Ramydan Shop Gründerin Noriyanori hautnah erleben

Salam und Servus meine Habibatis”, ruft Noriyanori aka Nora in die Kamera während sie ihre rund 24K – Follower mit in den Urlaub oder an ihrem Schminktisch mitnimmt. Die 24-jährige Ramydan Gründerin mit marokkanischen Wurzeln ist bei ihren Followern als lebensfrohe und lustige YouTuberin und Influencerin bekannt. Mit ihrem Shop Ramydan wagt Noriyanori den ersten Schritt in die Selbstständigkeit. Wir sprachen mit Nora über die Gründerkultur, den Herausforderungen als Influencerin sowie ihren Zukunftsplänen.

Die Idee zu ihrem YouTube Kanal

BASMA: Wie kam dir die Idee damals dazu deinen eigenen Youtube-Kanal zu veröffentlichen?

Nora: Schon in jungen Jahren hatte ich einen sehr gewagten Kleidungsstil. Zwar war dieser immer bedeckt, aber eben sehr bunt. Also ich war color-blocking in Person, sodass ich in meiner Schule damals ein bunter Vogel gewesen bin und Menschen auf mich zukamen; auch zum Thema Makeup.

Ich hatte nämlich Akne und konnte sie super kaschieren. „Kannst du uns nicht mal schminken oder Sachen heraussuchen?“ Das war der Startschuss dafür, dass ich eigentlich wöchentlich mit Freundinnen shoppen war, sie eingekleidet habe und denen Stilberatungen gegeben habe, sodass schnell die Idee aufkam: „Hey, warum machst du daraus nicht einen Blog?“ Daraus entstand dann mein Blog Oriental Vogue. Oriental Vogue, um meine marokkanischen Wurzeln früh zu unterstreichen.

Weil mir Texte nicht genug waren, begann ich dann 2013 mit YouTube und übertrug die Texte in Vlogs. Damals war ich auch gesangstechnisch sehr aktiv (lacht). Schnell hat sich das verbreitet. Wahrscheinlich auch aufgrund meiner Ausdrucksweise und meiner Witze haben sich die Leute auch angezogen gefühlt und so hat die Followerzahl zugenommen. Besonders, weil ich zwischendurch auch mal „bismillah“ oder „maschallah“ rausgehauen habe, haben sich diese mit mir identifizieren können. (lacht). Für mich war YouTube nie, wie es vielleicht bei anderen der Fall ist, eine kontinuierliche Plattform. Sondern, wenn ich was zu erzählen hatte, setzte ich mich vor der Kamera und tat es. Zwanglos und super entspannt.

Noriyanori und YouTube

BASMA: Was macht dir denn besonders Spaß? Du bist ja auf deinen Kanälen sehr vielfältig unterwegs.

Nora: Oh mein Gott, ja alles (lacht). Natürlich, als Youtuber ist es ganz fatal, wenn man nicht nur eine Sparte fokussiert, aber ich kann es nicht. Ich liebe einfach alles. Ich zeige ganz viele Tipps und Tricks, wie man sich schminkt und mache ganz viel Styling. Auf der anderen Seite ist es mir ganz wichtig Realtalks in Sachen Wohnung und Finanzen sowie Eheleben zu machen; und eben über das Kochen. Ich versuche alle Bereiche, die andere Frauen oder mich interessieren, mit meinem Inhalt oder Wissen zu füllen.

BASMA: Ein Nebeneffekt ist ja, dass man etwas ins Rampenlicht rückt. Wie bist du denn damit umgegangen? Wie ist es denn beispielsweise für deine Familie?

Nora: Auf ganz marokkanischer Weise (lacht).

Meine Familie, auf die ich ganz stolz bin, stand von Anfang an hinter mir und haben mich supportet, worüber ich glücklich bin. Man kann es kaum glauben, aber sogar mein Vater war an der Front und hat gesagt: „Das ist super, was du machst“ und hat angefangen beispielsweise Haterkommentare zu bekämpfen oder jedes Youtube-Video durchzuliken – also absoluter Support.

Wohingegen von der restlichen Familie und vor allem je näher wir uns der Heimat nähern, desto empörter zeigten sie natürlich. „Nora zeigt sich im Internet!“ – die Empörung in Person. Ich muss jedoch gestehen, dass mich das nie gestört hat. Meine Habibatis – so nenne ich meine liebe Community, weil sie mir wirklich am Herzen liegen – kennen mich nicht anders. Ich bin eine sehr selbstbewusste Person. Wenn ich einen Gegenwind verspüre, treibt mich das eher an, als dass es mich runterzieht, sodass ich das nie als Hürde wahrgenommen habe, sondern eher als eine Bestätigung, dass irgendwas gut funktioniert (lacht). Deswegen spreche ich auch allen Mut zu, das zu tun, wofür das Herz schlägt.

BASMA: Wie würdest du es denn rückblickend bewerten? Mit welchen Herausforderungen warst du konfrontiert, mit denen du gar nicht gerechnet hast?

Nora: Schwierig war für mich das Thema Ehe. Wie du schon gesagt hast, selbst, wenn man eine sehr kleine Community hat, wird man dennoch eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Auf offener Straße ist das nichts Ungewöhnliches, wenn mich plötzlich eine Habibati ruft (lacht). Ich animiere sie ja auch dazu, da ich mir die direct message am Abend: ich hab dich gesehen, mich aber nicht getraut dich anzusprechen.“ nicht verzeihen könnte.  Ich muss aber ehrlich sagen, ich glaube, mein Mann hatte damit gerade zu Beginn zu kämpfen. Meine Eltern haben das verstanden, aber sie mussten nicht damit konfrontieren werden, wohingegen mein Mann das auf täglicher Basis tut. Ich zücke mein Handy in den alltäglichsten Situationen und fang an mit meinem Handy zu reden. Ich muss selbst zugeben, dass das mehr als Gewöhnungsbedürftig ist. Mittlerweile ist das natürlich alles ganz anders. Da bin ich auch sehr glücklich darüber. Und wenn heutzutage doch noch Empörung oder Gegenwind kommt, alhamdulillah sehr wenig, dann ist es doch von unseren Landfrauen. Das ist so die größte Überraschung bisher.

Ihr zweites Standbein

Trotz ihrer intensiven Arbeit auf dem Youtube-Kanal baute sich Nora ein zweites Standbein auf. Mit 17 Jahren zog sich nach München, um ihr duales Studium bei Bosch zu beginnen. “Ich hatte schon immer das Bedürfnis gehabt zu studieren, weil es für mich wichtig ist, sich weiterzubilden,” erklärt Nora ihre Entscheidung. Für sie sei es eine wichtige und lehrreiche Zeit gewesen. Unter anderem durfte sie sechs Monate in Dubai arbeiten, wo sie für Bosch an einem Projekt arbeitete. Man habe sie stets gefördert und unterstützt. “Mein Leben hätte in Dubai weitergehen können, nur dann habe ich mich verliebt,” lacht Nora. Sie zog zurück in ihr geliebtes Nordrhein-Westfalen und übernahm das Social-Media-Management einer Bekleidungsfirma in Düsseldorf. Dennoch fehlte ihr etwas. “Ich wollte wissen, wie es ist, für etwas zu arbeiten, wohinter ich zu 100 % stehe.”

Nora: Ich bekam zufällig ein Jobangebot bei Sephora für E-Commerce Management mit, worauf ich mich einfach bewarb, auch wenn ich dafür überhaupt keine Qualifikation besitze.

Ich habe innerhalb von fünf Stunden eine Absage erhalten, mich dann dort telefonisch gemeldet und versucht den Grund herauszufinden (lacht). Einfach in der Hoffnung, dass ich einen Kontakt bekomme, den ich dann persönlich von mir überzeugen kann und so war es dann auch.

Ich konnte die dortige Marketingleitung sprechen, die mich darin bestärkt hatte, dass das der richtige Weg war. Sie suchte zu dem Zeitpunkt eine Social Media Managerin und fragte mich, ob ich am nächsten Tag Zeit für ein Vorstellungsgespräch hätte. Sie ermutigte mich und unterstützte mich, da sie mich sehr gerne im Team willkommen heißen wollte. Ich habe mich intensiv auf die Gespräche vorbereitet. Das war der Wahnsinn! Das Interview habe ich dann gerockt und habe die Stelle auch bekommen.

Vom Großkonzern zum Start-Up

Ich muss auch ehrlich sagen, das war mitunter die Stelle meines Lebens. Ich komme von einem Großkonzern Bosch, dann in ein richtiges Start-up und jetzt war da ein Riesenkonzern, der aber in Deutschland neu Fuß fasst – best of both worlds.

Dieser Riesenkonzern, der neue Strukturen in Deutschland aufbaut. Dieser Gedanke hat mich unheimlich gereizt. Aus dieser Zeit habe ich sehr viel mitnehmen können. Im November 2018 kam es zu diversen Uneinigkeiten mit Sephora, was mich selbst zur Frage führte, auf was ich eigentlich warte. Ich wusste schon immer, was ich machen möchte. Vor allem, dass ich in die Selbstständigkeit gehen möchte. Ich wollte die Welt mitverändern. Keiner wird jemals zu mir kommen und mir Geld mit der Aufforderung überreichen ein Unternehmen zu gründen. Ich entschloss mich also zu kündigen und mein eigenes Unternehmen aufzubauen. Und das ist nun Ramydan.

BASMA: Da hast du ja viel Durchhaltevermögen und viel Persistenz erwiesen, trotz einer Absage nochmals bei Sephora anzurufen und zu versuchen sie von dir zu überzeugen.

Nora: Das ist wirklich ein Tipp für alle. Ich weiß zum Beispiel, dass es schwierig ist, mit Hijab einen Job zu bekommen. Deswegen wird Ramydan ein hijabfreundliches Unternehmen (lacht). Viele finden sich aber immer viel zu schnell damit ab, dass sie eine Absage bekommen haben. Aber auch Frauen, die kein Hijab tragen, sind austauschbar. Das Wichtige ist, sich irgendwie hervorzuheben. Ich rate jedem, die Bewerbungen an ihrem Traumunternehmen schreiben, dort anzurufen! Geh da hin! Meine Bewerbung bei Bosch habe ich damals mit meinem Vater persönlich abgegeben. Das sagt viel über den Menschen aus, wenn man alles Menschenmögliche versucht an dem Job zu kommen. Dann bleibt man im Gedächtnis.

BASMA: Das hat sich in deinem Fall ja ausgezahlt! Was nimmst du denn aus der Zeit in Sephora mit? Inwiefern hat dich das wachsen lassen?

Nora: Belastbarkeit. Einmal, weil wir in dieser deutschen Start-up Situation waren, habe ich unheimlich viel gearbeitet. Und einmal, weil es natürlich meine Passion war und ich es sehr, sehr liebe. Die Vielseitigkeit war ein weiterer Aspekt. Ich wurde als Social Media Managerin eingestellt, habe aber Marketingkampagnen, Digitalkampagnen, das Merchandising für unseren Onlineshop gemacht; ich war wirklich überall tätig. Man sollte sich beruflich nicht einschließen, sondern sich mit höchster Flexibilitätsstufe an allem beteiligen. Das lässt einen selber wachsen. Man testet seine eigenen Grenzen aus, manchmal überschreitet man diese auch an manchen Stellen. Das habe ich auch an meinem eigenen Leib erfahren. So findet man auch heraus, was man wirklich kann und was man imstande ist zu tun und zu bewegen.

Die Gründung ihres Unternehmens Ramydan

BASMA: Du hast auch dein Unternehmen Ramydan gegründet. Wo zieht man denn für sich selbst die Grenze der Belastbarkeit? Besonders im Hinblick auf der wachsenden Start-up Kultur in Unternehmen? Es wird zu keiner Seltenheit, dass Menschen zwölf Stunden am Tag in Büros verbringen.

Nora: Minimum; und an den Wochenenden. Die 14 bis 15 Stunden gehörten zu meiner Normalität. Wenn man etwas möchte, dann gibt man auch alles. Vor allem, wenn du aufsteigen möchtest. Man hat ja in solchen Unternehmen oftmals die Chance dazu und muss auf einer bestimmten Ebene eine Balance finden. Wird das entgeltlich berücksichtigt? Da bin ich auch ein Freund klarer Worte. Wird das belohnt, was du da leistest? Kann man an der Arbeit wachsen? Welche Erfahrungen kann man da sammeln? Es muss gerechtfertigt werden, warum man sich so zeitintensiv hingibt

BASMA: Ein Themenaspekt, was wir im BASMA-Team oft besprechen, ist die eigene Identität im beruflichen Zweig. Wie bist du als muslimisch-deutsche Marokkanerin im Unternehmen damit umgegangen?

Es liegt in unserer Verantwortung unsere Mitmenschen, unser Umfeld an die Hand zu nehmen und ihnen ein Instrument mitzugeben. Nämlich das Wissen über unsere so wunderschöne Religion und ein freundliches Lächeln dahinter, mit dem wir uns verstehen.

Nora: Ich habe mich immer davor gefürchtet, dass es zu dem Punkt kommt, dass ich negativ damit konfrontiert werde und habe dann eine Präventionsmaßnahme getroffen.

Ich gehe super offensiv mit diesem Thema um. Sage von Anfang an, dass ich Muslima bin, bete und faste. Ja, kein Kaugummi und kein Wasser (lacht). Ich verbinde das mit incentives. Zum Zuckerfest bringe ich Kekse mit, erzähle von der Stimmung während Ramadan.

Prioritäten als muslimisch-deutsche Marokkanerin

Ich versuche es meinen Kollegen nahezubringen, indem ich sie beispielsweise immer zum Fastenbrechen eingeladen habe. Glücklicherweise konnte ich auch einen eigenen Platz zu Gebet bekommen. Ich habe auch immer erklärt, warum wir beten, warum wir fasten, warum das so für uns Muslime wichtig ist.

Natürlich kann das jeder googeln, aber im Internet steckt keine Persönlichkeit dahinter, die es aus eigenen Erfahrungen erzählen kann. Es liegt in unserer Verantwortung unsere Mitmenschen, unser Umfeld an die Hand zu nehmen und ihnen ein Instrument mitzugeben. Nämlich das Wissen über unsere so wunderschöne Religion und ein freundliches Lächeln dahinter, mit dem wir uns verstehen.

Ratschläge für den Berufsstart

BASMA: Welchen Ratschlag würdest du dir selbst rückblickend zum Berufsstart geben?

Nora: Was ich jedem raten würde, ist selbstbewusst zu sein. Die Waffe, die wir alle haben, ist, dass wir WIR sind und nicht jemand anders. Wir sind einzigartig. Das ist so eine Stärke und man kann dem Unternehmen so viel geben, wenn man sagt „Ich bin ich.“

Wenn es mit dem Job nicht geklappt hat oder das Gespräch nicht gut lief, braucht man sich keine Sorgen zu machen. Allah swt hat einen Plan für dich. Das einzige, was wir machen müssen, ist an uns selbst zu glauben; keiner ist verlassen.

Es gibt Gründe, warum wir etwas bekommen oder eben nicht. Vertrau darauf, dass Allah swt einen Plan hat. Mir hat dieser Ratschlag sehr geholfen. Ich möchte, dass die Menschen glücklich sind. Es gibt keinen Grund traurig zu sein.

Es gibt immer schlechte Phasen, die habe ich natürlich auch. Besonders arbeitstechnisch, was mich zum Burnout führte. Aber dieses Gefühl, dass Allah swt seine Hand über meinen Kopf hält, das hatte ich immer. Wenn etwas Trauriges passierte, dann habe ich versucht mich sehr schnell zu fassen. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. Wir müssen einfach daran glauben und unser Bestes geben.

Eine Burnout Erkrankung zeigt den Weg

BASMA: Inwiefern hat denn deine Burnout-Erkrankung deine Entscheidungen beeinflusst?  

Nora: Mein Burnout war zunächst einmal der Grund für meine letzte Kündigung. Versprechen wurden nicht erfüllt und die Balance stimmte nicht mehr.

Und ich möchte hier nochmal hervorheben, dass keiner sich schämen muss auszusprechen, dass er von Burnout betroffen ist. Ich bekomme täglich verzweifelte Nachrichten darüber, dass sich Betroffene niemandem anvertrauen können aus Angst vor Unverständnis und sozialer Ausgrenzung oder schlichtweg Schwäche.

Mein Arzt gab mir den Tipp: „Mach das, was dir Spaß macht!“, aber was machen denn die Menschen, denen Arbeit Spaß macht? Ich dachte immer, alles, was ich mache, macht mir Spaß, aber was macht mir denn wirklich Spaß? Was könnte mich denn heilen? Also habe ich mich erst zurückgezogen und habe angefangen zu lesen.

Ich habe irgendwie keine Beschäftigung gefunden, weil am Ende des Tages mir die Arbeit fehlte. Irgendwann habe ich dann auf Youtube und Instagram alles zum Thema Burnout geteilt. Ich habe gemerkt, das macht mir wirklich großen Spaß, aber mir fehlte dieses Arbeitsventil, womit ich von morgens bis abends beschäftigt bin. Was nur mir gehört, was nur ich bin. Und damit ist auch Ramydan geboren worden.

Die Geburtstunde von Ramydan

Es war buchstäblich ein Einfall, als hätte man mir meinen Kopf geöffnet und die Idee dort eingepflanzt. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ich habe geträumt, dass wir an einem Ramadan-Tisch sitzen und wir Teller auf dem Tisch haben, die mit „Eid Mubarak“ beschriftet sind. Dieser Moment hat mich so berührt, dass ich mitten in der Nacht die Designs entworfen habe und mich sofort an die Präsentation gesetzt habe (lacht). Das, was Menschen an Weihnachten so schön finden, die Lichter und Dekorationen, möchte ich für unsere Eid-Feste und Ramadan entwerfen.

Ich war so vernarrt in diese Idee, das ich gesagt habe: „Das wird mein Baby.“ Das werde ich als Unternehmen aufbauen und ich möchte diese Erfahrung mit allen teilen, die ich um mich habe und am liebsten weltweit (lacht).

BASMA: (lacht) Das wäre dir zu gönnen, Nora! Was erwarten denn deine Kundinnen künftig auf Ramydan?

Nora: Oh mein Gott! Wo soll ich da anfangen? Bismillah (lacht). Ganz grob gefasst ist unsere Vision bei Ramydan, dass wir stylische Produkte mit Message designen.

Produkte, in denen kulturelle, religiöse und spirituelle Einflüsse greifbar gemacht werden. Produkte, die unsere Interessen verkörpern, mit denen wir alle uns identifizieren. Nun haben wir bei Ramydan mit einer großen Auswahl an Wandposter und anderer Papeterie-Dekoration wie Ramadan Dekoration und Postkarten begonnen.

In naher Zukunft möchten wir unser Sortiment erweitern. Auch, wenn ich beispielsweise noch kein Hijab trage, so bin dennoch vom Layering-Syndrom betroffen. Lage, um Lage, um alles angemessen zu bedecken und dennoch stylisch auszusehen. Deswegen werden wir bei Ramydan auch Bekleidung auf den Markt bringen, die nicht nur hijabkonform, sondern auch stylisch und erschwinglich für jede Frau ist. Zusätzlich erweitern wir bei Ramydan das Home Interior Sortiment durch orientalischer Dekorationen. Ihr dürft gespannt bleiben, wie unser Slogan schon unterstreicht: Ramydan is more than a brand, Ramydan is a movement. Stay tuned.

BASMA: Woher nimmst du dir denn die Inspiration für die Entwerfung der Produkte für Ramydan her?

Nora: Direktes Umfeld, Wurzeln und Vergangenheit. Das muss man sich wie ein Kreis vorstellen. Wenn ich in der Mitte stehe, lasse ich mich immer von meinem direkten Umfeld inspirieren, welches absolut international geprägt ist. Ich möchte, dass sich jede kulturelle Gruppe durch Ramydan inspirieren lässt. Wenn ich den Kreis erweitere, kommen wir auf meine marokkanischen Wurzeln. Marokko ist eine pure Inspirationsquelle. Wir haben eine so starke und greifbare Kultur. Wenn nur jemand unseren Blauton sieht, dann weiß jeder, das ist das Marokko-Blau oder Chifchaouen Blau. Ich muss nur nach Marokko reisen und ich komme mit voller Inspiration wieder. Und dann beeinflusst mich natürlich auch meine Vergangenheit. Ich habe sehr cleanes Design bei Bosch gelernt. Klare Linien, klare Strukturen, stringente Prozesse, sehr selbsterklärende, userfreundliche Produkte. Liebevolles, detailorientiertes Design bei Adenauer & Co bis hin zu Sephora, die den heutigen Zeitgeist aus meiner Sicht am besten treffen.

Die rationale Tatsache eines Unternehmens

BASMA: Da haben wir ja auf der einen Seite den kreativen Aspekt zur Gründung eines Unternehmens wie z.B. Ramydan. Aber auf der anderen Seite, gibt es natürlich die rationalen Fakten im Unternehmen wie Finanzierung, Aufbau und Businesspläne. Wie verläuft die Phase? Hast du dir Hilfe geholt?

Nora: Durch mein duales Studium in International Business mit der Vertiefung Innovation und Technik konnte ich mir einen Background über betriebswirtschaftliches Wissen aneignen. Ein Businessplan ist mir also nicht vollkommen fremd.

Das Wichtigste, was man an der Uni gelernt hat, ist, wo man nachschlagen muss (lacht). Ich habe mir alles selbst beigebracht. Jeden Teil. Mein Mann hat mich da tatkräftig unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Wenn ich nicht weiter wusste, hab ich im Internet recherchiert. Elhamdulillah für diese Erfindung (lacht).

Das richtige Outsourcen ist das A & O

Ein Tipp, den ich weitergeben kann, ist, dass man für die Idee, an der man arbeitet, Feuer und Flamme sein muss, aber nie eines vergessen darf: Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Ich bin weder Finanzier, noch ein Logistiker, noch Designerin. Daher stand ich vor der Wahl, welche Punkte ich mit guten Gewissen übernehmen kann, aber welche ich definitiv outsourcen muss.

Denn einen richtigen Unternehmer macht erst aus, an den richtigen Stellen Verantwortung abzugeben und nicht immer alles selbst zu machen. In unserem konkreten Fall war einer der Punkte beispielsweise die Website-Entwicklung und Logistik.

Mein Anspruch ist aus Ramydan ein ernstzunehmendes Unternehmen zu machen was Content bringt, inspiriert und Produkte anbietet, die jeder braucht. Das benötigt viel Zeit. Also habe ich einen Logistikpartner an Bord geholt, um mir die kostbare Zeit für Verpackung und Versand der Bestellungen zu sparen.

Aber da ich schnell mitbekam, dass kaum ein Designer genau verstand, was ich wollte, habe ich diesen Aspekt wiederum selbst in die Hand genommen. Also habe ich mir ein Adobe Photoshop-Tutorial nach dem anderen angesehen und mir Schritt für Schritt alle Skills selbst beigebracht, welche ich zur Erstellung meiner Designs benötigte. Heute kann ich stolz feststellen, das jedes einzelne Produkt aus unserem Onlineshop Ramydan von mir selbst designt wurde.

Als Gründer ist man oftmals so mittellos, das man am liebsten alles selbst in die Hand nimmt, aber nochmal: Wichtig ist, sich an den richtigen Stellen Unterstützung ins Boot zu holen.

Die Challenges in der Gründungsphase bei Ramydan

BASMA: Welchen Herausforderungen bist du denn in der Gründungsphase bei Ramydan konfrontiert worden?

Nora: Ich würde sagen, in erster Linie aus Business Sicht ist es definitiv die Finanzierung. Wenn man eben nicht diese finanziellen Mittel hat, dann rate ich wirklich jedem, sich zuerst um die Finanzierung zu kümmern. Ganz früh in Richtung Businesspläne zu denken. In Richtung Präsentationen für die Banken, Fördermittelsuche, sodass man sich sicher ist, woher und dass das Geld kommt.

Auch wenn es sehr trocken klingt, sollte man Preise einkalkulieren. Man muss wissen, wie viel man aus dem jeweiligen Topf für was benötigt. Es ist total wichtig seine Zahlen zu kennen und damit zu jonglieren, sowie genug Puffer einzuplanen. Dabei sind 40 % – 50 % immer realistisch, da gerade zu Beginn viele Dinge anders als geplant vonstattengehen.

Was ich außerdem mitnehme, ist, dass man sich nicht abhängig machen soll. In Sachen Lieferanten beispielsweise ist es ratsam nicht nur einen Partner zu haben, sondern mehrere. In case, dass jemand abspringt, hat man umgehend einen äquivalenten Ersatz an der Hand. Ich bin mir auch nie zu schade, dass dem aktuellen Partner mitzuteilen.

Außerdem sollte man sich ein Tagesrhythmus einrichten. Ich stehe jeden Morgen um 6 bis 7 Uhr früh auf und gehe häufiger auch erst um 2 Uhr nachts schlafen. Es ist wichtig, dass man ein Rhythmus hat, egal wie dieser aussieht. Man sollte seine Arbeit wirklich als Job wahrnehmen, auch wenn man teilweise von der Couch oder von der Küche aus arbeitet; Ein Start-up ist nicht glamourös. Man darf nie vergessen, als Frau hat man noch andere Pflichten, die beinhalten: das Waschen, Kochen und Putzen. Und wenn am Ende deiner To-do-Liste Wäsche waschen steht, dann steht sie da, aber schreib sie auf. Jede Verpflichtung findet seinen Platz, wenn man es gut genug organisiert. Jede Kleinigkeit, die erledigt werden muss, muss man aufschreiben und priorisieren.

Selbst und Ständig

BASMA: Also letztendlich heißt es, keinen Cut zum privaten Leben zu machen, sondern versuchen alles miteinander zu managen?

Nora: Richtig, denn wie der Name „Selbstständigkeit“ schon sagt: Man ist selbst und ständig. Meinen Habibatis brennt es ja unter den Nägel „Wie machst du das?“ Man muss das alles in seinem Leben verankert. Das ist meine Interpretation einer Work life Balance.

BASMA: Wer hat dich denn besonders unterstützt bei der Gründung von Ramydan?

Nora: Mein Ehemann, er ist buchstäblich seit der ersten Stunde an meiner Seite. Ich erinnere mich noch an die Geburtsstunde von Ramydan. Ich war total aufgeregt und habe gezittert und weckte ihn mitten in der Nacht; er wollte doch nur in Ruhe schlafen (lacht). Er unterstützt mich, wo er nur kann. Das Schöne ist ja, er ist mein Gegenpol und ich hoffe, dass jeder sowas hat. Wenn es nicht der Ehemann ist, dann jemand anders, der diese Rolle erfüllt. Ich bin ein euphorisch übermotivierter Mensch. Mein Mann hingegen ist erschreckend realistisch, mit starker Tendenz zum Pessimismus (lacht). Während ich von 100 Bestellungen am ersten Releasetag träume, sagt er, dass wir glücklich sein können, wenn es zwei werden. Am Ende waren es am 4. Tag schon 100 Bestellungen (lacht).

BASMA: Das heißt, er holt dich auf den Boden der Tatsachen zurück und für dich kann nicht genug Glitzer auf dem Boden liegen (lacht).

Nora: Richtig (lacht). Darüber hinaus natürlich meine Familie, insbesondere meine Eltern. Denen habe ich das sofort erzählt, die sind absolute Realisten. Natürlich waren sie nach meiner Kündigung sehr besorgt und wollten mich schnell in ein Job hieven. Sie sollten sich aber keine Sorgen machen und unterstützen mich stattdessen schon mein Leben lang, bei allem was ich tue. Des Weiteren haben meine Eltern und der Bruder meines Mannes uns vor allem finanziell sehr geholfen. Er hat uns so über Wasser gehalten, dass wir nicht ertrunken sind (lacht). Außerdem habe ich zwei sehr gute Freundinnen, die metaphorisch Luftschlösser mit mir bauen. Man braucht Dreamers im Leben. Jemand, der dich so in deiner Idee pusht und blind supportet. Diese Sorte Umfeld ist unverzichtbar. Eine Salma beispielsweise, die sagt: „Ich kaufe dir alles ab. Sag mir wie viel.“

BASMA: Das ist Gold wert.

Nora: Ja, das ist mein solider Zirkel, mit dem ich momentan sehr gut fahre. Dann habe ich noch eine Freundin, die, wie soll ich sagen, unsere erste Mitarbeiterin ist; Dilan, die Mitarbeiterin des Monats (lacht). Als ich kürzlich mit GBS, einer Autoimmunkrankheit mit Lähmungen im Krankenhaus lag, elhamdoulillah, mir geht es wieder blendend, hat die Gute einfach alles gemanagt.

Die Balance als Selbstständige

BASMA: Mit dem Wachstum deiner Reichweite, wächst auch deine Bekanntheit in der Öffentlichkeit. Wo ziehst du denn deine Grenzen zum privaten und öffentlichen Leben?

Nora: Da hast Du meine größte persönliche Herausforderung entdeckt. Da ich gerne Konflikte oder Erfahrungen aus meinem Privatleben erzähle, besteht keine klare Grenze. Social Media ist heutzutage so inszeniert, dass die Menschen fehlen, die das machen, was Social Media eigentlich kennzeichnen sollte: Nämlich social zu sein. Zu Zeigen, wie das Leben wirklich ist. Da ziehe ich keine Linie. Ich persönliche selektiere dabei auch nicht und erzähle nur zu gerne, wo ich Fehler begehe. Wenn meine Zuschauer am Ende zu der Erkenntnis kommen „So mache ich das aber nicht“, dann ist das auch eine wertvolle Erkenntnis. Und durch Ramydan, kann ich Einblicke in eine völlig neue Seite meines Lebens geben. Eine spannende Seite mit Höhen und Tiefen, mit aktiven Entscheidungen und Hoffnungen.

BASMA: Wir sind gespannt! Wir kommen auch langsam zum Ende. Wie findest du denn deine persönliche Work-Life-Balance?

Nora: (lacht) Dieses Wort Work-Life-Balance ist total verhipstert worden. Wenn man liebt, was man tun, dann balanciert es sich automatisch aus. Ich bin selbstständig und arbeite eigentlich dauernd. Aber weil ich es liebe, verbinde ich es miteinander. Klar treffe ich mich mit Freundinnen, natürlich reden wir ab und zu über unsere Arbeit. Sie inspirieren mich für neue Ideen, die ich da einarbeiten kann. Sie geben mir ein Feedback, das ich wiederum berücksichtigen kann. Das ist ein Zyklus.

Wenn du etwas machst, was du nicht liebst, dann brauchst du ein Abschaltsystem. Und eine sogenannte Balance, um dieses Gefühl auszugleichen. Wenn du jedoch liebst, was Du tust, dann hast du gar nicht das konkrete Bedürfnis dazu.

Ich finde, dass man sich davon verabschieden soll. Viel zu viele Menschen da draußen quälen sich durch einen Job, der ihnen weder Spaß macht, noch sie fördert. Ich habe nie so gedacht und kann nur dazu aufrufen zu kündigen, wenn man seine Arbeit nicht liebt. Dabei ist es unabhängig, ob man selbstständig oder angestellt ist. Natürlich nicht, ohne das man eine neue Stelle hat (lacht). Safety first, aber schließt sich eine Tür, öffnet sich eine andere.

Um auf den Aspekt Work-Life-Balance zurückzukommen, definiere ich es alleine schon so, das mein Mann und ich mindestens einmal die Woche essen gehen. Auch weil ich manchmal einfach nicht koche (lacht). Und ganz wichtig: Wir gehen regelmäßig zum Sport, um uns auszupowern.

Die private Noriyanori

BASMA: Wie würden dich denn deine Freundinnen beschreiben?

Nora: Ich habe sie das damals wirklich gefragt, als ich mich für das Sephora-Interview vorbereitet habe (lacht). Dabei kam heraus: ansteckend, liebevoll und verrückt.

BASMA: Das ist ja eine schöne Kombination. Wer inspiriert dich in deinem Alltag?

Nora: Klassisch: meine Mama. Sie erzählt, dass sie früher super schüchtern war. Sie war so schüchtern, dass sie zwei Stationen mit dem Bus weitergefahren ist, weil sie sich nicht getraut hat Stop zu drücken und hat gewartet, bis jemand anderes drückt. Wenn du diese Frau heute kennenlernst,ist sie eine Amazone. So selbstbewusst. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, mashAllah. Sie ist ein liebenswerter, ehrlicher Mensch, der so viel Anerkennung aus ihrem Umfeld bekommt. Meine tägliche Inspiration kommt von ihr. So, wie sie ist, möchte ich auch werden, eine Amazone (lacht). Daneben ist auch mein Ehemann eine Inspiration für mich, weil er vor allem aus geschäftlicher Sicht anders denkt und anders führt. Das inspiriert mich täglich aufs Neue und komplettiert mein Denken auf 360 Grad.

BASMA: Liebe Nora, wir danken dir ganz herzlich für das Interview und wünschen dir alles Gute!

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