Kleine Uneinigkeiten sind in jeder Beziehung – ob romantischer oder freundschaftlicher Natur – normal. Je nach Person, Stimmung und situativen Umständen können diese mal mehr und mal weniger auftreten. Kleine Uneinigkeiten sind meist innerhalb eines Tages geklärt und geraten schon bald in Vergessenheit. Dann gibt es aber noch den Streit, der euch beansprucht. Ein Streit, der alle beteiligten zur Weißglut bringt. Kennst du das auch, wenn jeder Beitrag alles nur noch verschlimmert und du gar nicht mehr genau weißt, wo der Streit begonnen hat und wie ihr euch je wieder versöhnen wollt? Das kann ein Zeichen dafür sein, dass ihr mit unfairen Mitteln am Thema vorbeistreitet. Damit dies nicht passiert, gibt es die sogenannten fairen Streit-Regeln

Diese Regeln sind natürlich sehr idealistisch und es ist kaum möglich jede davon durchgängig zu beachten. Aber für den Anfang kannst du mit deinem Partner zusammen schauen, welche Regeln für euch sinnvoll und umsetzbar sind.

Faire Streit-Regeln

1. Bevor du etwas ansprichst, denke darüber nach, was dich genau verletzt

Ist es wirklich das Geschirr in der Spüle oder doch das Gefühl, dass die Hausarbeit ungleich aufgeteilt ist? Das dreckige Geschirr ist vielleicht nur eine von vielen Situationen, die alle zum Thema Hausarbeit gehören. Erst wenn du dir über dein eigentliches Thema bewusst bist, hast du die Chance es zu klären und nicht nur einzelne Situationen dessen.

2. Kläre ein Thema nach dem anderen und nicht mehrere gleichzeitig

Oft stauen sich mehrere Themen auf und sobald über eines gestritten wird, haben wir das Gefühl, gleich auch den Rest rauszuhauen. Aus „Du hast nie Zeit für mich!“ kann schnell mal „Du gibst auch ständig Geld ohne mein Einverständnis aus!“ werden. Es mag natürlich mehrere Themen geben, über die du sprechen möchtest. Wenn dies der Fall ist, dann denke darüber nach, ob sie vielleicht nicht einem größeren Thema untergeordnet sind, wie z.B. „Ich hab das Gefühl, ich sei dir egal.“ Denn mehrere Themen gleichzeitig aufzubringen, überfordert und drängt dein Gegenüber in die Enge, sodass sie/er in eine Verteidigungshaltung geht oder dem Konflikt ganz ausweicht. 

3. Bring die Vergangenheit nicht wieder auf den Tisch

Die Vergangenheit ist nicht mehr zu ändern. Nur gegenwärtige Konflikte können gelöst werden. Dies bedeutet, dass beide Parteien mit dem, was war, abschließen und versuchen aktuelle Themen zu behandeln, um sie in der Zukunft besser zu machen. Wenn etwas schon mehrmals in der Vergangenheit passiert ist, dann wird es auch ganz sicher wieder ein aktuelles Thema werden, dass ihr, wenn es soweit ist, besprechen könnt. 

4. Verwende keine erniedrigende Sprache

Denke daran immer über das Thema und nicht über die Person zu streiten. Das bedeutet keine Charakterzuschreibungen, Schimpfwörter oder Ähnliches zu verwenden. Solche Wörter sind ein Versuch Gefühle auszudrücken und gleichzeitig ein Versuch dafür zu sorgen, dass es dem anderen genauso schlecht geht wie einem selbst. Während ihr euch dann gegenseitig zunichtemacht, wird das eigentliche Thema völlig vergessen. 

5. Verwende Ich-Aussagen anstatt Beschuldigungen

Manchmal scheint es doch auf der Hand zu liegen, wer schuld ist. „Du bist so undankbar“ könnte es heißen, wenn der Partner das Essen bemängelt, anstatt die Arbeit, die dahinter steckt, wertzuschätzen. Dieser Satz sagt jedoch nichts über deine Gefühle aus. Du vermittelst deinem Partner hiermit nicht, was dich verletzt. Du sagst ihm nur, was für ein Mensch er deiner Meinung nach ist. Bei solchen Zuschreibungen tun wir so, als könnten wir die Gedanken und Absichten unseres Gegenübers lesen, welches wir definitiv nicht können. Diese Person wird sich natürlicherweise verteidigen und vielleicht ebenfalls gekränkt sein. Mit einer Ich-Aussage wie „Ich fühle mich naiv, wenn ich mir diese Arbeit mache und du nicht einmal Danke sagst“ machen wir ihm erst klar, was unser Problem ist.

6. Sprich abwechselnd

Dies kann sehr schwer umzusetzen sein, besonders wenn beide Seiten viel Ärger empfinden. Es kann schnell passieren, dass ihr aufhört, einander zuzuhören und euch beide im Redefluss befindet. Kennst du es, wenn dein Gegenüber dir seine Sicht der Dinge schildert, du aber nicht zuhören kannst, weil du zu sehr damit beschäftigt bist, darüber nachzudenken, was du ihm gleich antworten möchtest? Wenn ihr merkt, dass besonders dieser Punkt schwer umzusetzen ist, dann versucht es mit einem Timer. Jeder soll abwechselnd eine Minute Sprechzeit bekommen und nach jeder Minute soll der Zuhörer kurz zusammenfassen, was der andere gesagt hat und dann seine eigene Minute nutzen. 

7. Baue keine Mauer auf

Wenn du das Gefühl hast, dass die beste Reaktion Schweigen ist und du absolut nichts zum Streitpunkt sagen kannst, dann frag deinen Partner nach etwas mehr Zeit um deine Gedanken zu sammeln. Auch wenn es sich kurzfristig gut anfühlt dem Thema auszuweichen, wird das Thema nicht mit Totschweigen oder Trotz gelöst. Dinge sammeln sich nur immer weiter und führen zu einem viel größeren Konflikt. 

8. Nimm dir eine Auszeit, wenn es zu hitzig wird

Es gibt zwar diese Regeln, die du hier gerade liest, aber es ist doch ganz schön schwierig alles so umzusetzen. Wenn du merkst, dass du dich nicht mehr unter Kontrolle hast und der Situation mehr schadest als guttust, dann sage deinem Gegenüber, dass du eine Auszeit benötigst. Suche das Gespräch wieder auf, wenn du/ihr euch beruhigt habt. Denn im Eifer des Gefechts sagt man oft Dinge, ohne zu überlegen und könnte schnell abfällig oder kränkend werden.

9. Versuche zu einem Kompromiss oder zum gegenseitigen Verständnis zu kommen

Es gibt nicht immer die perfekte Lösung für alles. Auch Kompromisse sind nicht in allen Situationen möglich. Doch zumindest kann ein gegenseitiges Verständnis der Gefühle und Gedanken helfen mit den negativen Emotionen umzugehen und mehr über euren Partner zu erfahren, sodass es in Zukunft nicht mehr zu dieser Situation kommt.

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*Quellen:
https://www.therapistaid.com/therapy-worksheet/fair-fighting-rules/relationships/none

https://www.nathancobb.com/fair-fighting-rules.html

Foto: Unsplash

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