3 Mamas, 3 erste Babyjahre


Das erste Jahr mit dem ersten Kind ähnelt einer Achterbahnfahrt, weil das Baby sich sehr schnell entwickelt und die jungen Eltern oft erst in ihre neue Rolle wachsen müssen. Die zahlreichen Höhen und Tiefen, durch die man zwischen verschiedenen Entwicklungsschüben des Babys geht, sind dabei auch nicht außer Acht zu lassen.

Das erste Jahr ist allgemein sehr dynamisch. Es passiert so viel, so schnell. Mit jedem Entwicklungsschritt tauchen neue Fragen und Themen auf, mit denen Mamis konfrontiert werden: Wochenbett, Koliken, Zahnen, Stillen, Krabbeln, Brabbeln, Beikost, Impfungen. Die Liste lässt sich unendlich fort führen.

Jede Familie sucht sich ihren Weg zwischen den vielen Informationen und Meinungen. Es ist manchmal wirklich nicht leicht, all die aufkommenden Herausforderungen das erste Mal zu meistern und all die aufkommenden Fragen zu beantworten.

Urvertrauen

Unabhängig von diesen „Top Themen“, die im ersten Jahr aktuell sind, ist das kleine Wesen mit seiner einzigartigen Persönlichkeit bei uns. Mit all seinen Bedürfnissen, vollkommen abhängig von seiner Familie, meist von der Mutter.
Die Grundsteine für die Beziehung mit dem Kind und dass sogenannte „Urvertrauen“ werden zum größten Teil im ersten Jahr gelegt. Ein Säugling, dessen körperliche und seelische Bedürfnisse gestillt werden, entwickelt ein Urvertrauen, welches seine ganze Persönlichkeit prägt. Auch die Grundsteine für eine gesunde Mutter-Kind-Beziehung werden im ersten Jahr gelegt.

3 Mamas, 3 Erfahrungen

Weil das erste Jahr so spannend und wichtig ist, ist es interessant, verschiedene Mütter zu diesem Thema zu Wort kommen zu lassen. Denn auch wenn sich die Meilensteine im Entwicklungsverlauf des ersten Babyjahres ähneln, hat jede Mutter Anderes zu berichten. Jedes Kind, jede Familie ist nun mal einzigartig!
In unseren persönlichen Erfahrungen können sich die Leser sicherlich wieder erkennen. Ferner können die Erfahrungen aber auch ganz unterschiedlich sein, sodass sich unser Horizont des Mutter-Daseins weiten kann.

Quelle: Pixabay

HILALS erstes Babyjahr

Das erste Jahr mit meinem ersten Kind, meiner Tochter, ist mittlerweile sechs Jahre her. Wenn ich an die Zeit zurückdenke und Fotos anschaue, merke ich, dass ich vieles wieder vergessen habe. Aber das, was mir im Sinn geblieben ist, möchte ich gerne mit euch teilen.

Die ersten drei Monate

Die ersten drei Monate habe ich als eine sehr intensive Zeit empfunden. Eines der größten Themen war natürlich das Stillen. Ich hatte, alhamudlillah, keine großen Probleme damit. Dennoch habe ich Hilfe, Ruhe und Zeit gebraucht, um es problemlos zum Laufen zu bringen. Eine große Hilfe war dabei meine Wochenbetthebamme. Meine Mutter hat mich eine Woche lang im Haushalt unterstützt. So konnte ich viel schlafen, viel trinken und viel mit meiner kleinen Maus kuscheln. Ich habe auch direkt nach der Geburt angelegt.

Die ersten drei Monate war ich zudem sehr sensibel. Dinge, über die ich heute lachen kann, brachten mich damals zum Weinen. Mit der Zeit regelte sich mein Gefühlsleben. Dennoch war ich überschüttet von meinem Mutterglück und sehr glücklich und dankbar.

Meine Tochter litt unter Bauchschmerzen. Aber diese konnte ich mit Massagen, Kirschkernkissen und Beinbewegungen meist schnell lindern.

Schlafmangel

Die größte Herausforderung war der Schlafmangel, denn die erste Zeit stillte ich meine Tochter jede zwei Stunden, auch in der Nacht. Ab dem dritten Monat wurden die Abstände immer größer. Meine kleine Tochter war meine Puppe, mein Kuschelbaby, sowie Gesprächs- und Spielpartnerin.

Ich habe es geliebt, sie im Kinderwagen oder in der Tragetasche auszuführen, da sie ein Frühlingsbaby war, hat es wunderbar geklappt. Die Spaziergänge haben mir zudem geholfen, die überflüssigen Pfunde langsam aber sicher zu verlieren.

Es gab Tage, an denen die Tragetasche auch zu Hause zum Einsatz kam. Mein Baby schrie und ich trug es beim Staubsaugen, Bügeln und Kochen in der Tragetasche. Mal vorne am Bauch, mal hinten am Rücken.  Manchmal war ich frustriert, dass ich die einfachsten Sachen, wie mein Kopftuch binden oder Duschen, ohne das Schreien des Babys im Hintergrund, nicht erledigen konnte. In diesen Stresssituationen habe ich viel geschwitzt und mich gestresst gefühlt.

Ich achtete darauf eine Balance zu finden zwischen dem Tragen/Kuscheln und dem Hinlegen ins Beistellbett. Immer wieder legte ich sie ab und streichelte sie bis ich sie daran gewöhnte auch mal alleine einzuschlafen oder zu liegen und zu spielen. Aber sie wurde mit jedem Entwicklungssprung wieder rückfällig, was völlig in Ordnung war, solange ich halbwegs die Balance hielt.

Das zweite Halbjahr mit Baby

Ab dem sechsten Monat wurde mein kleines Baby fülliger und lebendiger. Gleichzeitig fing sie an, zu zahnen und die Nächte wurden wieder unruhiger. Der sechste Monat bedeutete auch, mit der Beikost zu beginnen. Ich habe langsam mit Hipp Gemüse angefangen und regelmäßig wenige Löffel angeboten, bis das Gemüse eine Stillmahlzeit ersetzte.

Zurück ins Studium

Zur gleichen Zeit, also als meine Tochter sieben Monate alt wurde, begann ich wieder mit dem Studium. Ich war „scheinfrei“. Meine Aufgabe war es, meine Masterarbeit zu schreiben und mein Studium zu beenden. In meiner Schwangerschaft hatte ich bereits die grobe Struktur der Arbeit festgelegt und nach Literatur recherchiert. Ich wurde auf der Suche nach einer flexiblen Spielgruppe in der Universität fündig. So konnte ich drei oder viermal die Woche mit meiner Tochter in die Universität gehen und dort in der Bibliothek arbeiten.

Es lief alles nach Plan. Ich war diszipliniert, fand meine Ruhe in der Bibliothek und konnte meinem Studium nachgehen. Gleichzeitig sehnte mich gerne nach der Zeit zurück, an der ich meine Freizeit mit meiner Tochter verbracht habe. Meine Tochter hatte gleichaltrige Gefährte in der Spielgruppe und viel Spielangebote. Ich war immer für sie da. Anfangs besuchte ich sie zweimal und stillte sie. Mit der Zeit dann einmal oder gar nicht. Es handelte sich meist um drei bis vier Stunden.

Der erste Geburtstag

Pünktlich zu ihrem ersten „Hello Kitty“ Geburtstag, der viel zu überdreht für so ein junges Baby war, konnte sie laufen und hatte drei Zähne.

Im Allgemeinen war es eine wundervolle Zeit. Ich habe mich viel mit den typischen Themen beschäftigt, gelesen, den Kinderarzt zu Rat gezogen und auf meinen Instinkt vertraut. So war ich von Anfang an selbstbewusst in meinem Mutter-Dasein.

Deswegen gefiel es mir auch nicht, so viele „Ratschläge“ von der Umgebung zu bekommen. Und zudem musste ich mal erfolgreich, mal weniger erfolgreich meine Meinungen in der Großfamilie umsetzen. Es hat nicht immer geklappt aber ich blieb zumindest als Mama konsequent, sodass meine Tochter ein gutes Gefühl bekam, was sie darf oder was nicht. Bereits mit ein Jahr!

Quelle: Pixabay

TAISS erstes Babyjahr

Das erste Jahr war ein Auf und Ab. Wenn ich rückblickend an das erste Jahr mit meiner Tochter denke, wird mir klar, dass ich irgendwie neben mir stand. Nach der schwierigen Geburt musste ich erstmal realisieren, dass meine Tochter nicht mehr in meinem Bauch schwimmt.
Nach der zweiten Woche begannen die berühmten Dreimonatskoliken. Genau ab 23 Uhr fing das Geschrei an und endete erst gegen ein bis zwei Uhr in der Nacht. Egal, was wir getan haben, sie hörte nicht auf. Das Weinen und Schreien des eigenen Babys zu ertragen und hilflos zu sein, raubten meine Nerven. Jeder hatte gelungene Ratschläge, wie man sich zu ernähren hat etc. Obwohl ich genau wusste, dass meine Ernährung nichts damit zu tun hat, wird man doch etwas verunsichert.

Nach den ersten drei Monaten.

Die drei Monate vergingen und mein Mann und ich haben uns so langsam an die neue Situation gewöhnt, an das Leben zu dritt. Da ich im ersten Jahr hauptsächlich gestillt habe und später die Beikost eingeführt habe, haben wir uns für ein Familienbett entschieden. Das nächtliche Aufstehen und Stillen fiel mir dadurch viel einfacher. Auch zu diesem Punkt musste ich mir viel anhören. „Nicht, dass das Kind erstickt…“ oder „So bekommst du dein Kind nie aus dem Bett…“ und so weiter.

Wenn wir mit unserer kleinen Tochter unterwegs waren, hatten wir immer die Tragetasche und den Kinderwagen mit. Dadurch konnten wir uns immer an die Bedürfnisse unserer Tochter anpassen. Wenn es draußen zu laut, zu spät war, nach einer Impfung oder während eines Entwicklungsschubes haben wir unsere Tochter häufiger getragen, da sie unsere Nähe stark gebraucht hat. Durch das Tragen waren ihre Bedürfnisse nach Nähe uns Sicherheit gestillt und wir als Eltern waren auch entspannt und somit zufrieden.

Mama und niemand anderes.

Da wir von unseren Familien und Freunden weit entfernt wohnen, konnten wir nie unsere Tochter für ein paar Stunden abgeben. Zum einen habe ich voll gestillt und zum anderen hat sie auch nicht von der Flasche getrunken, wenn ich mal abgepumpt habe. Dazu kommt, dass sie stark gefremdelt hat und nur entspannt und ruhig war, wenn wir als Eltern immer mit anwesend waren. So sehr ich meine Tochter über alles liebe, es zehrte oft körperlich und geistig, dass sie sehr auf mich fixiert war. Je älter sie wurde, desto weniger wollte sie zu ihrem Vater. Auch wenn mein Mann mir helfen wollte, hat meine Tochter das eine lange Zeit nicht zugelassen, sodass ich mich extrem eingenommen gefühlt habe.

Der erste Geburtstag

Nach dieser anstrengenden Zeit ist es wieder besser geworden. Einer der schwierigsten Entwicklungs- und Wachstumsschübe geschah um den ersten Geburtstag herum. Nachdem der überstanden war, wurde es entspannter. Meine Tochter fremdelt auch nicht mehr so stark und ist mit ihrem Vater auch wieder ein Herz und eine Seele. Eine große Hilfe für mich war zu dieser Zeit das Buch „Oje, ich wachse!“. Das Buch hat mir geholfen, die Veränderungen meiner Tochter bewusst wahrzunehmen und sie zu verstehen. Das hat mir viel Sicherheit gegeben und die ganzen Kommentare meiner Mitmenschen haben mich nicht mehr so stark verunsichert.

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Die Erfahrung meiner Cousine Amani – von Fatma

Das erste Babyjahr ganz anders

Das erste Jahr mit seinem Kind zu erleben, ist für viele das Schönste, was einer Mutter passieren kann. Aber wie fühlt es sich an, wenn man sich in der Schwangerschaft von jetzt auf gleich dazu entscheidet, ein Land zu verlassen und hofft, dass sein Kind ein besseres Leben leben kann? Ein Leben ohne Krieg, Armut und Sorgen.

Diese Hoffnung hatte meine Cousine, sie hat sich dazu entschlossen im neunten Monat Eritrea zu verlassen, auf einem Boot mit vielen anderen zusammen.

Angst und Hoffnung

„Während die anderen am Schlafen waren, schaute ich in Richtung Mond und betete zu Allah, dass ich das Kind in einem sicheren Land bekommen werde!“ Dieser Satz beinhaltet so viel Emotion. Angst und Hoffnung lagen so eng beieinander. Die Angst, dass in jedem Moment das Boot untergehen könnte oder das Kind schon kommt. Und die Hoffnung, dass das Kind gesund in einem sicheren Land zur Welt kommt.

Die Retterin

Ich bekam den Anruf, dass meine Cousine sicher in Deutschland angekommen sei und sich jetzt auf den Weg nach Gießen macht. Einige Tage in Gießen gelebt, kamen die ersten Wehen; und da kam die kleine Nejat gesund auf die Welt. Ich sagte, dass der Name sehr schön sei und fragte, was er den bedeutet. Dieser Name bedeutet die „Retterin“. Mir kamen die Tränen. Sie nannte ihre Tochter „Retterin“, weil Nejat ihr das Leben gerettet hat, indem sie ihre Mutter im Bauch begleitete. Meine Cousine erfuhr nämlich Tage zuvor, dass ein anderes Boot, was zur gleichen Zeit losfuhr, gesunken war.

Ein anderes Land und eine andere Herausforderung

Meine Cousine und Nejat lebten von nun an in einem Flüchtlingslager. Meine Cousine besaß nichts, nicht einmal Windeln oder Anfangs-Kleidung. Ich half ihr, soweit ich konnte. Uns trennten 400 km, trotzdem versuchte ich, ihr die ersten Ausstattungen zu besorgen. Ich merkte schnell, dass meine eigenen Probleme mit Kind ein Witz waren. Wie kann sie ihrem Kinderarzt oder Hebamme Fragen stellen? Die Sprachbarriere führte dazu, dass einige Termine nicht wirklich wahrgenommen wurden. Trotz alldem schaffte sie es, mit Kind alles zu meistern. Ich merkte, wie die Kleine ihr Mut gab und sie motivierte, nicht die Hoffnung aufzugeben. Und das, obwohl die Kleine ein absolutes Schreikind war. 

Jetzt fängt das neue Leben an

Als sie einige Wochen im Flüchtlingsheim lebten, konnten sie endlich ihre eigene Wohnung beziehen. Dort versuchten sie ihre Tochter, sich einzuleben. Nachdem Nejat fünf Monate alt war, besuchte meine Cousine einen Sprachkurs. Leider war das auch nicht einfach, denn die Kleine war sehr oft krank und machte meiner Cousine auch sehr viel Sorgen, denn meistens wusste sie nicht, was sie hatte oder verstand den Arzt nicht.

Gib niemals auf!

Meine Cousine hat es aber zu dieser Zeit trotzdem geschafft, die deutsche Sprache zu lernen. Einige Sozialarbeiterinnen haben sich mit meiner Cousine angefreundet und halfen ihr. Dadurch konnte sie eine Hebamme bekommen und diese half ihr auch bei ihren Fragen. Denn meine Cousine hatte Probleme mit dem Stillen, sodass sie nach dem dritten Monat abstillen musste.

Das erste Jahr

Das Jahr war sehr emotional für meine Cousine; aber sie ist glücklich! Sie zeigt sich dankbar, dass die Kleine in einer guten Umgebung aufwachsen kann, denn das war ihr Ziel. Ebenso kann sie sich daran erinnern, als sie die Kleine immer tragen musste, weil sie keinen Kinderwagen hatte und befürchtete, dass die Kleine krank wird, weil es sehr kalt war. Sie sagt aber mit einem zufriedenen Lächeln „ALHAMDULIL’ALLAH“.

Wie habt ihr das erste Jahr mit Baby erlebt? Gab es Parallelen zu den hier vorgestellten drei Babyjahren, oder habt ihr es vielleicht ganz anders erlebt? Teilt sie mit uns unter #basmafamily und markiert uns mit @basmamagazine .

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Salam und hej! Ich bin Hilal.  Ich jongliere zwischen Mutterdasein und Studium/ Beruf. Switche von einer Sprache in die Andere. Schreite zwischen den verschiedenen Kulturen, von denen ich geprägt bin. Erkunde gerne fremde Länder. Aber das Wichtigste: Ich schreibe leidenschaftlich gerne. Vor allem für das Basma Magazine. Alles über Familie, die Mutterrolle, Erziehung und Schule liegen, als baldige dreifach Mama und gelernte Lehrerin, in meinen Lieblings-Themengebieten.  Wenn ich und meine Kinder mal nicht unterwegs sind in den Spielplätzen sowie Parks, der wunderschönen Stadt Hamburg... Wenn grad kein arabisch- türkisches Familienessen ansteht und der Haushalt gemacht ist...Dann schreibe ich als Hobby für mein persönliches Glückskindsblog.