Ramadangefühle!

Let’s talk about – Ramadangefühle

Redakteurin: Ameena

Jedes Jahr zu Ramadan – vor allem dann, wenn er im Sommer ist – bekommen Muslime dieselben Fragen gestellt. „Echt? Ihr dürft den ganzen Tag nichts essen? Was, auch kein Wasser?? Den GANZEN Tag? Nichtmal einen Schluck? Das kann nicht gesund sein!“.

Und jedes Jahr verdrehen Muslime die Augen über diese Fragen und Aussagen, der trending Hashtag diesen Ramadan dürfte #NichtMalEinenSchluck sein. Das Erstaunliche ist die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des Ramadan von denen, die ihn als Muslime begehen und jenen, die keine Muslime sind und nur davon hören. Denn Muslime – in der Regel – freuen sich 11 Monate im Jahr auf den Ramadan.

Das klingt für viele, die ihn nicht fasten, natürlich erstmal befremdlich – Wieso sollte man sich darauf freuen den ganzen Tag zu hungern und durstig zu sein, das macht doch keinen Sinn, oder? Und hier kommen die Ramadangefühle ins Spiel. Der Monat Ramadan ist für Muslime der schönste, der freudigste und herzlichste aller Monate. In ihm kommt man Allah, dem Schöpfer aller so nah, man fühlt sich Ihm so vertraut und möchte dieses Gefühl nicht mehr loslassen. Vielen ist nur der Aspekt des Fastens bekannt, der sich auf den Verzicht des Essens und Trinkens bezieht.


„Und dieses Gefühl will man einfach nicht gehen lassen.“


Doch das Fasten im Ramadan ist viel mehr als das – alle Teile des Körpers fasten. Die Augen fasten, sie sollen nichts sehen, das nicht für ihre Augen gedacht ist und nichts, was sie vom Wesentlichen abgelenkt. Die Ohren fasten, auch sie sollen nicht in Berührung kommen mit dem, was sie nichts angeht, was ihnen schadet oder unnötig für sie wäre. Die Zunge fastet – und sie ist eine harte Nuss – und enthält sich somit dem Klatsch, dem Lästern, dem Lügen, dem unnötigen und falschen Sprechen, den schlechten Worten und den verletzenden. Auch die Hände und Füße fasten, indem sie nichts berühren oder begehen, das nicht für sie bestimmt ist. Und zuletzt fastet auch das Herz, indem es sich von schlechten Gefühlen abwendet, weicher wird, vergebend und warm, voller Liebe zum Schöpfer und zu Seiner Schöpfung. Und wenn man diese Dimensionen des Fastens vor Augen hat, ist es verständlicher, weshalb Muslime die Frage nach dem Essen und Trinken oft belächeln, denn das dürfte neben all dem anderen am leichtesten fallen.

Oft kommt es einem vor, als sei es furchtbar schwer im Ramadan zu fasten, doch vielen geht es anders, sie empfinden den Rest des Jahres schwer, den Ramadan jedoch leicht. Und leicht ist er, weil eben das Herz mitfastet, und man das Herz damit von allen Sorgen, von all dem, was uns das ganze Jahr über stresst und runterzieht für einen Monat entlastet. Man stört sich auf einmal nicht mehr an den Dingen, die einen sonst so sehr auf die Palme bringen.

Der Ramadan ist gleichzeitig der Monat des Rückzugs und der Monat der Gemeinschaft, den Tag über und Teile der Nacht zieht man sich zurück, denkt über sich selbst und sein Wesen nach, über das, was uns ausmacht, was man ändern und erreichen möchte, man reflektiert sich – Wie viele Menschen nehmen sich sonst einen Monat der Reflexion? – und zur Zeit des Sonnenuntergangs kommen alle zusammen, lachen, erzählen und freuen sich ihr Fasten zu brechen, um dann gemeinsam in die Moschee zu gehen und Seite und Seite das Gebet zu verrichten.

Es hat etwas Herzliches, etwas leichtes, das den Ramadan so angenehm macht. Dieser Druck, den man sonst im Alltag verspürt ist auf einmal weg und weicht einem Gefühl der Leichtigkeit ums Herz, und dieses Gefühl möchten so viele Muslime behalten, so viele sehnen sich danach und deshalb sehnen sie sich nach dem Ramadan.

Ramadangefühle sind diese Empfindungen, die man schlecht erklären kann, man muss sie erleben, um sie wirklich nachempfinden zu können. Aber um Menschen, die nicht fasten, zu erklären, wozu er gut ist, nutzt es nicht zu sagen „Man soll spüren, wie sich die ‚Armen‘ fühlen“ oder „Man soll damit seinen Körper reinigen“. Ja, man spürt wie es ‚armen Menschen‘ geht und ja, man reinigt mit dem Fasten auch seinen Körper, aber das ist nicht der Grund des Fastens. Wie könnte es auch? Das hieße ja, man müsse erst selbst am eigenen Leib spüren, wie sich hungernde Menschen fühlen, um mit ihnen fühlen zu können. Diese Empathie sollte aber schon da sein, ohne dass man selbst weiß wie es sich anfühlt.

Es ist ein Nebeneffekt, der uns demütig machen kann, uns dankbar machen kann für alles, womit wir gesegnet sind – alhamdulillah. Ramadangefühle sind diese Gefüühle eines leichten Herzens, einem Lächeln auf dem Gesicht und dem Gefühl des Überlegenseins über seine eigenen Begierden und Lüste. Das Gefühl mit sich selbst im Reinen zu sein und seine innere Mitte gefunden zu haben. Dieses Gefühl von Dankbarkeit und Ehrfurcht gegenüber des Schöpfers.

Und dieses Gefühl will man einfach nicht gehen lassen.

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