Was geschrieben werden muss – Rassismus #basmatalksabout

Gelegentlich kann ich es mir nicht verkneifen, in meiner Facebooktimeline das Kommentarfeld unter den Beiträgen anzuklicken und mir die Topkommentare durchzulesen. Aber wenn mir die ersten Worte entgegenspringen, bereue ich diese Entscheidung bereits. Dass das Internet oft die Gesetze der Rechtschreibung ausklammert, ist für mich kein großes Problem, aber dass Höflichkeit und Respekt verschwinden und nicht allzu selten rassistische Parolen in Form von Hatespeech ihren Platz einnehmen, macht mir manchmal Angst.

Es scheint, als wären gesellschaftliche Normen und Werte ausgesetzt.
Im Internet herrscht Anarchie. Es wird beleidigt, gelogen, gehetzt. Wenn wir die Kommentarfunktion verlassen, können wir wieder Aufatmen – der Spuk ist vorbei.

Nein! Leider sind Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht irgendwelche Gespenster, die für immer im WorldWideWeb gefangen sind. Erschleichen sie sich erst einmal in die Kommentarfelder unserer Artikel, so finden wir uns plötzlich in der „Realität“ mit diesen Geistern konfrontiert, auch wenn Einige sie nicht direkt erkennen können und Andere nicht an Geister glauben.
Also bietet nicht nur das Internet eine fruchtbare Plattform für Alltagsrassismus.
Auch in der Modeindustrie, in Film- und Fernsehen, ja sogar in der Lebensmittelindustrie finden wir rassistische Bilder, Slogans oder Zuweisungen wie bei cultural appropriation und kolonialstisch-geprägten Schönheitsstandards. Auf die wenigsten Dinge können wir direkt Einfluss nehmen, wohl aber indirekt, beispielsweise durch ein bewusstes Kaufverhalten, dem Boykott einiger Unternehmen oder durch einen wohl bedachten Wortschatz.

Zur Erinnerung eine Definition:

Rassismus ist ein Vorgang, bei dem Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Gruppenzugehörigkeit, sowie bestimmten Merkmalen ausgeschlossen werden. Die Merkmale können beispielsweise die Ethnie, Hautfarbe, das Aussehen, Religion oder Kultur sein. Dadurch können die vom Rassismus betroffenen Menschen ausgebeutet werden und ihr Zugang zu bestimmten Ressourcen, Privilegien und Chancen minimiert werden (Sequeira 2015: 111).

Weil Rassismus (genauer: Rassismen) leider ein anhaltendes Problem, sowohl in der deutschen, als auch muslimischen, Gesellschaft ist, möchten wir der Thematik in dieser Woche einige Artikel aus unseren verschiedenen Kategorien widmen.
Wir würden uns freuen, wenn ihr uns in dieser Woche begleitet.
Teilt eure Erfahrungen, Gedanken und Geschichten mit uns in den Kommentaren oder auf Instagram.
Den Anfang mache ich heute mit einigen Gedanken zu unserer Sprache.

Was wir wirklich sagen:
Manchmal frage ich mich: Wie kann ich alleine gegen die eingangs genannten Strukturen ankämpfen?
Auch wenn es viel zu einfach klingt: Durch unsere Sprache. Die Worte, die wir benutzen sind nicht nur eine Anreihung von Buchstaben, sondern vielmehr eine Momentaufnahme unserer eigenen Welt. Was uns wichtig ist und was nicht, was wir anerkennen und was nicht, was wir wertschätzen und was nicht – all dies drücken wir mit den Worten aus, die wir täglich verwenden.
Meist können wir beobachten, dass sich Menschen, die eine bestimmte Leidenschaft haben oder ein Hobby pflegen ein gewisses Fachvokabular aneignen. Beispielsweise eine passionierte Schuhliebhaberin. Sie unterscheidet nicht nur die verschiedenen Materialien, sie kennt auch unterschiedliche Prägungen, Modelle, Formen und kann selbst Farbtöne genauestens beschreiben. Zu einem Schuh fallen ihr auf Anhieb ein Duzend Worte ein, während von einem Laien lediglich ein schön oder nicht so schön zu erwarten ist.
Je öfter wir uns mit Rassismus oder Diskriminierung  beschäftigen, desto wichtiger sollte uns eine passende Wortwahl erscheinen.
Vorab: Es ist fast unmöglich, sich auszudrücken ohne eine bestimmte Gruppe von Menschen zu bevormunden, auszugrenzen oder zu verletzen. Wichtig ist es, dass wir einsehen, dass die “weiße“ (unsere) Perspektive auf die Welt nicht die Einzige ist und schon gar nicht die einzig wahre. Viele rassistisch konnotierten Begriffen stammen aus der Zeit der Kolonialisierung. Damals verwendeten die Kolonialherren bestimmte Ausdrücke, um ihre Machtposition, ihre Überlegenheit und ihre Dominanz gegenüber dem kolonisierten Volk zu verdeutlichen.
Verwenden auch wir diese Ausdrücke, so bedienen wir uns an einem menschenverachtenden Wortschatz und reproduzieren die Ideen und Meinungen jener Kolonialherren.
Ein typisches Beispiel hierfür: Sind wir „Schwarzfahrer“ begehen wir eine Straftat, haben wir aber eine „weiße Weste“ so sind haben wir uns nichts zu Schulden kommen lassen.
Um dem Ganzen ein Ende zu bereiten, sollten wir anfangen, eine rassismuskritische und wertfreie Sprache zu etablieren, die sich nicht an Fremdbezeichnungen bedient.
Zum Schluss zwei Tipps für den Anfang

  1. Die Macht der Sprache erkennen. Unsere Sprache und unsere Worte sind unglaublich mächtig und deswegen sollten wir sie mit Bedacht auswählen.
  2. Rassistische Wörter erkennen. Hierzu ist natürlich etwas Recherchearbeit notwendig. Notfalls können wir uns fragen: Wem wird dieses Wort zugesprochen? Kann dieses Wort auf alle Menschen angewendet werden oder ist es nur einer bestimmten Gruppierung gewidmet?

Über eure Kommentare und Gedanken zu diesem Artikel würde ich mich freuen. Markiert uns dazu gerne mit #basmatalksabout oder @basmamagazine .

Unser Beitragsbild ist eine tolle Graphik der Künstlerin  Samanta Tello. Schaut euch weitere Werke auf ihrer Seite www.samantatello.com an!

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