Wieso Rassismus mein Leben ist

Rassismus ein Thema, was nie zu Ende geht. Rassismus hat mich in meinem Leben immer und überall begleitet und wird leider immer mein treuester Begleiter sein. Für viele ist Rassismus Alltag und obwohl Rassismus so transparent präsentiert wird, ist für viele Rassismus ein Fremdwort. Vor allem, wenn viele selbst keine Ausländer sind, eine andere Hautfarbe als weiß haben oder auch einer anderen Religion angehören.

Für diejenigen, die eine Definition zum Thema Rassismus suchen, haben wir für euch schon Rassismus definiert.

Dieser Beitrag ist meine Pflicht

Ich sehe diesen Beitrag zu schreiben als meine Pflicht an, um leider wieder über ein Thema zu berichten, welches gefühlt mit den Jahren immer mehr zunimmt. Wir denken als Menschheit uns stetig „weiterzuentwickeln“ und stellen uns im Vergleich mit den vorherigen Generationen als klüger sowie schlauer dar. Wir haben das Jahr 2020. Trotz der „Weiterentwicklung“ ist das Thema Rassismus allgegenwärtig. Rassistische Handlungen sowie Äußerungen werden u.a. gar als Rechtfertigung angesehen für den Schutz der nationalen Sicherheit.

Menschen schreien auf der ganzen Welt, dass es reicht. Sie besitzen die Hoffnung, dass durch laute Protest dem Rassismus entgegengewirkt, damit Einhalt geboten werden kann. Ich definiere mich selbst per se nicht als Pessimistin, sehe aber hier nur als Resultat der Proteste notgedrungene Werbekampagnen, welche meiner Ansicht nach nur dem reinen Gewissen dienen sollen. Ich gehe noch weiter und vermute, dass der Rassismus, so wie wir ihn heute erleben, seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.

Mein Inneres 

Lange hatte ich überlegt, wie ich diesen Beitrag beginnen und welche Worte ich benutzen soll, damit jeder meine Gefühle versteht. Ich könnte ständig und jeden Tag über dieses Thema reden. Es fühlt sich aber schwer an. Ich bin müde. Müde nach all den Jahren immer und immer wieder darüber zu reden, darüber zu schreiben. Dennoch sehe ich es als meine Pflicht, sowie zugegebenermaßen auch als eine Art Therapie an, mit der Hoffnung, dass ich irgendwann nicht mehr darüber reden muss, weil es verstanden wurde. Aktuell ist mein Schmerz aber sehr stark. Ich fühle mich wie gelähmt und kann meine Emotionen nicht genau beschreiben. Das Gefühl der Hilflosigkeit und nicht beachtet bzw. ignoriert zu werden ist stark vorhanden. Nicht als Mensch wahrgenommen zu werden, sondern als „etwas“ Minderwertiges und/oder gar als die Quelle von allem Schlechten angesehen zu werden, tut weh. 

Bin ich ein Mensch zweiter Klasse? Bin ich minderwertig und ist mein Leben nicht dem gleichzusetzen jener Personen mit einer anderen Hautfarbe, Religion etc.? 

Rassismus – meine langjährige Straftat

Weder habe ich eine Straftat begangen noch habe ich vor eine zu begehen. Doch als Mensch mit dunkler Hautfarbe geboren zu werden, bedeutet im Leben herausgefordert zu werden und immer gegen Klischees arbeiten zu müssen. Vermutlich jeder Erwachsener mit dunkler Hautfarbe muss(te) sich mit Rassismus schon einmal auseinandersetzen. Nicht immer kann oder will ich mit meinem Gegenüber diskutieren, um Stärke und eine Reaktion zu zeigen; sondern muss es auch mal sein lassen und lernen damit zu leben.

Ich behaupte, es ist eine Kunst zu filtern, welche Konflikte es wert sind diese einzugehen, auch unter dem Gesichtspunkt der eigenen Sicherheit. Abgesehen von den Auseinandersetzungen, finde ich es aber sehr wichtig, zu uns zu stehen und stolz auf das zu sein, wer wir sind. Der Hass und die Häme sollten auf keinen Fall Akzeptanz sowie Stolz auf sich selbst ins Schwanken bringen.

Es ist meine persönliche Ansicht und Meinung. Mag sein, dass es eventuell für den ein oder anderen überzogen wirkt, aber genau so fühle ich es; fühlen wir es. Leider ertappe ich mich auch dabei, mich in gewissen Situationen zu verstellen, indem ich bewusst perfektes Deutsch spreche. Oder gerne betone, dass ich studiert habe, damit ich nicht als „dumme Schwarze“ betrachtet werde – schwarz sein=nicht gebildet. Ich möchte als Mensch wahrgenommen werden, welcher auch mal Fehler machen darf, ohne mit Sätzen wie „Geh in den Busch zurück, wo du herkommst!“ beschimpft zu werden. 

Die fehlende Empathie

In meinem Kopf ist gerade ein komplettes Wirrwarr, aber genau so fühle ich mich. Durcheinander, machtlos, fassungslos, wütend und traurig. Die Liste kann ich noch weiter fortführen. Du wirst vielleicht jetzt Mitleid empfinden oder versuchen wollen mich zu verstehen. Es wird allerdings schwer sein mich zu verstehen, wenn du nicht wie ich eine dunkle Hautfarbe hast oder sonst keinen Rassismus im täglichen Leben erfährst. Wenn dem so ist, wirst du mich nicht verstehen können, so sehr du es auch möchtest. Du wirst nicht so fühlen können wie ich, weil du nicht weißt, was es heißt, Ich zu sein.

Will ich dein Mitleid? Nein! 

Will ich deine Aufmerksamkeit? Nein! 

Will ich deine Hilfe? Nein! 

Ich sage dir, was ich will. 

Lasst mich einfach in Ruhe leben! 

Lass mich einfach ich sein! 

Lass mich einfach glücklich sein! 

Ich möchte nicht Teil der Diversity sein, damit du mich irgendwie anerkennst, um eine Quote zu rechtfertigen. Ich will nicht dein Mitleid wegen der Momentaufnahme. Denn du wirst es nach unserem Gespräch vermutlich vergessen und dein privilegiertes Leben weiterleben. 

Und ich? Ja, ich werde wie jeden Tag mich damit auseinandersetzen müssen, dass ich nicht privilegiert bin, da ich nicht so aussehe, wie du! 

Du bist weiß, so wie du geschaffen und geboren wurdest – was auch gut ist. Genau deswegen wirst du dir aber keine Sorgen machen müssen, aufgrund deiner Hautfarbe heute diskriminiert oder verächtlich angesehen zu werden.

George Floyd wurde auf eine Art und Weise getötet, die schwer in Worte zu beschreiben ist. Brutal und rücksichtslos drückt ein weißer Polizeibeamter sein Knie minutenlang in seinen Nacken. George fleht und schreit, dass er nicht atmen kann bis zu seiner Bewusstlosigkeit. Die Reaktion des Polizisten war für mich nicht überraschend, denn sie sehen uns einfach nicht. Für sie existieren wir nicht. Wir sind für sie einfach keine Menschen, daher brauchen wir uns auch keine Aufmerksamkeit zu schenken.

Ja, du hast es bestimmt schon mitbekommen. Vielleicht bin ich eine von vielen, die es wieder erwähnt und darüber berichtet. Aber der Vorfall über George Floyd wurde aufgezeichnet und jeder konnte es sehen. Leider ist diese Situation kein Einzelfall gewesen. Es passiert tagtäglich und das nicht nur in der USA. Ebenfalls hier in Deutschland, auch wenn nicht in diesem Ausmaß, in Europa. Diskriminierung ist weltweit gegenüber Schwarzen Normalität geworden. Den Hass sowie die Abneigung, die wir überall verspüren, ist tägliche Realität. 

Ich bin müde, aber es ist meine Pflicht, über Rassismus zu reden. Für mich, für meine Kinder und an alle da draußen, die so aussehen, wie ich. Ich fühle euch, ich bin bei euch! Wir müssen Rassismus nicht nur ausdiskutieren, sondern auch aktiv bekämpfen, damit der Rassismus nicht mehr unseren Alltag bestimmt. 

Was sind eure Erlebnisse zum Thema Rassismus? Schreibt uns gerne auf Instagram @basmamagazine oder hinterlasse einen Kommentar.

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