Es wieder soweit: Der heilige Monat Ramadan verabschiedet sich. Viele schauen positiv auf diesen Monat zurück und genießen Eid al-Fitr mit Familie und Freunden, während andere in den sogenannten Post-Ramadan Blues verfallen. Das Ausfallen der Gebete und Mahlzeiten in Gemeinschaft, die allgemeine Leere in den Moscheen und Freunde, die wieder ihren alten Gewohnheiten nachgehen, rütteln an der eigenen Motivation. Manche verlieren hierdurch den Willen, ihre neu erarbeiteten Gewohnheiten fortzuführen oder verzweifeln an Versagensgefühlen, weil sie nicht alle ihre Ramadan-Ziele erreichen konnten.

Was sind Wege aus dem Post-Ramadan Blues?

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Gemeinschaft

Du bist nicht allein! Sprich Menschen in deinem Umfeld darauf an und vielleicht siehst du schon bald, wie vielen es so wie dir ergeht. Einige wecken sich an Ramadan gegenseitig zum Sahoor und Morgengebet (z.B. mit Anrufen), andere laden zum Iftar ein oder bilden Gruppenchats zum Austausch über Ramadan-Ziele. All diese Dinge müssen sich nicht auf den Ramadan beschränken. Das Morgengebet, gemeinsames Abendessen und Gemeinschaftsgebete in der Moschee sind Dinge, die uns helfen können, den Ramadan Spirit weiterzuführen.

Konsistenz

Kaum jemand schafft es jeden Monat wie im Ramadan zu leben. Unser Alltag ist meist voller Hektik und wir werden von einer Verpflichtung zur nächsten gejagt. Also sei realistisch und reflektiere darüber, welche Taten dir im Ramadan besonders gutgetan haben und welche du davon weiterhin in deinen Alltag integrieren kannst. Das Ausmaß ist veränderbar! Hast du im Ramadan zum Beispiel täglich zehn Seiten Koran gelesen, dann kannst du dies auch erstmal auf eine Seite reduzieren, um die Einbindung in deinen Alltag einfacher zu gestalten. Such dir eine Sache aus, die du weiterhin konsistent fortführen möchtest und sei nicht zu streng mit dir. Wenn du es schaffst eine Sache (egal wie groß oder klein sie ist) über Monate hinweg durchzuziehen, dann wird sie dich immer weniger Kraft kosten und die Wahrscheinlichkeit, wieder davon abzukommen, wird immer geringer.

Ramadan-Ziele zu Ende führen

Den meisten von uns geht es da ähnlich. Der Ramadan ist vorbei und nun steht hinter jedem nicht erreichten Ziel ein dickes, rotes Kreuz. Wozu jetzt weitermachen, nachdem man es im segensreichsten Monat des Jahres versäumt hat? Erkennst du dich in diesem Satz wieder?… Dann stopp!
Dieser Ansatz ist alles andere als hilfreich und entspricht einfach nicht der Realität. Es ist nicht das Ziel einen Monat lang pure Perfektion auszuleben und dann unsere Entwicklung pünktlich zum Eid abzuschließen, um uns dann bis zum nächsten Ramadan darauf ausruhen. Ebenso ist es nicht das Ziel ernsthaft an uns zu arbeiten, nur um dann aufzugeben und sich ein ganzes Jahr mit Versagensgefühlen rumzuschlagen.

Also tu dir einen Gefallen und arbeite weiter an deinen Zielen. Reflektiere, warum du bestimmte Ziele nicht erreichen konntest und nutze diese Erfahrung, um einen realistischen Zeitplan aufzustellen. Das Erreichen deiner Ziele (wenn auch zu einem etwas späteren Zeitpunkt) hilft dir dabei, deine Zeitpläne besser einzuschätzen und ein positives Selbstbild zu entwickeln. Ein positives Selbstbild wie „Ich schaffe Dinge, die ich mir vornehme“ ist wesentlich motivierender als ein negatives wie „Ich bringe Dinge nie zu Ende“ und schafft Raum für neue Ramadan-Ziele im nächsten Jahr.

Fortschritte anerkennen

Apropos positives Selbstbild: Erkenne deine Fortschritte und Entwicklung an! Es gibt sicher positive Dinge, die du in diesem Monat gelernt oder erreicht hast. Vielleicht hast du mehr Koran gelesen als das ganze Jahr zuvor? Oder du warst besonders hilfsbereit in diesem Ramadan? Bedenke auch, dass nicht nur aktive Taten als Gottesdienst gelten. Vielleicht hast du im Ramadan auch auf etwas Zusätzliches wie Fluchen oder üble Nachrede verzichtet? Das sind alles Sachen, auf die du stolz sein kannst!
Wir nutzen häufig To-do Listen für unsere Aufgaben und Ziele, aber vergessen Abgeschlossenes in die Done-Liste zu übertragen. So liegt der Fokus immer nur auf dem, was wir noch nicht ausgeführt oder erreicht haben. Vergiss nicht auch mal auf deine Errungenschaften zu blicken und sei wertschätzender mit dir selbst in dieser Hinsicht.

Genau so wie unser Körper benötigt auch unsere Seele Nahrung. Nährt eure Seelen mit Nachsicht und schönen Worten. Ich wünsche euch ein gesegnetes Fest!

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