Lange Zugfahrten mit kleinen Kindern

[:de]Wir wohnen ziemlich weit weg von meiner Familie. Zwar im gleichen Land, aber durch die eher schlechte Anbindung dauert eine Fahrt meist so lange wie ein Flug nach Mallorca inklusive Zeit für Transfer und Check-in. Da ich häufig auch alleine mit meinen zwei Töchtern reise, ist der Zug für mich das Transportmittel der Wahl. Es ist nicht nur am umweltfreundlichsten, sondern für uns definitiv die entspannteste Art der Fortbewegung. Woran das liegt und welche 5 Tipps ich für lange Zugfahrten mit kleinen Kindern geben kann, lest ihr hier.

Es gibt ja diese Kinder, die stundenlange Autofahrten verschlafen oder vergnügt in ihren Sitzen Lieder singen, Bücher blättern oder „Ich-sehe-was-was-Du-nicht-siehst“ spielen. Meine Kinder gehören nicht dazu. Schon als Neugeborene fingen sie bei Kurzstrecken an zu schreien und Konzentration auf das Fahren wurde zur Herausforderung. Als sie größer wurden, konnte ich sie zwar eine Zeit lang ganz gut bei Laune halten, aber spätestens nach einer Stunde fing es an, dass sie nicht mehr sitzen wollten und ihnen einfach langweilig war.

Aus diesem Grund war eine Zugfahrt vor allem für den Familienbesuch immer meine erste Wahl. Die erste 9 stündige Zugfahrt machten meine beiden Töchter jeweils mit wenigen Wochen, die letzte liegt erst ein paar Tage zurück. Jede Zugfahrt hatte ihre stressigen (ausgefallene Züge, Verspätungen, defekte Klimaanlage…) und ihre entspannten Momente (neue Freundschaften mit Mitreisenden schließen, andere Bahnhöfe erkunden, die Landschaft beobachten…). Aber ganz ehrlich: Zuhause ist es im Alltag doch auch nicht anders.

Die Vorteile der Bahn gegenüber dem Autofahren und dem Fliegen sind – abgesehen von dem ökologischen Aspekt vor allem:

  • Die Bewegungsfreiheit: Die Kinder können laufen. Die Plätze wechseln. Man selbst muss sich nicht verrenken, um ihnen etwas aus der Tasche zu geben. Sie haben durch den größeren Platz ganz andere Spielmöglichkeiten als im Auto. Und wenn etwas herunterfällt können sie es – je nach Alter – auch selbst sofort wieder aufheben.
  • Übelkeit: Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kann im Auto nicht lesen, ohne dass mir übel wird. Wenn die Kinder dann vorgelesen bekommen wollen ist das ein durchaus kritischer Moment – Wutanfall oder Übelkeit riskieren? Und auch wenn eure Kinder selbst zu Reisekrankheit neigen ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fahrt ohne Spucken in der Bahn höher.
  • Die eigene Konzentration: Als Fahrer ist die oberste Priorität die Konzentration auf den Verkehr. Bei einer langen Fahrt heißt das: Die Kinder müssen sich hauptsächlich selbst beschäftigen. Wenn sie nicht gerade schlafen, dann kann auch das je nach Alter eine große Herausforderung sein.

Und da wir mittlerweile schon recht routinierte Bahnfahrer sind, teile ich natürlich gerne unsere wichtigsten Tipps für das Bahnfahren mit Kindern und möchte jeden nur ermutigen, es ebenfalls zu probieren.

1. Auf Reise- und Umstiegszeiten achten.

Es klingt vielleicht selbstverständlich, ist aber wichtig: Bucht unbedingt im Vorfeld euren Zug. Wenn ihr zeitlich flexibel seid, dann vergleicht die Verbindungen ruhig auch ein paar Tage früher oder später. Oft finden sich an bestimmten Tagen bessere Möglichkeiten oder günstigere Angebote (auch immer die Sparpreisaktionen im Blick behalten). Kinder von 0-5 Jahren fahren übrigens umsonst.

Achtet bei den Verbindungen auf ausreichend Umstiegszeit. Eine Stunde klingt vielleicht im ersten Moment viel, vermindert aber Stress bei Verspätungen und gibt euch die Möglichkeit, den Bahnhof etwas zu erkunden oder vielleicht etwas Warmes zu essen.

Behaltet wenn möglich auch den Tagesrhythmus eurer Kinder im Blick. Wenn sie z.B. Nachmittags eher ein Tief haben, schaut nach früheren Verbindungen. Ich fahre z.B. häufig relativ früh los, sodass die Kleine nochmal unterwegs schläft und der Tag bei der Ankunft noch nicht ganz vorbei ist

2. Bei der Buchung Plätze reservieren.

Vielleicht denkt ihr euch, dass gerade mit Kindern schon ein Platz frei sein wird. Ich möchte euch aber wirklich ans Herz legen, gleich bei der Buchung auch einen Sitzplatz zu reservieren. Je nachdem, ob ihr mit dem IC, RE oder ICE fahrt, gibt es auch Kleinkind- oder Familienbereiche. Ein Platz im Ruhebereich ist mit einem aufgeweckten Kleinkind vielleicht eher keine so gute Idee. Wir haben mit den Abteilen im Kleinkindbereich sehr gute Erfahrungen gemacht: Die Toilette ist in der Nähe (!), es gibt Platz und man kann die Tür zu machen, wenn man etwas Ruhe möchte. Außerdem finden sich hier oft auch andere Familien mit Kindern.

Je nachdem, wie viele Personen ihr seid, lohnt sich auch die günstigere Familienplatzreservierung.

3. Genug Proviant dabei haben.

Bitte plant nicht, vor der Abfahrt noch schnell was am Bahnhof zu kaufen. Vielleicht muss es doch schnell gehen und dann? Wir alle wissen, was hungrige Kinder bedeuten und ein gut eingeplanter Reiseproviant kann so manches Stimmungstief a la „Wann sind wir endlich da?“ oder „Ich hab Hunger“ entschärfen. Gut sind vor allem Sachen, die nicht schmelzen oder matschen. Obst wie Blaubeeren, geschnittene Äpfel, Trauben, Mandarinen. Trockenfrüchte und Nüsse wie Cashewkerne, getrocknete Mangos, Rosinen oder Erdnüsse. Etwas Saft oder ein Smoothie kann auch uns Eltern neue Energie geben – manchmal sogar effektiver als Kaffee. Gemüsesticks, ein paar Kekse oder Salzstangen machen sich auch immer sehr gut.

4. Spielsachen für Kinder

Packt am besten am Abend vor der Abfahrt zusammen mit eurem Kind einen Rucksack, den es selbst tragen kann. Kinder freuen sich oft riesig darüber, ihre eigenen Sachen auswählen und tragen zu dürfen. Besprecht, welche Spielsachen für die Fahrt sinnvoll sind und welche ihr besser zuhause lasst. Bewährt haben sich bei uns: Stifte und ein Block zum Malen. Pixie Bücher. 2-3 kleine Spielzeugautos. Ein Kartenspiel – am liebsten Uno. Ein Tip Toi Buch und der Stift dazu.

Ihr kennt eure Kinder am besten, womit beschäftigen sie sich gerne? Meine Mädchen nehmen z.B. gerne ihre Puppen mit. Einmal hatten wir auch große Holzperlen an einem Faden dabei, die wir wieder und wieder aufgefädelt haben. Das hat die Kinder zwar lange beschäftigt, führte aber auch zu ständigen Diskussionen, wer die Perlen wieder aufheben musste, nachdem sie das 100ste Mal heruntergefallen und unter die Sitze gekullert waren. Achtet also darauf, nicht zu viele Kleinteile mitzunehmen und generell den Rucksack nicht zu voll zu packen. So ist das Kind später nicht frustriert, wenn der Rucksack zu schwer ist und das Risiko, dass ihr etwas im Zug liegen lasst ist geringer.

Meine ältere Tochter ist jetzt 4,5 Jahre alt und seit einiger Zeit mag sie Hörbücher sehr. Über Sportify habe ich deswegen zwei Hörbücher aus einer Serie, die sie sehr mag, im Vorfeld heruntergeladen (also auch an Kopfhörer denken). Als die Kleine in der Trage ihren Mittagsschlaf gemacht hat, konnte die Große so in Ruhe ihr Hörbuch hören und ich konnte sogar etwas in meinem Buch lesen. Erholung für alle.

5. Sich auf die Kinder einlassen

Aus meiner Sicht einer der wichtigsten Punkte ist: Sich auf die Kinder einzulassen. Seht die Fahrt als eine Chance, Zeit mit euren Kindern verbringen zu können. Ungestört von den alltäglich anfallenden Aufgaben zuhause und den Push Benachrichtigungen des Smartphones. Lasst euch auf ihr Spiel ein, seht sie. Das Strahlen in den Augen ist euch damit garantiert und die Zeit wird im Nu verfliegen. So kann eine lange Zugfahrt zu einer wunderbaren Familienzeit sein, die euch und euren Kindern noch lange in schöner Erinnerung bleibt.

 

Seid ihr bei Reisen Team Bahn oder Team Auto? Teilt eure Tipps und Reiseerfahrungen mit Kindern unter #basmafamily oder markiert uns mit @basmamagazine .[:]

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