Der gesellschaftliche Druck einer Mutter

Welch ein schöner Moment für viele Frauen, wenn einem mitgeteilt wird, dass man schwanger ist. Ich kann mich selbst noch gut daran erinnern, als meine Ärztin mich ansah und sagte: “Herzlichen Glückwunsch, Du bist schwanger!” Dieses Gefühl von Freude ist unbeschreiblich, aber zeitgleich schießen tausend andere Gedanken durch meinen Kopf.

Wie schaffe ich das? Wie kann ich meine Vorlesungen weiterhin wahrnehmen? Wie kann ich mein Studium erfolgreich beenden? Kann ich mein Studium überhaupt noch abschließen? Welchen Beruf kann ich überhaupt noch wahrnehmen? Brauche ich jetzt schon einen Kitaplatz? Werde ich meine Figur verlieren…und und und? 

Die Fragenliste ging weiter und weiter und endete einfach nicht. Letztendlich habe ich innegehalten und mir die Frage gestellt, ob ich mich nicht einfach nur freuen sollte, dass ich so ein Wunder erleben darf und glücklich sein kann. Eine Mischung aus Freude und schlechtem Gewissen überkam mich. Schnell durfte ich aber feststellen, dass genau diese Gedanken zur Realität wurden und ich mich damit auseinandersetzen musste.

Nach der Geburt meiner Tochter fing ich an, mir einen extremen Druck zu machen. Perfektion ohne Ausnahme in jeglicher Hinsicht war mein selbst gelegter Maßstab. Wieso nur? Dieser Druck, alles richtig zu machen und so gut wie es geht perfekt zu sein. Ich musste eine perfekte Mutter sein. Mein Kind brauchte nach einer Woche schon eine richtige Routine. Nur die besten Produkte durften für meine Tochter verwendet werden und selbstverständlich musste es durch Stiftungswarentest positiv beurteilt worden sein. Sollte ich stillen? Dies stand außer Frage, denn es galt nur das Beste für meine Tochter, auch wenn ich nach jedem Anlegen schmerzen empfand und meine Brustwarzen richtig wund und blutig wurden. Schweißgebadet stand ich nachts oft auf, um zu sehen, ob mein Kind auch richtig im Bett lag.

Die Handynummer meiner Hebamme kannte ich schon auswendig und ehrlich gesagt unterhielt ich mich mehr mit ihr als mit meinem eigenen Ehemann in dieser Zeit, denn er konnte mir ja nicht wirklich helfen. Habe ich übertrieben? Ist das doch normal? Warum macht man sich so verrückt und ist so verzweifelt?

Während meiner Schwangerschaft habe ich selbst und auch mein Umfeld mir die Sorgen nehmen wollen, dass sobald das Kind da ist, mein „altes“ Leben immer noch existieren wird, aber Pustekuchen! Nie wieder meine Victoria-Secret Figur (die ich natürlich nie hatte) zu bekommen, das musste ich schnell realisieren. Dass das Stillen für meine Figur kontraproduktiv war, musste ich auch hinnehmen. Der Faktor Umfeld hat zumindest bei mir nicht dazu geführt, dass der Druck abgenommen hat.Wieso stillst du immer noch deine Tochter obwohl sie schon ein Jahr alt ist? Wieso fällt es dir schwer abzunehmen? Wann beendest du deine Uni? In welchem Beruf möchtest du später arbeiten?

Als Mutter in dieser Situation mit diesen Gedanken und diesem Druck fühlt man sich von allen alleine gelassen und steht orientierungslos an einem Fleck, während andere an einem vorbeiziehen. Mir ist nun bewusst, dass ich nicht die einzige Mutter bin, die sich mit solchen Fragen auseinandersetzen musste. Denn dies ist genau der Grund, warum viele Frauen unter Druck stehen und auch an diesem zerbrechen. Gut gemeinte Tipps und Ratschläge erzeugen in diesen Situationen meist genau das Gegenteil. Sie wirken belehrend und vermitteln einem, dass man alles falsch macht obwohl man doch die Perfektion ohne Ausnahme für sich als Maßstab festgelegt hatte.

Nachdem wir Frauen die Rolle der Tochter, Schwester, und Ehefrau erfüllt haben, sollen wir natürlich auch gleichzeitig eine tolle Mutter sein, mit einer top Figur, top Laune, mit einem top Beruf und einem top Haushalt. Naja Instagram-Like!

Gibt es die perfekte Mutter, ich denke nicht. Denn in dieser Gesellschaft ist es schwer, das Perfekte zu erreichen, aber das sollte auch nicht das Ziel sein.

Denn – und da bin ich mir ganz sicher – du fürsorgliche und liebende Mutter bist perfekt für deine Kinder! Du kennst sie und sie dich am besten. Strebe nach dem Guten und lerne aus den Fehlern, aber setze dich nicht unter Druck, nur weil du das Gefühl hast, dass jemand es vielleicht besser macht. Alles hat seine Zeit! Auch ich musste es lernen und heute realisiere ich, dass ich das Beste schon habe – meine Kinder, die mich glücklich machen! Es ist nicht einfach, aber löse dich von dem gesellschaftlichen Druck, eine perfekte Mutter und Frau in jeglicher Art zu sein. So verschieden unsere Kinder sind, so verschieden ist jede einzelne Frau und Mutter, sowie ihr Lebenslauf.

Heute erinnere ich mich gerne an meine Schwangerschaft zurück und bereue es, dass ich meine Freude von unzähligen Fragen und Sorgen überflutet habe. Keiner kann dir sagen, was morgen passiert. Sei frei von diesem Druck der dir letztendlich die positive Energie entzieht, die du nicht nur für deine Kinder und Familie brauchst, sondern auch für dein Leben.

Mein Schlusswort an all euch lieben Mütter, Schwestern, Tanten, Omas… du bist Perfekt, auf deinem Weg, den du für dich gewählt hast!

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