Die traditionelle Psychologie ist defizitorientiert. Ihr Schwerpunkt liegt auf Menschen mit einer psychologischen Störung und Defiziten. Das Ziel ist es, diese Defizite möglichst zu reduzieren und die Person zu einer gesunden Entwicklung hin zu unterstützen.
In der modernen Psychologie rückt allmählich die positive Psychologie in den Fokus. Im Gegensatz zur traditionellen Psychologie befasst sich die positive Psychologie mit den positiven Seiten des Lebens. Sie möchte dem Menschen verhelfen glücklicher, optimistischer und toleranter, kurzum: positiver zu werden.
Ganz unabhängig vom kulturellen oder sozialen Hintergrund und religiöser Überzeugung, wünscht sich jeder glücklich zu sein. Menschen, die eine Beförderung bekommen, im Lotto gewinnen, heiraten oder frisch Nachwuchs bekommen haben, erleben ein gesteigertes Glücksempfinden. Diese schönen Dinge im Leben erhöhen das Glücksempfinden – temporär. Denn nach einer Weile befindet er sich häufig wieder in seinem ursprünglichen Zustand, der Baseline. Das Glücksempfinden langfristig zu steigern hingegen erschwert den Prozess. Medien und Werbung vermitteln Konsumenten mit glücklich, schönen und erfolgreich zufrieden aussehenden Models den Eindruck, dass Besitz oder Konsum schöner, glücklicher oder zufriedener macht.
Aber stimmt das?
Die Psychologie stellt in Studien fest: Solange die Grundbedürfnisse erfüllt sind, ist es sehr schwierig durch Geld an Glück zu kommen, es sei denn: Man gibt es für andere aus.
Obwohl viele davon ausgehen, dass ihnen Reichtum zu dem Glück verhelfen würde, welches sie sich schon immer erträumen, zeigen Studien das Gegenteil. Denn laut einer Studie von 2008 (E. W. Dunn et al.) scheint es keinen wirklichen Zusammenhang zwischen Besitz von Geld und Wohlbefinden zu geben, außer das Geld wird für andere ausgegeben. Großzügigkeit hat einen starken Zusammenhang mit gesteigertem Wohlbefinden. In einer Studie erhielten Menschen Geld. Überraschend zeigte sich, dass diejenigen, die das Geld für andere statt für sich selbst ausgaben, einen wesentlichen Unterschied in ihrem Glücksempfinden zeigten. Sie waren folglich deutlich und anhaltend glücklicher. Dieser Effekt blieb erhalten, trotz des geringen Betrags von fünf Dollar. Gibt man sein Geld für ein kleines Geschenk oder eine Spende aus, wird der Mensch deutlich glücklicher. Die positiven Gefühle werden erzeugt durch erhöhte Verbindungen zum Beschenkten, durch die Steigerung der Empathie und durch das Loslassen unserer Selbstzentriertheit.
Eine weitere Studie aus dem Jahre 2011 (L. B. Aknin et al.) verdeutlicht, dass das Glücksempfinden nochmal stärker gesteigert wird, wenn man Geld für Menschen ausgibt, zu denen man eine enge Beziehung pflegt, wie Familienmitglieder und Freunde. Andrerseits können Menschen, die zu deinem weiten Bekanntenkreis gehören mit kleinen Hingaben zu guten Freunden werden.
Viel oder wenig zu besitzen ist relativ, genauso wie mehr oder weniger glücklich zu sein. Es hängt von den Ansprüchen eines jeden Individuums ab. Wer also nach Glück strebt, versuche Großzügigkeit für andere zu üben, vor allem gegenüber seinen Liebsten und Nächsten.
Teilen und Geben mindert nicht. Im Gegenteil, es vervielfacht!