Mallorca mal ganz anders
Meine beiden Kinder und ich traten mit unseren Taschen aus dem Flughafen auf Mallorca und uns schlug eine feucht-warme Hitzewelle entgegen. Das war der Moment, in dem ich realisierte: „Ich habe es tatsächlich getan.“ Was ursprünglich nur eine spontane Aktion, ein Spaß war, wurde tatsächlich Realität.
Ich bin alleine mit meinen beiden kleinen Kindern auf Mallorca und habe nichts, rein gar nichts vorbereitet. Ich habe mich, nein, uns in das Abenteuer geschmissen.
Für eine Sekunde bekam ich Angst: Kann das überhaupt gut gehen? Werden die Kinder mit machen? Hätte ich vielleicht doch ein all inklusiv Hotel buchen und am sicheren Pool entspannen sollen?
Plötzlich kamen die Zweifel
„Danach bist du erschöpfter als davor“, sagte eine Stimme in meinem Kopf. „Und was ist, wenn den Kindern was passiert?“, eine andere. Und „Kann ich das überhaupt – ohne meinen Mann? In den Urlauben zuvor hatte er die Organisation übernommen. Er wird es mir niemals verzeihen, wenn den Kindern etwas passiert, nur weil ich ein bisschen ‚Abenteuer‘ wollte.“
Mich überkamen plötzlich starke Zweifel, als ich realisierte, was ich mir selbst angetan hatte. Tausend Gedanken darüber, was alles scheitern konnte.
Ich bin zwar sehr daran gewöhnt, allein zu verreisen und auch zu trampen, aber mit meinen Kindern war bisher das Motto: Play on the save side. Sich im All inclusive Hotel bedienen lassen, während die Kinder schwimmen – das war bisher unsere Devise. Nur keinen Stress mit den Kiddis.
Und nun tat ich genau das Gegenteil.
Und was soll ich sagen? Am Ende war es der schönste Urlaub, den wir bisher hatten.
Auf in das Abenteuer
Ich atmete also tief durch und freute mich auf das Abenteuer und die neue Erfahrung – gerade mit meinen Kindern.
Da wir nachts ankamen, sind wir gleich in ein Hotel. Von da aus haben wir gemeinsam spontan entschieden, wo wir hinfahren, wo wir schlafen und wann wir was machen. Wir sind dann in den nächsten Tagen von Hotel zu Hotel gezogen und konnten so die Ost- und Nordküste von Mallorca durchstreifen. Weil es uns auf der Karte gefiel, hielten wir an den schönsten und vor allem verlassenen Buchten an. Wir besuchten auch herrliche Strände und unbeschreibliche Höhlen.
Warum Mallorca?
Mallorca hat so viel zu bieten. Die Flugzeit auf die Balearen Insel ist überschaubar. Die Natur ist wunderschön. Man kann super auf den Straßen Auto fahren (und ich bin bekanntlich keine gute Fahrerin. Aber da habe sogar ICH keinen Unfall gebaut). Mit Google Maps und einem Mietwagen kommt ihr überall hin, auch abseits der von Touristen vorgestapften Pfade und könnt einfach spontan da anhalten, wo es euch gefällt und die Gegend erkunden.
Die Mallorquiner sind außerdem unheimlich kinderfreundlich, ähnlich wie ich es aus meinen Urlauben in der Türkei kenne. Das hat ebenfalls vieles erleichtert.
Was habe ich aus unserem Roadtrip gelernt
Ich habe einiges an Erfahrungen aus unserem Roadtrip mitgenommen. Mit meinem jetzigen Wissen wäre ich definitiv besser vorbereitet gewesen, weshalb ich sie gern mit euch teile:
- Stichwort: Pippi, Kaka. So romantisch-schön der Urlaub mit den Kindern war, eine Sache dominierte: Toilettenpausen. Da es sehr warm war, hielt ich meine Kinder an, fleißig zu trinken, was sie auch taten. Dadurch musste der Jüngste – Überraschung – oft Pippi machen. Anfangs habe ich noch Toiletten gesucht, irgendwann waren es nur noch Bäume und Säulen. Also: Habt genug Taschen- und Feuchttücher dabei, damit ihr auf den Toilettengang auch ohne Sanitäranlagen schnell reagieren könnt.
- Die richtige Kreditkarte. Ich hatte aus irgendwelchen Gründen American Express dabei. Diese wird wohl auf Mallorca nicht angenommen. Das hatte zur Folge, dass ich den gebuchten Mietwagen nicht nehmen konnte, weil sie meine Kreditkarte nicht akzeptiert haben. Wir waren weit weg vom Flughafen, mitten in der Hitze und ich hatte keinen Mietwagen und man sagte mir: Keine Firma nimmt American Express an. Gott sei Dank hat mich zurück am Flughafen ein einheimischer Mann angesprochen, ob ich ein Auto mieten will. Ich habe gelernt, von solchen Leuten im Ausland Abstand zu nehmen, weil es auch Betrüger sein könnten. Also was mache ich, allein mit zwei Kindern? Natürlich lasse ich mich darauf ein. Und auch das war eine coole Erfahrung, mal diesem fremden Mann zu vertrauen und eine positive Erfahrung zu machen.
- Absichern beim Mietwagen. Auch wenn ihr, wie ich, vor irgendeinem Fremden auf der Straße sitzt und einen Vertrag über einen Mietwagen unterschreibt und einfach das Auto nehmt: Schreibt handschriftlich nochmal hinzu: ohne Selbstbeteiligung und Vollkaskoversicherung. Und verhandelt um die Kindersitze.
- Oder: Bucht den Mietwagen vorher. Natürlich könnt ihr euch den ganzen Stress ersparen, indem ihr das Auto vorher online mietet. Über irgendwelche Portale kriegt ihr den Mietwagen 100 mal günstiger, als vor Ort.
- Die richtige App. Installiert euch eine App auf dem Handy, gebt vorab eure Zahlungsdaten ein, sodass ihr im Zweifel schnell was buchen könnt. Ich habe alles über Check24 gemacht. So konnte ich schnell das Hotel buchen, was uns gefiel. Mit dem Mietwagen hat es, wie gesagt, nicht so gut geklappt.
- Plastiktüten mitnehmen. Ich habe vor Ort von den Supermärkten Plastiktüten geholt, um die ständig nasse Wäsche der Kinder zu verstauen. Weil wir so oft weitergezogen sind, konnten wir die Sachen nicht zum Trocknen aufhängen. Eine Alternative dazu, die weniger Müll verursacht, ist z.B. ein großer Wetbag, den ihr schon vorher mitnehmt.
- Wenige, große Koffer. Wir hatten auf dem Weg Bonn-Stuttgart mehrere kleine Taschen mitgenommen. Das war schrecklich. Wir sind ständig an den Koffern gestolpert, meine Kinder waren überfordert und ich musste sie beisammen halten. Irgendwie ging es, aber ideal war es nicht. Dann habe ich vor dem Abflug einen zusätzlichen Koffer gebucht. Ich habe die kleinen Koffer in den großen umsortiert. So hatte ich einen großen Koffer und meine Tochter ein kleines Handgepäck. Der Dreijährige hatte einen Rucksack, den wir auch so immer auf der Reise dabei hatten.
- Bauchtasche-Brusttasche. Mein absoluter Schatz und treuester Begleiter auf der Reise war eine Tasche, die ich aus Korea für meinen Mann gekauft hatte. Sie ließ sich hinten auf dem Rücken sowie vorne am Bauch tragen. Und das war meine Rettung. Ich hatte in dieser Tasche unsere Pässe, Geld und Wasser, Taschentücher, immer ein Vorrat an Essen und natürlich mein Handy. Durch die Bauchtasche hatte ich beide Hände frei und konnte ohne den Zwischenschritt „Rucksack ablegen“ sofort reagieren, schnell zum Handy greifen und ein Foto machen oder auf den Ruf „Pippi-kaka“ schnell reagieren. Must have!!!
- Haare der Kinder flechten, wenn es geht. Meine beiden Kinder haben sehr lange Haare. Ja, auch der Dreijährige hat Haare bis zum Popo, bei denen jede Frau neidisch wird. Gleich am ersten Tag habe ich die Haare zu kleinen Zöpfen flechten lassen. Das war so unglaublich erleichternd. So musste ich nach jedem Mal Schwimmen nur die Haare waschen und nicht noch ewig kämmen und flechten. In der Regel kostet es sonst sehr viel Zeit, die wir uns so sparen konnten.
- Zu guter Letzt: Billig wird es nicht. Wer denkt, ein Roadtrip wird auf jeden Fall billiger als Cluburlaub, die irrt sich. Es ist viel teurer geworden als ein Cluburlaub. Wir haben uns nicht viel Luxus geleistet. Aber wir hatten immer Frühstück im Hotel und Mittagessen und Abendessen in unterschiedlichen Restaurants. Das hat reingeschlagen. Und spontane Nächte einzeln sind oft teurer als viele Nächte auf einmal und im Voraus, denn dann gibt es Mengenrabatt von den Hotels. Also, es ist auf jeden Fall keine günstige Alternative, ganz im Gegenteil. Das solltet ihr auch miteinbeziehen.
Warum war es so ein besonderer Urlaub?
1. Vertraut eurem Gefühl und euren Kindern
Ihr solltet Vertrauen zu euch und euren Kindern aufbauen. Das habe ich gelernt aus der Reise. Zum Beispiel hielt ich mit meinen Kindern spontan an einer Klippe an. Ich habe die Kinder einfach frei herumlaufen lassen. In diesem Moment war ich einfach nur überwältigt von der Natur und von der Aussicht und war auch unglaublich glücklich, es mit meinen Kindern erleben zu können.
Abends im Bett kam dann der Gedanke: „Bist du wahnsinnig? Es war so gefährlich und du hast die Kinder vorlaufen lassen.“ Und sie haben super mitgemacht und sind wieder heil zuhause angekommen.
2. Beziehung aufbauen
Die paar Tage ganz allein und die ganze Zeit zusammen ohne Ablenkung haben uns sehr zusammen geschweißt. Es gab keine Animation, keine Kinderbetreuung und auch für mich keine Ablenkung. Wir mussten uns die ganze Zeit miteinander auseinandersetzen und reden. Das war sehr verbindend.
3. Zeit für dich
Es klingt paradox, nachdem ich den Punkt eben beschrieben habe. Aber mir ist die Zeit für mich zum Nachdenken die Allerwichtigste. Also ging ich morgens, während die Kinder noch schliefen, immer noch an den Strand joggen und bewunderte den Sonnenaufgang. Sie wussten, wenn sie aufwachen, durften sie was schauen, bis ich wiederkomme. Auch zwischendurch habe ich den Kindern gesagt: Ihr spielt jetzt allein, Mama will sich ausruhen.
Mein Fazit
Ich kann so einen spontanen, ungeplanten und unorganisierten Urlaub nur empfehlen. Meine Kinder und ich erlebten Abenteuer und dadurch uns auch ganz neu.
Habt ihr schon ähnliche Urlaubserfahrungen mit Kindern gemacht? Dann teilt sie mit uns unter #basmatravel oder markiert uns mit @basmamagazine.
Titelbild: Pixabay