Happy Eid?  

Wie ist das, wenn man als Konvertit Eid feiert? Oder eben nicht.

Adventskerzen, Lichterketten, Plätzchenduft, Weihnachtsfilme und Last Christmas. Wer denkt da nicht sofort an die Adventszeit, Zimtduft und Weihnachten? Gut 4 Wochen lang bereitet sich Deutschland auf die Festtage im Dezember vor. Man kann sich der gemütlichen Stimmung kaum entziehen, egal, ob man will oder nicht. Doch wie ist das, wenn Weihnachten plötzlich flach fällt?

Erst kürzlich war Eid al Adha, unser höchstes Fest im Islam. In vielen muslimischen Familien wird dieses Fest mit speziellem Gebäck und dem Schmücken der Wohnung begrüßt. Doch für viele Konvertiten, die entweder keine weiteren Muslime in der Familie haben oder deren Schwiegerfamilien in fernen Ländern wohnen, ist es oft ein Tag wie jeder andere. Nach dem Festgebet geht der Tag nahtlos in den Arbeitsalltag über, besondere Festtagsstimmung kommt nicht auf. Dabei ist es gerade in diesen Tagen besonders schön seinem Schöpfer zu gedenken, dankbar zu sein und Familienzeit zu genießen.

Vielen, die sich im Erwachsenenalter zum Islam bekennen, fehlt die Stimmung rund um die Feste. Besonders, wenn Kinder geboren werden, wächst der Wunsch nach Familientraditionen und Feierlichkeit. Einige Frauen haben ganz eigene Wege gefunden, um sich die passende Stimmung ins Haus zu holen und die Festtage zu genießen. „Nach dem Festgebet frühstücken wir gemeinsam mit den Glaubensgeschwistern und fahren dann nach Hause, wo unsere Tür allen Verwandten und Freunden offen steht.“, erzählt Natalie. „Niemand soll an Eid alleine sein.“ Für ihre Familie schmückt sie das Haus, backt Plätzchen und kauft kleine Geschenke für die Kinder. Auch ihre nichtmuslimische Familie lädt sie jedes Jahr ein, auch, wenn nicht alle kommen möchten.

Bei Denise läuft es ähnlich. Sie und ihre nichtmuslimische Familie haben kurzerhand „Opferfest-Weihnachten“ eingeführt. Gemeinsam wird an Eid gebruncht, es gibt kleine Geschenke und gegenseitiges Verständnis. „Jedes Jahr muss ich aufs Neue fragen, wie man „Eid mubarak“ ausspricht.“, lacht ihre Schwester. „Aber ich freue mich immer auf die gemeinsame Familienzeit. Nur, weil wir nicht den gleichen Glauben teilen, heißt das noch lange nicht, dass jemand auf seine Feiertage verzichten soll. Wir feiern alles gemeinsam als Familie.“

Vielen Konvertiten ist es auch wichtig ihre Feste so zu feiern, dass sie mit Weihnachten mithalten können. Dabei geht es nicht um den Konsumterror, der rund um Weihnachten herrscht, sondern darum den eigenen Kindern Eid schmackhaft zu machen und ihnen den Islam näher zu bringen. „Ich möchte, dass mein Sohn später weiß warum wir feiern und warum wir Allah dankbar sein sollten.“, erklärt Denise. „Es ist wichtig unsere Religion zu kennen und schöne Traditionen mit ihr zu verbinden. Im Moment müssen wir uns diese Rituale noch erarbeiten. Aber später kann mein Sohn sie insha’Allah an seine eigenen Kinder weitergeben.“

Nicht immer verläuft Eid mit soviel Verständnis seitens der nichtmuslimischen Familie. Sandra ist gebürtige Italienerin und stammt aus einem sehr christlichen Haushalt. Ihrer Familie ist ihr Bekenntnis zum Islam ein Dorn im Auge. „Wie gerne würde ich Eid mit meiner Familie begehen. Und wenn es nur die gemeinsame Zeit um den Esstisch herum ist.“, erzählt sie. Als unverheiratete Konvertitin sind islamische Feiertage für sie meist Tage wie alle anderen auch. „Manchmal laden mich Freunde zu sich nach Hause ein. Aber ich will nicht stören und lehne die Einladungen dankend ab. Nach dem Festgebet fahre ich daher direkt weiter zu meiner Ausbildungsstelle. Insha’Allah habe ich irgendwann eine Schwiegerfamilie, die mich und meine Religion versteht und mit der ich feiern kann.“

Einige Vereine, wie z.B. das Imanzentrum stellen extra Eidfeiern für Ihre Mitglieder auf die Beine. Der muslimische Frauenverein aus Darmstadt organisiert seit Jahren Eidpartys, um in Gemeinschaftlichkeit eine schöne Zeit zu haben, Koran und Nasheed zu hören, gemeinsam zu essen und Freundschaften zu pflegen. Für Konvertiten sind solche Feiern besonders wichtig. Zumal das private Leben oft keine Gelegenheit bietet in islamischer Gemeinschaft zusammen zu kommen.

„Hier in Deutschland sind wir gerade mitten in einem Entstehungsprozess.“, sagt Maryam, die 2004 zum Islam konvertiert ist. „Es entsteht ein deutscher Islam und mit ihm neue Traditionen. Schon die nächste Generation wird, so Gott will, ganz selbstverständlich Eid feiern. Mit ihren Ehepartnern und unseren Enkeln. Wir werden uns keine Sorgen mehr machen müssen, ob und wo wir feiern. Wir dürfen unsere Kinder z.B. jetzt schon an Eid von der Schule fernbleiben lassen. Eine einfache Entschuldigung reicht den Lehrkräften. Für uns als Eltern und Muslime ist das ein schönes Signal.“, erklärt sie. „Und wer weiß, vielleicht werden die beiden islamischen Feste eines Tages ganz normale Feiertage sein, an denen niemand arbeiten muss und mit uns gemeinsam die Festtage begehen kann.“

Wie ist es bei euch? Welche Traditionen habt ihr in eurer Familie?

PS: Wir entschuldigen uns für die verspätete Veröffentlichung dieses Artikels aufgrund technischer Probleme.

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