BASMA im Gespräch mit Amani Abuzahra

(c) by Dar Salma
(c) by Dar Salma

Auf der Suche nach starken, muslimischen Frauen in der Öffentlichkeit, ist es nur eine Frage der Zeit, bis man auf die Österreicherin Amani Abuzahra stößt. Als Autorin, Dozentin und Aktivistin wirkt sie gegen das stereotypische Bild der muslimischen Frau, welches in der Gesellschaft fest verankert zu sein scheint. Es ist demnach schon prädestiniert, unsere Reihe „BASMA im Gespräch“ mit Amani Abuzahra zu beginnen. Als Magister-Absolventin in der Philosophie an der Universität Wien und Master-Absolventin der Universität Salzburg im Intercultural Studies, begann sie zeitnah interkulturelle Philosophie und interkulturelle Pädagogik zu lehren. Zu einem Zeitpunkt, in der Muslime die Schlagzeilen dominieren und der Rechtsdruck in Europa größer wird, sprechen wir mit Amani Abuzahra über ihre Öffentlichkeitsarbeit, der muslimischen Gesellschaft und ihre Inspirationsquellen.

BASMA: Liebe Amani, zunächst möchte ich mich ganz herzlich für Deine Zeit bedanken!

Amani: Sehr gerne!

BASMA: Ein sehr aktuelles Themenfeld, mit welchem Du Dich intensiv beschäftigst, ist die gesellschaftliche Wahrnehmung der kopftuchtragenden, muslimischen Frau. Besonders stereotypisierende Eigenschaften haften in dieser Wahrnehmung. Welche erste Erfahrung hast Du denn hinsichtlich der Konfrontation mit dem Bild der kopftuchtragenden, muslimischen Frau?

Amani: (lacht) Vorurteile kriegt man ja schnell mit. Aber dann, als ich in der Studienzeit mit dem Kopftuch tragen angefangen habe – so im Laufe meines Studiums – kamen die Vorurteile in der vollen Wucht. Das war so ein einschneidender Moment. Das andere war, wie ich mehr und mehr in die Öffentlichkeit gegangen bin und in verschiedenen Kreisen zu ganz unterschiedlichen Themen gesprochen habe. Selbst, wenn es philosophisches war, wurde man sehr schnell reduziert. Ich glaube, das waren die zwei Momente.

BASMA: Wie gehst Du damit persönlich um?

Amani: Ich sehe das als einen enormen Nachteil für die Gesellschaft, wenn verschiedene Kreise Menschen selektieren und sie dann auf ein Stück Stoff reduzieren, weil man durch diesen Blick enorm viel verpasst. Mit diesem Blick reduziert man diesen Menschen auf etwas, das nur eine einzige Facette einer vielfältigen Identität ist. Ich finde übrigens auch, man hemmt und bremst sich selbst, wenn man andere so reduziert. Das ist das eine und persönlich, individuell, ist es störend, nervend. Ich versuche mich nicht davon vereinnehmen zu lassen und immer wieder darüber zu reflektieren. Ist das selbstbestimmt oder ist es eine Reaktion auf ein Phänomen oder auf eine Tendenz? Es ist immer wieder wichtig zu fragen und eine neue Standortbestimmung vorzunehmen, sodass man nicht immer reflexartig reagiert. Sondern sich überlegt, was sind denn eigentlich meine Themen, meine Inhalte, was sind meine Stärken, was sind meine Talente? Und diese schlussendlich auch so einbringt. Ich finde das sehr schade, wenn das gesellschaftlich, in der Berufswelt oder eben im pädagogischen Kontext nicht berücksichtigt wird. Ich finde nämlich, dass – besonders im deutschsprachigen Raum – momentan eine Atmosphäre herrscht, wo man sehr stark auf ein Stück Tuch reduziert wird.

BASMA: Wenn wir nochmal auf Deine berufliche Laufbahn zurückspulen, die sehr spannend ist, wie hat sich das denn entwickelt? Wie haben sich Deine Interessen entwickelt?

Amani: (lacht) Ich habe eigentlich angefangen Medizin zu studieren und habe das sogar vier Jahre gemacht. Es war immer mein Wunsch den Menschen zu verstehen und dem Menschen irgendwie auch zu helfen. Ich glaube, das ist so, wenn man Medizin studiert, dann kann man diesen Aspekt nicht wegdenken. Dann hat man den Wunsch zu helfen und zu heilen (lacht). Das hat mir übrigens auch am Islam gefallen, warum ich mich dieser Religion so hingezogen fühle, ist dieses Ganzheitliche. Dieser ganzheitliche Blick auf die Menschen, der ganzheitliche Blick auf die Umwelt, auf unsere Schöpfung. Das war die Motivation Medizin zu studieren, hat mir aber nach und nach gefehlt. Ich wusste aber, ich möchte Medizin machen, ich wusste auch relativ schnell, ich will Philosophie machen. Das war dann irgendwann in der Schulzeit. Ich hatte einen sehr guten Philosophielehrer und im Wahlfach eine grandiose Philosophielehrerin, die haben mich schon sehr geprägt. Diese Lust am Nachdenken, die Lust zum Reflektieren, das Kritischsein. Aus diesem Grund habe ich dann im Laufe des Medizinstudiums Philosophie dazugenommen und das hat mir dann so gut gefallen, dass das mit der Zeit die Überhand genommen hat und ich das Medizinstudium eingestellt habe. Aber nicht, weil mir Philosophie besser gefiel, sondern weil mir das Medizinstudium nicht zugesagt hat. Das war zu spezifisch, zu reduziert auf bestimmte Organe und ich meine es ist klar, die Medizinwelt hat sich geändert. Es gibt so viel fachspezifisches Wissen, was man sich aneignen muss. Insofern ja, die Philosophie vereint das Ziel den Menschen zu verstehen. Auf individueller Ebene und auf kollektive Ebene, auf die gesellschaftliche Ebene. Philosophie ist auch so ein Feld, wo man in Visionen sprechen kann; in Visionen nachdenken kann. Wo man auch Utopien entwickeln kann ohne, dass es wie gleich in die Soziologie oder in der Politikwissenschaft der Zeigefinger der Realität herkommt und sagt „Aber ich habe das und das gelernt!“. Ohne, dass man sich aufgrund der Empirie einschränken lässt. In der Philosophie ist es viel breiter angesetzt und ermöglicht mehr im Nachdenken. So sehr, dass es manchen auch überfordert. Es ist alles und nichts. Einige fragen mich immer wieder, wie ich mir das antun konnte. Aber das ist das Reizvolle: die Grenzen im Denken, die nicht gleich da sind. Das gefällt mir sehr. Dass bewusst wird, dass Grenzen bei Menschen in den Köpfen entstehen und dass man die immer wieder neu verschieben kann. Dass nichts fest gemeißelt ist.

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BASMA: Wenn wir dabei sind, von Grenzen zu sprechen, die verschiebbar sind, dann fällt mir da Dein Buchprojekt ein – was ein großer Erfolg geworden ist – „Mehr Kopf als Tuch. Muslimische Frauen am Wort“. Was war denn nochmal der Grund ein Buch zu schreiben?

Amani: Eine Möglichkeit wäre gewesen, dass ich sage „Ich schreib das jetzt“. Ich schreibe über die muslimische Frau, über die muslimischen Lebenswelten. Aber dann habe ich mir gedacht, ist es viel authentischer, wenn ich nicht darüber schreibe, sondern eben meine Stimme, meine Möglichkeiten – und ich habe ja auch eine gewisse Plattform und eine gewisse Reichweite – dass ich das einfach anderen ermögliche. Zum Teil sind es ohnehin muslimische Frauen, die für sich selbst sprechen und ohnehin eine Plattform haben. Wie zum Beispiel Kübra Gümüsay oder Betül Ulusoy. Aber dann gibt es eben auch andere Frauen, deren Geschichten eben nicht so im Mainstream vertreten sind. Da dachte ich, statt dass ich es selbst schreibe, ist es doch viel interessanter, andere mit ins Boot zu holen und andere Sichtweisen hereinzunehmen. Und vielleicht auch andere Perspektiven; Theologisches, Privates, Spirituelles, Politisches, gesellschaftliche Analysen, Gedichte – also querbeet durchs Feld. Und deswegen habe ich von Anfang an gewusst, ich möchte das gar nicht eingrenzen. Ich habe gewusst, welche Themen ich gerne da drin haben möchte. Ich wusste, dass ich beispielsweise unbedingt die Perspektive einer Mutter drin haben möchte. Die Perspektive von Diskriminierung, die Perspektive von Spiritualität. Aber ich habe nicht gesagt, ich habe ein fixes Konzept und danach orientieren sich alle, sondern vor allem ein Prozess, was sich mit der Zeit entwickelt hat. Ich wollte es offen halten, um auch zu schauen, was kommt. Es war zum Beispiel keine Vorgabe ein Kopftuchbuch zu schreiben oder dass das ein Thema sein muss. Aber irgendwie kommt das Buch gar nicht mehr aus ohne dem Thema, weil diese gesellschaftlichen Themen auf unsere Selbstbilder wirken und das zeigt sich eben auch. Also wir sind ja auch Kinder unserer Gesellschaft. Wir sind Kinder unserer Zeit. All diese prägenden Themen, die prägen auch uns. Die prägen auch muslimische Frauen und das sieht man auch im Buch.

Amani versucht in ihrer Arbeit, Menschen an die Hand zu nehmen und Denkprozesse auszulösen, besonders im Hinblick auf Interkulturalität. Das Schreiben ist ein Instrument, um gesellschaftspolitische Themen auf unterschiedliche Ebenen zu reflektieren und zu diskutieren. „Ich versuche mit Worten, also Gesprochenem und Geschriebenem, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen“, beschreibt Amani ihren vielfältigen Arbeitsbereich. Das Buch „Mehr Kopf als Tuch“ solle eine Plattform für die unterschiedlichen Frauen bieten. Sie habe besonders durch ihre Medienarbeit gelernt, dass man als Muslimin mit Kopftuch, sehr schnell bestimmte Bilder hervorrufe, dagegen versuche sie verbal anzugehen. „Das natürlich nicht nur in Bezug, zu meiner Person“, sagt Amani, „sondern weil es ein generelles Problem ist – ein gesellschaftliches Problem. Das versuche ich halt zu kritisieren.“ Frauen empowern und abseits der immerwiederkehrenden Debatten um das Kopftuch, lohnt sich ein Blick in das Buch „Mehr Kopf als Tuch“. Insgesamt thematisieren elf Frauen unterschiedliche gesellschaftliche und private Herausforderungen rund um Themen wie Familie, muslimische Identitäten oder die Integrationsfragen. Aktivistinnen wie zum Beispiel die Juristin Betül Ulusoy und Kübra Gümüsay oder die Künstlerin Soufeina Hamed sind unter anderem vertreten.

BASMA: Was war die größte Überraschung für Dich? Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Amani: Zum einen, als es dann erschienen ist, dass so viele muslimische Frauen und Mädchen sich über das Buch so gefreut haben. Die gesagt haben, das macht was mit ihnen, wenn sie in eine Buchhandlung gehen und sie ein Buch sehen, wo sie dargestellt werden. Wo sie sich wiederfinden. Es geht nicht nur um eine gewisse positive Darstellung, sondern auch um die Perspektive der Normalität. Eine Perspektive um Teil der Gesellschaft zu sein, sodass auch die eigenen Geschichten Platz haben im Buchhandel. Dass es eben kein Minderheitennischenbuch ist, sondern dass es ihnen die Kraft gegeben hat. Ich habe das glaube ich etwas unterschätzt, was das für eine Wirkung hat. Aber auch für viele Nicht-MuslimInnen, die es spannend empfunden haben. Um direkt in der Perspektive eintauchen zu können und mal direkt von Musliminnen zu lesen und nicht immer über die MuslimInnen.

BASMA: Sehr schön! Was konntest du für Dich persönlich mitnehmen?

Amani: Dass es viel mehr diese Räume braucht, dass wir noch mehr Platz brauchen für unsere Geschichten. So manche haben ja vermutet – dass sich keiner dafür interessieren würde. Es wurde infrage gestellt, ob ein Verlag überhaupt bereit wäre, dieses Buch zu drucken. Für viele war das dann ein Aha-Moment. Es bewegt sich doch was und es gibt doch das Interesse und dass dieses gemeinsame Zusammenleben von unterschiedlichen Stellen unterstützt wird. Das fand ich auch sehr wichtig. Ich habe überhaupt diesen Zugang, dass dieses Positive überwiegt und dass man das auch sichtbar machen muss. Wenn man es nicht sichtbar macht, ist es nicht da. Mit dem Buch war es eben auch möglich, dass so ein bisschen zu belegen, weißt du?

BASMA: Ich kann mich dem anschließen, was Du gesagt hast, dass man sich irgendwie bestärkt fühlt. Es war eine große Überraschung für mich, als ich das Buch entdeckt habe und ich lese es heute noch sehr gerne. Man liest das Buch nicht nur einmal, sondern kehrt immer wieder daraus zurück. Ein sehr großes Kompliment an Euch. Es ist Euch sehr gelungen.

Amani: Danke! Das freut mich sehr! Vielen Dank für Deine Worte!

Man muss diesen Schritt wagen, es versuchen, seine Artikel, seine Geschichten, Beiträge unterzubringen und zu veröffentlichen. Vor allem muss es nicht perfekt sein. Was ist schon das beste, perfekte Produkt?

BASMA: Was würdest Du denn aspirierenden Autorinnen und Autoren empfehlen? Welche Lehren hast Du denn nach zwei Buchprojekten mitnehmen können?

Amani: Ich glaube, das eine ist, einfach schreiben, dranzubleiben und sich nicht entmutigen zu lassen. Denn wenn man Nachrichten konsumiert, dann ist es so negativ geprägt. Da kann schon eine Atmosphäre aufkommen im Sinne von, „DIE“ interessieren sich nicht, wollen uns nicht. Vor allem bei den Jugendlichen und bei Jüngeren. Ich finde das immer ganz wichtig, auch eine Plattform zu schaffen oder Menschen zu finden, die einen ermutigen. Die einem ein positives Feedback geben und überhaupt sagen „Nein, lass dich nicht unterkriegen!“ Und dass man nicht nur vor sich hinschreibt, sondern sich auch wirklich dieses Umfeld schafft. Ich meine, in Zeiten von Social Media ist es teilweise schon viel einfacher: Denn selbst wenn du in deiner direkten Umgebung physisch niemanden hast, kannst du dir das schaffen, indem du auf bestimmte Seiten gehst und dir dort Unterstützung holst. Mir schreiben auch viele, wo ich dann versuche Feedback zu geben und einfach da zu sein und ich weiß, dass es bei vielen anderen auch möglich ist, sich Unterstützung zu holen. Inzwischen gibt es so viele Möglichkeiten zu publizieren. Es muss ja nicht ein Verlag sein, es gibt zig Publikationsmöglichkeiten in Online- und Printmedien. Man muss diesen Schritt wagen, es versuchen, seine Artikel, seine Geschichten, Beiträge unterzubringen und zu veröffentlichen. Vor allem muss es nicht perfekt sein. Was ist schon das beste, perfekte Produkt? Man könnte ewig noch weiter schreiben und korrigieren. Aber dann, wenn man das Gefühl hat, die Main Message ist da, sollte man schauen, es einfach unter die Leute zu bringen und zu publizieren.

BASMA: Das sind doch schon sehr hilfreiche Tipps! Was motiviert Dich denn in Deiner täglichen Arbeit? In Deinen Projekten? Wie hältst Du Deine Motivation aufrecht?

Amani: (lacht) Ich überlege immer, was ich sage. Weil ich könnte jetzt sagen „Ja, ich mache Sport.“ Ich versuche dann wirklich für mich zu überlegen, was mich denn wirklich motiviert. Ich glaube, das eine ist, dass ich versuche mir anzutrainieren, einen positiven Blick zu haben. Allein das motiviert schon. Wenn du vor Augen hast, im Sinne, ich kann was verändern. Es bewegt sich etwas. Wenn du einen negativen Blick hast, das Gefühl hast, „es bringt eh alles nichts“, dann bist du auch nicht motiviert. Wenn du das Gefühl hast, mit jedem Schritt, mit meinen Handlungen und Worten kann ich verändern, dann motiviert mich das auch. Und spätestens dann, wenn ich eine direkte Wirkung sehe, dann bekomme ich auch die Bestätigung. Mich motiviert auch meine Religion. Ich bin ein spiritueller Mensch, ich brauche diesen Bezug zu meinem Schöpfer. Dass ich mich da erde und auch Kraft hole und auch dieser Jenseitsbezug relativiert ja viele anstrengende Herausforderungen, die man im Diesseits hat. Du hast im Endeffekt als bewusste Muslimin immer einen Sinn im Leben und wenn man sich dessen bewusst wird, ist das auch eine große Motivation. Der andere Aspekt ist die Gemeinschaft: Familie, Menschen – das motiviert mich, wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme. Zum Beispiel allein dieses Interview motiviert mich schon wieder (lacht).

BASMA: Ach schön (lacht). Mich übrigens auch!

Amani: (lacht) Nein wirklich, ich spreche ja nicht nur für dich oder mache das Interview, sondern – das klingt zwar abgedroschen – aber ich selber spreche ja für mich. Ich höre mich ja auch sprechen. Oder, wenn ich eine Freundin treffe. Ich versuche die Dinge immer so zu sehen, dass ich auch was davon habe. Ich denke da immer in Energien oder Vibes. Wenn ich ein Workshop leite oder so, ist das anstrengend, aber ich versuche das nicht zuzulassen. Dass ich diese anstrengende Wirkung nicht negativ wahrnehme, sondern nehme das Gute aus dem Workshop heraus mit Heim, damit ich Kraft habe für das nächste. Man muss schon auf sich aufpassen. Ich weiß nicht, ob das sinnvoll ist, aber so funktioniert das bei mir.

BASMA:  Das ergibt Sinn. Ohne Dich selbst kannst Du die Arbeit ja nicht ausführen. Das führt mich zur Frage, wer Dich denn inspiriert?

Amani: Es gibt so viele Menschen, die ich inspirierend finde. Lass mich mal kurz überlegen… Mich inspirieren Menschen, die verschiedene Wege gehen, die vorher nicht gegangen sind. Das bedeutet einen Weg einschlagen, der mit dem Weg, den sie gehen, neue Wege bereiten. Was ich total inspirierend finde, ist, wenn sie mit diesem neuen Weg einschlagen, auch gleichzeitig andere mitnehmen. Da denke ich jetzt zum Beispiel an die zwei US-amerikanischen Politikerinnen, Ilhan Omar und Alexandria Ocasio-Cortez.  Das ist ein Beispiel für Frauen, die ihren Weg gehen. Und mit dem Weg, den sie gehen, ermöglichen sie vielen anderen Frauen, Möglichkeiten und sind vielen Mädchen neue Vorbilder. Das inspiriert mich. Ich mag auch Sport und da inspirieren mich Menschen, die bei einer Sache dran bleiben, die einen gewissen Ehrgeiz haben. Das ist, was mich so ein bisschen fasziniert.

BASMA: Wir kommen auch schon zum Ende des Gesprächs: Um nochmal das Utopie-Konzept der Philosophie herauszuholen: Was glaubst Du, müssen wir Muslime tun, um in der Gesellschaft aktiv daran mitzuwirken?

Amani: Ich glaube, der erste Punkt wäre das Selbstbild zu ändern. Das Selbstbild im Sinne von, sich selbst zu reflektieren; wie verstehe ich mich selbst? Gibt es gewisse Denkmuster, die mich einschränken, die mir vielleicht Wege versperren? Das muss sich ändern. Dass bevor wir etwas probiert haben, zu sagen, das bringt nichts. Ich war mal bei einer Diskussion in Deutschland, da hat mich eine junge Studentin gefragt: „Ja, ich weiß nicht, wo ich wirklich hingehöre und wo bin ich wirklich zugehörig.“ Da sagte ich: „Schau da, wo du mit deinen beiden Beinen stehst und da gehörst du hin. Da bist du zugehörig und da wirkst du.“ Und ich glaube dieses Selbstbild bedeutet für mich, wenn man eine gefestigte Realität hat und dann wird man auch handlungsfähig und handlungsmächtig. Das ist ganz wichtig, dass wir uns das nicht nehmen lassen. Bei all den negativen Dingen, die passieren. Bei all den Vorurteilen, denen wir begegnen, das wäre für mich der erste Ansatz. Der andere Ansatz ist aber auch, sich zu vernetzen. Zu sehen, dass wir in einem Kampf eigentlich nicht alleine sind. Weil wir Musliminnen und Muslime sind nicht die einzigen, die diskriminiert werden oder Ressentiments ausgesetzt. Es gibt noch viele andere Minderheiten, sodass man sich miteinander vernetzen soll, miteinander solidarisiert und gemeinsam versucht die Gesellschaft zu verändern.

BASMA: Ich bedanke mich für das inspirierende Gespräch, liebe Amani. Im Namen vom BASMA-Team wünschen wir Dir alles Gute für Deine Zukunft!

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