Ela: Mitten ins Herz

Nicht nur schwarz-weiß Denken, sondern die goldene Mitte finden - Ela geht ihren Weg

Wir trafen Ela auf dem diesjährigen Hijabi Fashion Day, der bereits zum 3. Mal seine Pforten für Aussteller und Gäste öffnete. Die 28-jährige Mutter eines Sohnes wurde engagiert, um die Fashionshow zu moderieren. Eloquent und professionell führt sie das Publikum durch das Programm – kein Wunder, denn sie hat bereits Erfahrung in Sachen Moderation sammeln können.

Viel beeindruckender ist jedoch ihre wunderschöne Stimme, die sie dazu nutzt Anasheed zu singen, die wirklich unter die Haut gehen. Noch einen Tag zuvor hat sie einen Nasheed verfasst und für den heutigen Tag auswendig gelernt! Mit ihren selbst geschriebenen Texten möchte sie die Herzen bewegen und wir von BASMA Magazine glauben, dass sie es auch schafft! Lest mehr über die Ambitionen und Träume einer tiefsinnigen und talentierten Newcomerin, die eigentlich gar keine ist.

Basma: Wie hast Du Deinen Weg zu Anasheed gefunden?

Ela: Meinen Eltern ist schon sehr früh aufgefallen, dass ich sehr gerne singe, spielerische Reime dichte und auch den Quran schnell auffasse. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter mich schon von Anfang an motiviert und gefördert hat, deshalb wurde ich auch direkt in der Anasheed Gruppe unsere Moschee angemeldet. Damals haben wir eine Anasheed Gruppe gegründet die bis heute noch existiert. Ich selbst bin zwar nicht mehr Teil dieser Gruppe, aber es freut mich zu sehen das die nächste Generation nachgerückt ist und diese Rolle übernimmt.

Basma: Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?

Ela: Aus den alltäglichen Situationen. Für meinen letzten Song „Wer du bist“ hat mich meine Schwester sehr inspiriert, denn sie ist in der Pubertät und befindet sich gerade in der Findungsphase. Wir waren alle in der Pubertät und wissen, dass man schnell vergisst, wer man ist oder woher man kommt. Es ist mir wichtig, den Jugendlichen einen Denkanstoß zu geben, dass sie sich selbst treu bleiben sollten und sich weder für ihr Kopftuch noch für ihre lange Kleidung schämen sollten. So ähnlich ist es auch mit den anderen Texten, ich lasse mich vom Alltag inspirieren. Es gibt Dinge, die mich mehr beschäftigen; Dinge, die mich weniger beschäftigen.

Basma: Woher kommt die Bedeutung deines Künstlernamens?

Ela: Es wird fälschlicherweise häufig „Ela“ ausgesprochen. Es kommt in einer Sure des Qurans vor „Fabi-ayyi ala-irabbikumatukaththiban“ [Surah Al Rahman, Anm.d.R] und es wird als die Wohltat Allahs (swt) beschrieben. Eigentlich wollte ich mich am Anfang Ayah nennen,  aufgrund der Bedeutung und um ein  Zeichen zu setzen mit meinen Songs. Viele Kritiker aus privaten Kreisen haben mir dann geraten, wenn ich eine breite Masse ansprechen möchte, also nicht nur Muslime sondern auch Nicht-Muslime, solle ich mich für einen Namen entscheiden, mit dem sich auch Nicht-Muslime identifizieren könnten.  Also habe ich mich für Ela entschieden, was im deutschen „Ela“ ist im arabischen „Elaa“.

Basma: Auf welche Sprachen singst du alles?

Ela: Deutsch, arabisch, englisch teilweise auf französisch, da habe ich nur noch nichts aufgenommen. Ich richte mich in der Hinsicht auch  nach meinen Kunden.

Basma: Bei welchen Gelegenheiten singst du denn noch alles? Wie Du bereits beschrieben hast, kann man Dich buchen. Oder hast Du selber schon für Dich Events gestaltet?

Ela: Gebucht werde ich schon relativ lange, das findet dann auf Hochzeiten, Babyfeiern, Geburtstagen oder ähnlichen Events statt, aber mein Prinzip ist „Ladies only“. Solange es nur Frauen sind, bin ich eigentlich für jedes Event zu haben. Ein eigenes Event habe ich selber noch nicht auf die Beine gestellt, war aber oft Teil der Organisation. Wie z. B. bei der Benefizveranstaltung in Darmstadt letztes Jahr.

Basma: Über welche Medien und Kanäle verbreitest du deine Texte? Hast du ein YouTube Kanal? Wie handhabst Du es dann, wenn es nur für Schwestern gedacht ist?

Ela: Es ist nicht nur für Mädchen zum Hören, aber die Mädels dürfen ruhig wissen, wer ich bin. Für die Männer bleibe ich Ela, deswegen habe ich auch einen Künstlernamen. Ich bin seit kurzem auf Instagram und YouTube vertreten und iTunes inshaAllah spätestens im Juni.

Basma: Welche Vision hast du noch für dich?

Ela: Ich lasse es ehrlich gesagt auf mich zukommen! Ich bin Mama an erster Stelle und Ehefrau und berufstätig. Das singen war bisher nur ein Hobby für mich, es darf aber für die Zukunft zu mehr als nur einem Hobby werden.  Gleichzeitig möchte ich aber nicht, dass es mein Leben bestimmt sondern, dass ich immer noch selber darüber entscheiden kann, was ich mache, was ich annehme und in wieweit es für meine Familie tragbar ist.  Meine Intention ist, dass meine Botschaft die Herzen der Zuhörer bewegt.  Solange es andere berührt, ist die Karriere erfüllt! [Lacht.

Basma: Ist es schwierig, momentan noch alles unter einen Hut zu bringen, wenn du sagst, dass Du eine Familie hast und berufstätig bist?

Ela: Gegenwärtig klappt es noch sehr gut.  Meine Auftritte sind alle zwei bis drei Monate, daher ist es noch machbar. Ich kann es noch nicht einschätzen, wie es wäre, wenn ich jetzt jede Woche gebucht werden würde. Ich habe glücklicherweise eine Familie, die mich sehr unterstützt und mein Mann steht hinter mir. Das ist das wichtigste, sonst würde das gar nicht funktionieren.

Basma: Welchen Rat würdest du Schwestern geben, die auch eine Anasheed Gruppe gründen möchten?

Ela: Sich treu zu bleiben! Ich würde ihnen raten, erstmal zu überlegen, wer bin ich, was möchte ich, was möchte ich erreichen mit meiner Musik, möchte ich das in einer Gruppe machen, möchte ich das alleine machen? Dass ist auch eine wichtige Frage. Wenn man sich für einen dieser Weg entschieden hat, dann sollte man auch selbstbewusst sein und dazu stehen. Das ist das wichtigste! Denn Kritiker wird es immer geben, egal welchen Weg man letztendlich einschlägt. Es gibt viele Kritiker, die beanstanden, warum ich Instrumente verwende. Ich habe diesbezüglich mit Gelehrten gesprochen, um mich persönlich in der Hinsicht abzusichern. Man sollte sein Talent nicht einfach liegen lassen. Als Anekdote passt die Geschichte* von Luqman und seinem Sohn und dem Esel sehr gut. Die Geschichte lehrt uns, dass wir es niemandem Recht machen können und das wir nur nach der Zufriedenheit unseres Schöpfers streben sollten.

Basma: Vielen Dank für dieses sehr inspirierende Gespräch!

*Die Geschichte von Luqman, von Ela erzählt:

Es gibt hierzu eine schöne Anekdote: Es war Luqman, der sich mit seinem Sohn auf eine Reise begab, um ihm eine Lektion zu erteilen.

Während sie ihr Esel reisebereit machten, sagte der Vater zu seinem Sohn: „Weißt du was? Setz du dich auf den Esel. Ich werde laufen! Denn es ist eine weite Reise!“ Und irgendwann kam ihnen ein Schar von Menschen entgegen und sagten: „Was bist du für ein Sohn, dass du deinen alten Vater nebenher laufen lässt? Das kann man nicht machen, das ist respektlos!“

Der Sohn bekam ein schlechtes Gewissen und bat den Vater darum, die Plätze zu tauschen. Also ist der Vater auf den Esel gestiegen und der Sohn ist zu Fuß nebenher gelaufen bis ihnen die nächste Schar an Menschen entgegen kam und sie sagten: „Was bist du für ein Vater? Dein armer junger Sohn, der kann gar nicht so lange laufen! Du solltest deinem Sohn viel mehr Liebe entgegenbringen! Du hast doch kein Herz, dein armes Kind!“

So haben sie entschieden, beide zu reiten! Dann kam die nächste Schar an Menschen, diese sagten: „Ihr seid so herzlos! Das arme Tier!“

Als sie letztendlich am Ziel angekommen sind, sagte der Vater zu seinem Sohn: „Siehst du, wenn du es allen Menschen recht machen möchtest, wirst du nie Glückseligkeit und Zufriedenheit finden, weil es immer jemanden gibt, der dich kritisieren wird. Also musst du nur Allahs Zufriedenheit mit dir zu deinem einzigen Ziel machen!“

 

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