Liebe „im-Islam-gibt-es-keinen-Rassismus“ Geschwister

Liebe „im-Islam-gibt-es-keinen-Rassismus“ Geschwister, salam aleykum wa rahmatullah wa barakatu,

Diskussionen mit Euch verlaufen meistens wie folgt: „Im Islam gibt es keinen Rassismus! Bilal (r.a.) war ein Schwarzer! Ein Araber ist nicht besser als ein Nicht-Araber, …! Wir sind eine Ummah!“ Sind wir das wirklich? Ist dies nicht eher eine schöne Wunschvorstellung? Denn die Realität sieht leider anders aus!

Ich behaupte nicht, dass Ihr den Rassismus aktiv z.B. durch Äußerungen lebt, aber nur weil Ihr ihn nicht am eigenen Leibe erlebt, bedeutet es nicht, dass er nicht präsent ist. Vielleicht ist er Euch auch gar nicht (gewollt oder ungewollt) bewusst. Aber kennen wir es nicht so, dass Diskriminierung ausgeblendet wird, sobald man nicht unmittelbar von dieser betroffen ist, selbst wenn sie quer durch die Gesellschaft geht? Deswegen ist es widersprüchlich, sich einerseits über anti-muslimischen Rassismus zu beschweren, der ja durchaus existiert (obwohl die Religionsfreiheit und der Schutz von Minderheiten im Grundgesetz verankert sind), aber nicht anzuerkennen, dass andere hiervon doppelt und dreifach betroffen sind, sowie dass er auch von Leuten ausgeht, die eigentlich Geschwister in der Religion sein sollten.

Ich erinnere mich an eine Khutba in einer Moschee, in welcher der türkische Imam erwähnte, dass man angeblich als Mann nicht barfuß beten soll, so wie es „die Afrikaner machen, die hier häufig zum Gebet herkommen“.

Wie bei Demonstrationen gegen den Irak Krieg Colin Powell als „Abd“ bezeichnet wurde und die anwesenden (mit demonstrierenden) Afrikaner mehr als irritiert waren.

Ich weiß noch, wie die Familie meiner algerischen Freundin darüber herzog, dass im Viertel jetzt so viele „Kharlouche“ leben.

Oder wie eine eritreische Frau beim Anblick eines Schwarzen im Fernsehen, der eine sehr dunkle Hautfarbe hatte, „Audhu biLlah!“ ausrief.

Es geht mir nicht darum, bestimmte Nationalitäten rauszupicken und allgemein anzuprangern. Ich habe ebenso schöne Erinnerungen, die ich mit Menschen aus diesen Kulturen verbinde. Darum geht es aber nicht und es verringert nicht das Ausmaß des Problems. Diese Beispiele sollen einfach zeigen, wie weit verbreitet er ist. Hierbei gilt für die Hackordnung ein: Je dunkler die Hautfarbe, desto weiter unten in der Hierarchie.

Es wäre zu einfach, dieses Phänomen auf den westlichen Kolonialismus alleine zu schieben, der diese Idee sicherlich genährt hat (die Hamitentheorie läßt grüßen). Es gehört ebenso zur Wahrheit, dass der Rassismus auch in muslimischen Ländern seit Jahrhunderten verwurzelt ist. Bilal (r.a.) war nun einmal ein Sklave, bevor er Muezzin wurde!

Es bringt also wirklich nichts, einen auf „Friede, Freude, Baklava“ zu machen. Sicherlich möchte man es nicht immer wahr haben, vor allem, wenn solche Aussagen von Familienmitgliedern oder Freunden und Bekannten kommen. Ich hoffe auch, dass Allah swt die Personen aus meinen Anekdoten mittlerweile rechtgeleitet hat.  Zum einem, weil ich zu vielen in irgendeiner Form eine persönliche Beziehung hatte, aber auch, weil ich einfach ratlos bin. Wie soll man auf so einer Grundlage die Leute zur Einsicht bringen oder überhaupt mit ihnen diskutieren?

Deswegen laßt uns ehrlich darüber diskutieren, wie wir es gemeinsam schaffen, dass islamische Ideale erreicht werden und wir eine Ummah werden. Eigentlich sollte es nämlich gar keinen Rassismus geben. Vor allem nicht unter Muslimen.

salam and love,
Raya

 

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