Modest Fashion Designer, wo seid ihr?

Als ich vor kurzem von einer Designerin aus dem Ausland die Frage gestellt bekommen habe, wie viele Modest Fashion Designer es denn in Deutschland gebe, fielen mir auf Anhieb genau drei ein und zwar Ayse Kilic und Meriem Lebdiri. Oh stop, das sind doch nur zwei. Ihr könnt euch ja ihren Gesichtsausdruck vorstellen. Mich hat es in dem Moment zum Nachdenken gebracht. Warum gibt es so wenige in Deutschland?

Man könnte meinen, dass die muslimische Frau kein Interesse an Mode hat. Falsch gedacht; laut dem letzten Thomson Reuter Economy Report gaben Muslime im Jahr 2013 insgesamt 266 Mrd. USD allein nur für Bekleidung und Schuhe aus. Dieser Absatz wird sich bis 2019 auf voraussichtlich 484 Mrd. USD erhöhen. Das heißt die Modest Fashion Industrie ist noch voller Potenzial, gerade in Deutschland mit ca. 4 Mio. Muslimen sollte dies eigentlich ein Ansporn sein den Traum vom eigenen Modest Fashion Label zu verwirklichen. 

Im letzten Interview mit Neslihan Kapucu ging es auch darum, dass viele junge Mädchen in einer Umgebung oder innerhalb eines bestimmten gesellschaftlichen Kreises aufwachsen, der keinen Platz für kreative Träume zulässt. Die meisten entscheiden sich für klassische Studiengänge wie Jura, Medizin oder BWL, nachdem ihnen von den kreativen abgeraten worden ist. Nur die wenigstens trauen sich in die Materie des Fashion Designs einzutauchen, da dieser mit vielen Vorurteilen behaftet ist – von schlechten Jobchancen bis hin zu unterbezahlten Positionen. Oder es fallen demotivierende Aussagen wie z. B.: „Mit Kopftuch ist es nicht so einfach, das wird zu stressig für dich.“. Gerade solche Aussagen können dazu führen, dass viele dem eigenen Traum nicht nachgehen und sich für etwas anderes entscheiden, weil es vielleicht einfacher ist oder in das allgemeingültige Bild passt.

Meriem Lebdiri für Mizaan
Meriem Lebdiri für Mizaan

Es könnte aber auch daran liegen, dass viele nicht das gesamte Bild betrachten und sich vielleicht nur darauf konzentrieren, dass man als Modest Fashion Designer in Deutschland bzw. Europa nicht so viele Chancen hat wie ein Mainstream Fashion Designer. Das war in Indonesien und in der Türkei vor ein paar Jahren nicht anders, es gab nur sehr wenige Marken bzw. Designer. Schaut man jetzt auf den türkischen und indonesischen Markt kann man sich vor Designern und Marken kaum retten. Es muss nur jemand den Stein ins Rollen bringen.

Wir sollten es als junge Genration in Deutschland wagen unseren Träumen zu folgen und zu lernen auf unseren Instinkt zu hören. Traut euch groß zu träumen – nichts ist unmöglich. Ayse Kilic hat es nicht nur als Fashion Designerin geschafft ihre eigene Kollektion rauszubringen, sondern auch als Illustratorin an großen Projekten mit verschiedenen Zeitschriften und Marken zu arbeiten.  Meriem Lebdiri hingegen hat sich schon von Anfang an auf eine internationale Reichweite mit ihrem eigenen Modelabel Mizaan konzentriert. Ihre SS2016 Kollektion war nicht nur auf der Fashion Week in Washington D. C. zu sehen, sondern auch ihre ihre eigene Haute Couture Kollektion in London beim letzten Fashion Event von Haute Elaan. Egal welchen Weg man als Designer einschlagen möchte, man sollte es einfach wagen und ins Tun kommen.

Lest hier am Samstag das Interview von der Vorreitern Neslihan Kapucu und lasst euch von ihr inspirieren und motivieren. Sie ist das Bindeglied zwischen Fashion und dem Hijab in Deutschland. Sie hat Fashion Design nicht nur studiert, sondern auch geschafft als Dozentin für Fashion Design an ihrer ehemaligen Hochschule tätig zu sein. (Stehender Applaus für ihre Leistung). 

Wo ein Wille ist ist auch ein Weg.

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