Weltschmerz: Wenn die Welt hoffnungslos erscheint

Wir erfahren mehr über internationale Geschehnisse als je zuvor. Auf diversen Social Media Plattformen folgen wir Personen, Medien- und Nachrichtenunternehmen, die uns über die Katastrophen dieser Welt informieren. Dabei füllt sich unser Feed mit größtenteils tragischen und herzzerreißenden Inhalten. Insbesondere Menschen mit ausgeprägtem Sinn für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz, die immer auf dem neuesten Stand der Problemlage sind, verlieren durch die ständige Auseinandersetzung mit diesen Themen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Wer kennt es nicht? Nichts ahnend scrollen wir über unseren Feed und siehe da: Eine Meldung über einen rassistischen Vorfall, dann eine Statistik mit steigenden Opferzahlen in einem Kriegsgebiet und dann noch die ignoranten Kommentare der Menschen, die den Ernst der Lage einfach nicht verstehen wollen. Plötzlich erscheint alles hoffnungslos, die Welt verkommt einfach vor unseren Augen und wir können nichts dagegen tun… Das Ohnmachtsgefühl, nichts dagegen unternehmen zu können und auch die Realisation, dass es keine Hoffnung mehr gibt, tun weh. Dieser Schmerz hat einen Namen: Weltschmerz.

Zum Umgang mit Weltschmerz ist zu sagen, dass nicht jeder gleich viel davon empfindet. Es muss nicht zwingend von der Ausprägung an sozialem Bewusstsein abhängen. Es ist auch wichtig, wie sehr wir uns von den Katastrophen dieser Welt einnehmen lassen und den Blick für das Ganze verlieren. Wenn du merkst, dass du nicht mehr aus dem Weltschmerz rauskommst, könnten dir folgende Tipps helfen.

Tipps zum Umgang mit Weltschmerz

1. Reality Check

Ja, es ist wahr. Es passieren schreckliche Dinge auf der Welt. Auch Dinge, die wir nicht einmal mitkriegen. Aber es passieren auch immer noch gute Dinge auf der Welt! Die Berichterstattungen sind deutlich verzerrt und spiegeln nicht die komplette Realität wieder. Medien- und Nachrichtenunternehmen berichten von Dingen, die passieren und nicht von Dingen die ausbleiben. Oder hast du schon mal eine Schlagzeile wie „Heute gab es keinen Vandalismus auf den deutschen Straßen“ gelesen? Außerdem wird eher über negative schockierende Geschehnisse berichtet, als über langweilige positive.

Zu den selektiven Nachrichten, denen wir ausgesetzt sind, kommt noch unsere eigene verzerrte Wahrnehmung und Gedächtnisleistung hinzu. Wir merken uns negative und auch kürzlich geschehene Dinge besser als positives oder weiter zurückliegendes. Des Weiteren suchen, interpretieren, konzentrieren und erinnern wir uns vorzugsweise an Informationen, die mit dem, was wir bereits wissen und glauben, übereinstimmen. Wenn wir also über einen Vorfall gehört haben und viel darüber nachdenken, dann fallen uns vermehrt ähnliche Nachrichten auf und wir merken uns diese besser. Einfach, weil unser Fokus gerade darauf liegt. Schließlich vermitteln diese Verzerrungen den Eindruck, dass es viel schlimmer um die Welt steht, als eigentlich der Fall ist. Dieses Thema wird z.B. vom Psychologen Steven Pinker thematisiert. In seinem Buch „Aufklärung jetzt“ schreibt er über die Grundstimmung, dass alles immer schlimmer wird und stellt sie gegenüber tatsächlichen Fortschritten der letzten Jahrzehnte.

Nicht falsch verstehen! Es passieren in der Tat schlimme Dinge, die wir nicht ignorieren sollten. Aber gleichzeitig, dürfen wir nicht den Blick für die positiven Dinge auf der Welt verlieren. Und da kommen wir schon zum nächsten Punkt.

2. Suche nach Licht

Wenn du aktiv nach Nachrichten und Eilmeldungen suchst, ist das völlig okay und auch wichtig. Denke aber auch daran aktiv nach positiven Inhalten zu suchen und dich nicht nur mit Katastrophennachrichten auseinanderzusetzen. Schon Albert Einstein sagte: Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht. Wenn dir alles zu viel wird, dann schaue dir z.B. TED Talks oder andere Formate über spannende erfolgreiche Projekte an. Folge Accounts, die positive Gedanken teilen. Es wäre ungerecht dir selbst gegenüber, deinen Feed nur mit negativen Nachrichten zu füllen und den positiven Dingen auf der Welt keine Aufmerksamkeit zu schenken. Nur so erhältst du ein realistisches Bild von der Welt und tankst Kraft für die Hürden des Lebens.

Auch andere Menschen können dein Licht in der Dunkelheit sein. Achte aber darauf, dass ihr nicht gemeinsam in der Dunkelheit versinkt. Gemeinsam nach kreativen Lösungen zu suchen und Veränderungen anzustoßen gibt Halt und Hoffnung in die Menschheit. Aber…

3. Akzeptiere die Grenzen deiner Handlungsmöglichkeiten

Politische Herausforderungen sind kompliziert und schwer zu durchschauen. Alles hängt irgendwie zusammen und Konflikte in dem einem Land sind eng verstrickt mit der Politik anderer Länder. Daher ist es wichtig, die Grenzen der eigenen Handlungsfähigkeit zu akzeptieren und zu schauen was überhaupt im Rahmen der eigenen Möglichkeiten liegt. Man kann nicht alles ändern, aber steuern. Du allein kannst nicht bestimmten, welche Partei die Mehrheit aller Stimmen bekommt; aber du kannst die Wahlen mitsteuern, indem du wählen gehst. Du kannst nicht die globale Plastiknutzung verändern, aber auf deine eigene Plastiknutzung und die deines Umfeldes achten. Wenn du z.B. zwei Personen dahingehend überzeugst, Stoff- statt Plastiktaschen zu verwenden und die wiederum zwei weitere Personen überzeugen, dann schlägt dies große Wellen der Veränderung. Also bleib bei dir und deinem Umfeld, statt gleich die Welt als Ganzes verändern zu wollen. Akzeptiere deine Grenzen, aber vergiss nicht, dass jeder kleine Schritt in die richtige Richtung zählt und zur globalen Lösung beiträgt.

4. Verinnerliche den Sinn des Weltschmerzes

Grundsätzlich haben alle Gefühle Sinn und Zweck. Wenn wir z.B. Angst vor etwas haben, dann verhalten wir uns dementsprechend, sind vorsichtiger und aufmerksamer. Bei Gefühlen der Trauer oder Unzufriedenheit haben wir vergleichsweise weniger Kraft und ziehen uns zurück. Dies aber erlaubt uns Kraft zu tanken, indem wir uns zurückziehen, aber auch über Dinge nachdenken und reflektieren. Ohne dieses Gefühl gäbe es kaum Raum und Anlass, Situationen zu überdenken, um daraus eigene Werte und Normen abzuleiten.
Ginge es uns denn wirklich besser, wenn es keinen Weltschmerz gäbe? Im Grunde genommen zeigt uns dieser Schmerz nur, dass unsere Vorstellungen von einer Idealen Welt nicht erfüllt werden. Diese Erkenntnis erst gibt uns Anlass für Veränderung. Wenn uns die Probleme dieser Welt nicht in eine Art Unzufriedenheit oder Trauer versetzten, dann würde die Welt tatsächlich verkommen. Weltschmerz kann mobilisieren! Nutze deine Unzufriedenheit, um die Welt mitzugestalten.

Wie gehst du mit Weltschmerz um? Kommentiere hier oder schreibe uns auf Instagram @basmamagazine.

Foto: Unsplash

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