Wann hast du das letzte Mal dein Leben von außen betrachtet? Welche Gewohnheiten hast du? Was musst du leisten und was kriegst du zurück? Im Laufe deines Lebens eignest du dir Gewohnheiten an, die zur Normalität werden. Auch Dinge, die nicht optimal laufen, aber dafür schon lange, hinterfragst du im Wesentlichen nicht mehr.

Eine kreative Möglichkeit, mal aus deiner Person auszutreten und dein Leben als Außenstehende unter die Lupe zu nehmen, ist es eine Stellenanzeige für ein Double zu schreiben:

Stelle dir vor, du musst verreisen und suchst eine Vertretung für dich. Diese Person soll deinen Lebensstil perfekt nachahmen. Sie soll so gut darin sein, dass keiner deine Abwesenheit bemerkt. Um so ein Double zu finden, musst du eine Stellenanzeige schreiben, in der du möglichen Bewerber*innen mitteilst, was sie denken, tun und lassen müssen, um deinen Lebensstil perfekt nachzuahmen. Sie müssen wissen, welche typischen Denk- und Verhaltensgewohnheiten dich auszeichnen. Natürlich muss auch über die Bezahlung gesprochen werden. Gibt es eine Art Gehalt? Etwas wie ein Dank, liebevolle Komplimente oder sogar Bewunderung? Versuche eine liebevoll ironische Distanz zu dir aufzunehmen, wie das folgende Beispiel zeigt:

Anzeige: Rolle der „ewigen Versagerin“ nur an geeignete Nachfolgerin abzugeben. Die Bewerberin sollte über folgende Qualifikationen verfügen: dauerhafte Unzufriedenheit mit ihren Leistungen und sich selbst. Sätze wie „Ich kriege nichts hin“ oder „Ich bin zu dumm dafür“ sollten zu deinen Lieblingsmantras gehören. Der Begriff „Nein“ darf nur den eigenen Bedürfnissen gegenüber verwendet werden. Auf Anfragen wie: „Kannst du das bitte für mich erledigen“ muss ein sofortiges „Ja, selbstverständlich“ folgen, denn nur so erhältst du Liebe und Anerkennung von anderen. Das Gefühl, etwas Gutes geleistet zu haben, darf nicht auftreten. Auf Lob reagierst du allergisch und wirst so verlegen, dass du deine Taten schlecht redest, um nicht eingebildet zu wirken. 
Gehalt: keine Langeweile und jede Menge schlechtes Gewissen, wenn du wiedermal versagt hast.

Nachdem du deine Stellenanzeige verfasst hast, denke über folgende Fragen nach:

  • Wie viele Personen werden sich bewerben? 
  • Möchtest du selbst deine eigene Nachfolge antreten? 
  • Ist die Vergütung gerecht?
  • Was könntest du ändern, um den „Job“ attraktiver zu gestalten?
  • Was möchtest du ändern?

Quelle: Sieland, B. (2000). Hast Du heute schon gelebt?: Impulse zur Selbstentwicklung. Ed. Erlebnispädagogik.
Foto: Unsplash

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