenz und wo ist noch mal unser Salat geblieben?
Ja, die Sache mit der Konsequenz verfolgt uns Eltern, Erzieher und Lehrer immer und überall, oder nicht? Und sie ist wieder einmal von großer Bedeutung. Zumindest im Kleinkindalter, bzw. bis drei Jahre sollte man versuchen, die Sprachen getrennt zu halten. Denn erst ab drei Jahren kann das Kind unterscheiden, dass es mit verschiedenen Sprachen aufwächst. Davor ist es noch nicht in der Lage, das abstrakte Konzept „Sprache“ zu verstehen.
Ich weiß aber, – oder genauer gesagt spüre ich am eigenen Leibe – dass dies nicht leicht ist. Obwohl ich zwei große wissenschaftliche Arbeiten und einige Seminare zum Thema Mehrsprachigkeit absolviert habe, habe ich Bedenken. Ich frage mich, ob ich richtig handle und ob meine Kinder sich sprachlich gut entwickeln.
Das Beispiel mit dem Elefanten ist eine Situation, in der diese Bedenken aufkommen. Schön zu wissen, dass ich nicht allein damit bin.
Eine sehr ähnliche Situation findet sich im empfohlenen Buch wieder;
Kind : Papi, mi puoi leggere il Buch?
(Papi, kannst du mir das Buch vorlesen?)Vater: Va bene, adesso ti leggo il libro.
(Ok, jetzt lese ich dir das Buch vor.)
Und so wird dies im Buch kommentiert:
„Wahrscheinlich wird das Wort Buch in italienischen Sätzen weiter verwendet werden, aber wenn der Vater oder die Mutter das oben erwähnte Prinzip konsequent einhalten, wird es später sicher den richtigen Ausdruck im richtigen Moment brauchen könne, das heißt es wird gegenüber einer nur italienischsprechenden Person nur italienische Wörter wählen.“
Code switching, das Wechseln von einer Sprache in die andere und Vermischung von Wörtern, ist kein Weltuntergang. Solange man in den nötigen Situationen die Sprachen erfolgreich trennen kann. Auch wird es vorkommen, dass mehrsprachige Kinder oder Erwachsene nicht alle Sprachen gleich gut sprechen können. Von Zeit zu Zeit werden bestimmte Sprache gegenüber den anderen dominieren. Und zwar die Sprachen, die man am häufigsten hört und „gezwungen“ ist, zu sprechen.
Qualitative Sprachkontakte in den verschiedenen Sprachen sind das Wichtigste. Was wir als Mütter tun können ist, dass wir viel und bewusst mit unseren Kindern sprechen. Ihnen viel Vorlesen und Sprachspiele mit ihnen spielen. Sprechanlässe schaffen und geeignete Sprachkontakte finden.
Glückskindsblog weiß: Jede Sprache wird ein Schatz für alle mehrsprachigen Glückskinder sein.[:en]
Wir gucken uns ein Bilderbuch an.
Ich zeige auf den Elefanten und sage meiner Tochter auf türkisch:
„Kizim bak FiL!“
Was soviel heisst wie: Guck mal, ein Elefant. Was sie antwortet?
„ Nein, Anne ELEFANT!“
Anne heisst Mama.Und das andere erklärt sich von selbst.
Ich denke: Da haben wir den Sprachsalat!
Diese Situationen kennen viele Mütter und fragen sich, wie sie mit der Mehrsprachigkeit umgehen sollen.
Mein Kinder wachsen mit drei Sprachen auf: Türkisch, Arabisch und Deutsch. Keiner dieser Sprachen ist ihre Muttersprache, denn sie hörte schon im Mutterbauch alle drei Sprachen mehr oder weniger gleich oft. Auch nach der Geburt standen sie täglich in Kontakt mit allen dieser drei Sprachen. Wieso sollte also Türkisch ihre „Muttersprache“ sein? Nur weil ihre Mutter türkisch-stämmig ist? Türkisch und Arabisch das sind ihre Familiensprachen. Die Erstsprache, oder auch Familiensprache, ist die, mit der ein Kind von Geburt an mit seinen wichtigsten Bezugspersonen, wie Eltern, Geschwister und Großeltern, regelmäßig in Kontakt steht. In diesen Sprachen lernt es die Welt kennen, spielt und handelt.
Die Mehrsprachigkeit eröffnet viele Wege für Kommunikation, ein Gefühl für verschiedene Kulturen und somit bildet jede Sprache auch einen Teil des Charakters.
Die Sprachwissenschaft bestätigt dieses Sprichwort, da sie davon ausgeht, dass Sprachen Teil der Identität bilden und dass sich jeder Mensch in seiner Familiensprache oder auch mehreren Familiensprachen heimisch fühlt.
Und was ist mit deutsch? Deutsch ist die Umgebungssprache. Es ist nicht „nur“ die Umgebungssprache sondern auch die Sprache, in der wir als Eltern alphabetisiert wurden. Die Sprache, die wir als Eltern schriftlich sowie mündlich am besten beherrschen. Die Umgebungssprache wird in der Literatur auch Zweitsprache gennant. Demnach hätten meine Kinder zwei Erstsprachen und deutsch als Zweitsprache…Man merkt schon es ist nicht so einfach mit der Zuordnung und der Definition von den Begriffen Muttersprache, Erstsprache und Zweitsprache.
Das ist für den Alltag meines Erachtens auch nicht wichtig.
Wichtig ist, dass man als Eltern selbstbewusst mit der eigenen Mehrsprachigkeit und die des Kindes umgeht. Wenn man sich vergewissert,dass der Mehrteil der Menschen weltweit mehrsprachig aufwächst. Das dies der Normalfall ist, sollte man sich als Eltern nicht verunsichern lassen. Und die Mehrsprachigkeit als eine Bereicherung ansehen.
Dieser positive Blick wird einen guten Einfluss auf die Sprachentwicklung sowie auf das Selbstbewusstsein des Kindes haben.
Zudem gibt es Strategien, die eine positive mehrsprachige Sprachentwicklung fördern. Diese Strategien können helfen ein bisschen Orientierung in den Sprachsalat geben können.
Eine Person, eine Sprache
Wichtig beim Spracherwerb des Kindes ist seine Kommunikation mit den wichtigsten Bezugspersonen. Verschiedene Bezugspersonen können verschiedene Sprachen mit dem Kind sprechen.
„Kinder sind von Geburt an fähig, von zwei verschiedenen Bezugspersonen zwei verschiedene Sprachen zu übernehmen, vorausgesetzt dass die Bezugspersonen mit dem Kleinkind immer die gleiche Sprache sprechen.“ ( Auszug aus Mehrsprachige Kinder. Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen. Notari, De Rosa)
Dauer und Qualität der gesprochenen Sprachen
Dieser Punkt steht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem obigen Punkt. Eine wichtige Lernstrategie von Kleinkinder ist das Lernen am Modell. Also das Lernen durch Nachahmung. Das gilt auch für den Spracherwerb. Kinder ahmen die sprachliche Verhaltensweise ihrer Bezugspersonen nach. Jede Bezugsperson sollte die Sprache mit dem Kind sprechen,die sie am Besten kann. Je öfter dies geschieht desto besser wird das Kind diese Sprache lernen.
Auch die Kommunikationssituation ist wichtig. Mit Kindern eine Babysprache zu sprechen macht wenig Sinn. Dabei ist es ganz einfach. Sprechen und Handeln gleichzeitig. Beim Spielen, beim Spazieren zum Beispiel Gegenstände, Farben benennen. Singen und Geschichten erzählen. Dies alles: in den Alltag integrierte, natürliche Kommunikation fördert die Sprachfähigkeit des Kindes. Und zwar bei einsprachig und mehrsprachig aufwachsenden Kindern.
Deswegen ist der gut gemeinte aber veraltete Ratschlag „ Sprechen sie mehr auf deutsch mit ihrem Kind“ nicht immer richtig! Bei Eltern, dessen Starkesprache eine Andere ist als Deutsch ist das ein fataler Tipp. Denn so würden die Kinder eine falsche Sprache nachahmen.
Was ich Eltern empfehlen würde deren Starkesprache nicht deutsch ist. Finden Sie eine Bezugsperson Freunde, Nachbarn, die regelmäßig mit dem Kind deutsch spricht.
„Auch wenige Stunden pro Woche können genügen, um eine Sprache von einer Bezugsperson zu lernen -vorausgesetzt, es handelt sich um angenehme und ungezwungene Kontakte.“
( Auszug aus Mehrsprachige Kinder. Ein Ratgeber für Eltern und andere Bezugspersonen. Notari, De Rosa)
Ein Ort, eine Sprache
Zu Hause, bei Oma, im Bus, in der Schule, im Kindergarten… Auch nach Orten kann man den Spracheinsatz trennen. Bei diesem Prinzip spricht man in einem bestimmtem Ort nur eine bestimmte Sprache.
Die Sache mit der Konsequenz und wo ist noch mal unser Salat geblieben?
Ja, die Sache mit der Konsequenz verfolgt uns Eltern, Erzieher und Lehrer, immer und überall. Oder nicht? Und sie ist wieder ein mal von großer Bedeutung.
Zumindestens im Kleinkindalter bzw. bis drei Jahren sollte man verusuchen die Sprachen getrennt zu halten. Den erst ab drei Jahren kann das Kind unterscheiden, dass es mit verschiedenen Sprachen aufwächst. Davor ist es noch nicht in der Lage das abstrakte Konzept „Sprache“ zu verstehen.
Ich weiss aber… Oder genauer ich spüre am eigenen Leibe das dies nicht leicht ist. Obwohl ich zwei große wissenschaftliche Arbeiten und einige Seminare zum Thema Mehrsprachigkeit absolviert habe, habe ich bedenken. Frage mich ob ich richtig handle und ob meine Tochter sich sprachlich gut entwickelt.
Das Beispiel mit dem Elefanten ist eine Situation, in der solche Gefühle zustande kommen. Schön zu wissen, dass ich nicht allein damit bin.
Eine sehr ähnliche Situation findet sich im empfohlenen Buch wieder;
Kind : Papi, mi puoi leggere il Buch?
(Papi, kannst du mir das Buch vorlesen?)Vater: Va bene, adesso ti leggo il libro.
(Ok, jetzt lese ich dir das Buch vor.)
Und so wird dies im Buch kommentiert:
„Wahrscheinlich wird das Wort Buch in italienischen Sätzen weiter verwendet werden, aber wenn der Vater oder die Mutter das oben erwähnte Prinzip konsequent einhalten, wird es später sicher den richtigen Ausdruck im richtigen Moment brauchen könne, das heißt es wird gegenüber einer nur italienischsprechenden Person nur italienische Wörter wählen.“
Na dann hoffe ich, dass Naila bei ihrem (türkischen Opa) immer FIL sagt und nicht Elefant:-) Gleichzeitig weiss ich aber das unsere Lebenswelt mehrsprachig ist. Dazu gehört halt auch mal Inkonsequenz und Sprachmischungen.
Code switching, das Wechseln von einer Sprache in die andere und Vermischung von Wörtern ist kein Weltuntergang. Solange man in den nötigen Situationen die Sachen erfolgreich trennen kann. Auch wird es vorkommen, dass mehrsprachige Kinder oder Erwachsene nicht alle Sprachen gleich gut sprechen können. Von Zeit zur Zeit werden bestimmte Sprache gegenüber den anderen dominieren. Und zwar die Sprachen, die das Kind am häufigsten hört und gezwungen ist zu sprechen.
Qualitative Sprachkontakte in den verschiedenen Sprachen sind das Wichtigste. Was wir als Mütter tun können ist, dass wir viel und bewusst mit unseren Kindern sprechen. Ihnen viel Vorlesen und Sprachspiele mit ihnen spielen.,
Glückskindsblog weiss: Jede Sprache wird ein Schatz für alle mehrsprachigen Glückskinder sein.[:]