Unabhängig der Religionszugehörigkeit beten weltweit Menschen täglich. Umfragen im Jahr 2012 ergaben zum Beispiel, dass 68% der Europäer glauben, dass das Gebet wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist. Andere Umfragen ergeben, dass sogar Atheisten oder nicht religiös motivierte Menschen ab und zu spirituelle Verbundenheit suchen und hierfür eine Art des Gebets wählen.
Die Studien lassen vermuten, dass der Mensch schon immer das Bedürfnis hatte mit einer höheren Instanz in Kontakt zu treten. Und obwohl wir vermutlich nie in der Lage sein werden eindeutige Beweise zu finden, dass unsere Gebete tatsächlich erhört werden, beschäftigen sich Wissenschaftler immer häufiger mit den greifbaren (messbaren) Effekten des Gebets und wie diese den Alltag beeinflussen oder verbessern können. Die Essenz des Glaubens ist, zur Überzeugung zu gelangen, dass Gott (oder Allah swt) existiert ohne ihn jemals gesehen zu haben. Erstaunlich ist vor allem, dass jede Art des Gebets – egal, welcher Religion oder welchem Glauben man angehört – immer seine Wirkung erfüllt, wenn es aus tiefster Überzeugung vollzogen wurde. Nicht umsonst, erkennt der Islam andere Religionsgemeinschaften an und gewährt diesen die freie Ausübung ihrer Überzeugungen.
„Ihr habt eure Religion, und ich die meine.“
– 109:6; Übersetzung: Rudi Paret
Die Forschung legt nahe, dass das Gebet sehr sinnvoll ist und kann fünf Vorteile wissenschaftlich belegen:
1. Das Gebet verbessert die Selbstkontrolle:
Studien haben gezeigt, dass Selbstbeherrschung wie ein Muskel ist, den man trainieren kann. Gleichermaßen bedeutet dies, wenn man diesen Muskel überstrapaziert, er müde und schwach wird. Das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass jeder Athlet müde wird und seine Muskeln ab und zu Ruhe brauchen. Auch Selbstkontrolle kann ermüden und genau in diesen Situationen wird man oft schwach und anfällig für Fehler, die man später bereut. Ein Denkanstoß: Wie viele von uns tendieren zu übermäßigen Essen oder Aggression, wenn man müde oder emotional angespannt ist?
Die Forschung zeigt, dass das Gebet den Selbstkontroll-Muskel „trainieren“ und seine Kondition zu verbessern kann. Forschungsteilnehmer geben an, dass sie anstrengende Aufgaben oder Selbstkontrolle besser ausüben konnten, wenn sie vorher ein Gebet verrichtet hatten. Ergebnisse wie diese legen nahe, dass das Gebet eine belebende und beruhigende Wirkung haben kann.
2. Das Gebet macht freundlicher
Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen, die beten seltener aggressiv werden oder mit Wut besser umgehen können. Herausbekommen haben sie dies, in dem sie Wut stimulierende Situationen simuliert haben und diese Studienteilnehmern vorgestellt haben. Menschen, die beten, haben weitaus gelassener reagiert als nicht-betende.
3. Das Gebet hilft bei Vergebung
Forscher fanden heraus, dass Menschen die für einen Partner oder Freund – der sie zuvor verletzt hat – beten, eher bereit sind zu vergeben.
4. Das Gebet stärkt Vertrauen
Jüngsten Studien zufolge, kann das Zusammenbeten (im Islam: Jama’ah) das Vertrauen und die Zugehörigkeit zu anderen Menschen stärken. Der Befund ist interessant, weil er zeigt, dass mit anderen beten eine positiv bewertete Erfahrung sein kann, die Menschen zusammen bringt und enge soziale Beziehungen formt.
5. Das Gebet als „Heilmittel“ gegen Stress
Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen die für andere gebetet haben seltener anfällig für Krankheiten waren, die durch (finanziellen) Stress verursacht werden. Außerdem diente das Gebet als Ausgleich zu Stress und machte ruhiger und zufriedener mit dem eigenen Leben.
Oft hört man, wie kritische Menschen sich gegen Religion aussprechen und standfest behaupten, dass es keine positiven Effekte durch Religionsausübung gibt. Wieso sollte man seine kostbare Zeit verschwenden, wenn man keine Beweise für eine höhere Macht hat? Diese Menschen scheitern jedoch an der Erkenntnis, dass es wissenschaftliche Belege für die positiven Effekte der Religionsausübung gibt. Es gibt eine wachsende Anzahl von Befunden, die anzeigen, dass das Gebet für den Einzelnen und für die Gesellschaft von Vorteil ist, und das (Zusammen-)Leben allgemein verbessern kann.